Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ich muss dir etwas sagen

Ich muss dir etwas sagen

Titel: Ich muss dir etwas sagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Foster
Vom Netzwerk:
einen Fehler gemacht habe, aber das hatte seine Gründe. Wie auch immer, es tut mir leid, und ich hoffe, daß wir die ganze Angelegenheit wieder vergessen können.”
    Dieser Brief steckt voller Fehler, und das hat einen
    wesentlichen Grund. Der Schreiber stellt seine Ehrlichkeit zur Schau. Dieser Mann dachte - und ich weiß, daß es sich tatsächlich so verhält -, daß, wer die Wahrheit sagt und eine
    -177-
    geheime Verstrickung gesteht, die nackten Tatsachen
    unverblümt äußern sollte und so tun muß, als widerstehe er der Versuchung, die Angelegenheit zu schönen. Die Grundhaltung von Menschen, die ihre Ehrlichkeit zur Schau stellen, lautet in etwa, man sei nicht wirklich ehrlich, wenn man die Sache nicht ungeschminkt auf den Tisch knallt nach dem Motto: „Ich sage die Dinge so brutal, wie sie nun mal sind, damit du weißt, daß ich auch tatsächlich ehrlich bin.”
    Aber es dreht sich in diesem Buch darum, sowohl ehrlich zu sein als auch die Beziehung wieder ins Lot zu bringen. Also gilt es, die Wahrheit so zu äußern, daß sie der Beziehung guttut und alle Beteiligten mit dem Verlangen zurückläßt, auch in Zukunft die Wahrheit zu sagen.
    Dieser Mann geht offensichtlich, auch wenn er seine Wahrheit zur Schau stellt, dem Kern der Sache aus dem Weg und ist nicht bereit, die volle Verantwortung für sein Handeln zu
    übernehmen. Es klingt so, als hätte er immer noch etwas zu verbergen. Das zeigt sich in ausweichend formulierten Sätzen wie: „Man kann wohl mit Recht behaupten, daß es in der
    Beziehung zu ihr eigentlich nur um Sex ging. Wenigstens gilt das für mich, auch wenn sie das vielleicht anders gesehen hat.”
    In Wirklichkeit ging es in dieser Beziehung um weit mehr als Sex, und er log, als er sagte, sie habe das „vielleicht” anders gesehen. In der Tat weiß er, daß sie es anders sah, und er selber tat es auch.
    Wenn es Ihnen mit Ihrem Geständnis um Erleichterung durch
    ein Bekennen geht, wirkt schon der Anschein, man weiche
    bestimmten Dingen aus, genauso schlimm, als wenn es wirklich geschieht.

    Ein guter Brief

    Hier nun der Brief einer Frau, die ihre Affäre weitaus besser
    -178-
    gestand. Wenn Sie sich an die zuvor besprochenen Grundlagen erinnern, wird Ihnen auffallen, daß sie sich durchgehend daran hält.

    „Ich muß Dir ein Geständnis machen. Ich habe etwas getan, das mir sehr leid tut. Ich habe es aus freiem Willen g etan, aber ich würde alles dafür geben, es ungeschehen machen zu können. Ich erzähle Dir dies alles, weil ich die Hoffnung habe, daß wir durch mein Geständnis einen Weg finden, unsere Beziehung zu vertiefen und sie auf eine ehrlichere und liebevollere Grundlage zu stellen. Es tut mir leid, Dir dies bekennen zu müssen, aber ich hatte eine Affäre mit einem Kollegen. Erinnerst Du Dich an die Zeit im letzten Winter und Frühling, als ich so oft im Krankenhaus gebraucht wurde und häufig bis spät nachts gearbeitet habe? Nun, in der Zeit habe ich mehrfach mit diesem Mann geschlafen. Ich weiß nicht mehr genau, wie oft es war, aber ein dutzendmal dürfte es gewesen sein. Seither habe ich mich ernsthaft gefragt, ob ich wirklich „besondere Gefühle” für diesen Mann hegte. Damals fühlte sich das so an, und ich kann nicht leugnen, daß es eine leidenschaftliche Affäre war.
    Während der ganzen Zeit habe ich viel darüber nachgedacht, mich auf ihn einzulassen, aber ich wollte ihn nie heiraten oder unsere Ehe beenden. Es gibt wirklich keine Entschuldigung für das, was ich getan habe. Heute denke ich, daß es ziemlich egoistisch und selbstgefällig von mir war. Ich wollte es, weil es mir ein gutes Gefühl gab. Ich glaube sogar, daß ich es auch wollte, um zu sehen, ob ich es ungestraft durchziehen konnte.
    Ich hatte die ganze Zeit hindurch ein eigenartiges Gefühl, ich fühlte mich zwar schuldig, hatte aber auch ein Gefühl großer Macht. Ich habe die Affäre im April beendet, weil mir klar war, daß ich sonst unsere Ehe zerstören würde. Ich gestehe Dir dies, weil wir uns seit einigen Jahren immer wieder angiften, und wenn wir die Dinge nicht ändern, befürchte ich nichts Gutes für die Zukunft. Ein Teil von mir meinte sogar, es sei ziemlich
    -179-
    dumm, die Affäre zu beichten, denn was würde das schon bringen, aber ich weiß, daß in unserer Beziehung Raum für gegenseitige Ehrlichkeit sein muß. Außerdem kennst Du ja einige Leute im Krankenhaus, und ich wollte verhindern, daß Du es von jemand anderem erfährst, und ich wollte es Dir als erste sagen. Ich

Weitere Kostenlose Bücher