Ich muss dir etwas sagen
habe Dir noch nicht gesagt, wie leid es mir tut, was ich Dir damit angetan habe. Als ich damals die Affäre hatte, konnte ich nicht behaupten, es hätte mir so fürchterlich leid getan. Aber im Laufe der Zeit wurde mir bewußt, was ich da eigentlich machte, und es fing an, mir entsetzlich leid zu tun, und ich fühlte mich sehr schuldig, also beendete ich das Ganze.
Ich denke, als mir klar wurde, daß ich ganz allein für diese scheußliche Sache verantwortlich war, konnte ich meine Schuldgefühle nicht mehr verdrängen. Und seither fühle ich mich so. Ich weiß nicht, wie ich Dir zeigen kann, wie leid es mir tut. Was kann ich tun? Wenn es irgend etwas gibt, was ich tun kann, egal was, um es wiedergutzumachen, dann sage es mir bitte, denn das ist mein sehnlichster Wunsch. Die Grenze wäre, wenn Du mich schlagen wolltest, aber alles andere will ich tun.
Ich meine es genau so. Ich werde Buße tun, wie es in der Bibel heißt. Ich werde alles tun, was du willst, damit du das Gefühl hast, daß die Sache wieder im Lot ist. Der Gedanke, daß Du all diese Worte hier liest, erscheint mir unerträglich. Ich weiß, daß es sicherlich leichter für mich ist, mich schuldig zu fühlen und mich zu entschuldigen, als es für Dich sein muß, diese Worte zu lesen. Ich kann mir vorstellen, daß Du schockiert bist und verletzt und am Boden zerstört und mich am liebsten umbringen würdest, durcheinander bist und noch viele andere Gefühle hast.
Ich hoffe nur, daß Du Dich nicht erniedrigt fühlst - Du weißt schon, wie der Mann, dessen Frau ihm Hörner aufgesetzt hat -, denn egal, wie schlimm mein Tun war, ich wollte Dich damit nicht verurteilen oder abwerten, was Du bist oder zu bieten hast. Vielleicht war es auch ein Kommentar über den Zustand unserer Ehe, aber in Wirklichkeit war es nur ein Urteil darüber,
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wie unglaublich dumm und egoistisch ich anscheinend auch sein kann. Ich möchte diesen Brief mit dem ernsten Versprechen beenden, daß dies in unserer Ehe nie mehr geschehen wird, Du hast mein Wort. Ich weiß nicht, ob Du mir das jetzt abnehmen kannst, aber ich hoffe, Du wirst es in Zukunft tun. Ich liebe Dich, und es tut mir sehr leid, was ich getan habe, und ich hoffe, daß Dich dies alles nicht zu sehr verletzt, so daß Du einen Weg findest, wie Du mir das irgendwann mit der Zeit vergeben kannst.”
Dies ist ein wunderbarer Brief. Diese Frau stellte Ihre
Ehrlichkeit nicht zur Schau, sie kämpfte vielmehr mit sich um die größtmögliche Aufrichtigkeit und darum, zugleich die
Beziehung zu reparieren. Ein guter Brief muß nicht perfekt sein.
Diese Frau hat zwei Dinge nicht berücksichtigt: Sie hat nicht gesagt, daß sie jetzt bereit ist, ihrem Mann zuzuhören, wenn er ihr sagt, wie er sich bei alldem fühlt, und sie ist nicht auf Details eingegangen.
Es gibt auch Details, die man nicht näher ausführen sollte. Ich rate Menschen, die eine Affäre gestehen wollen, zu bekennen, wie oft sie sich mit ihren Geliebten getroffen und welche
Gefühle dabei eine Rolle gespielt haben, aber sexuelle Details wie beispielsweise wer was wann und in welcher Position
gemacht hat, sollte man besser nicht erwähnen. Sie schaffen ein unauslöschliches Bild im Geist des anderen und machen es viel schwerer, zu vergeben. Wenn man eine Affäre gesteht, und der Partner übt Druck in diese Richtung aus, sollte man erwidern:
„Ja, wir haben miteinander geschlafen, und das beichte ich Dir auch. Aber ich gehe nicht auf die Einzelheiten ein. Das fügt der Wahrheit nichts Wesentliches hinzu.”
Entscheidend in diesem Brief ist die Bereitschaft der Frau, die ganze Schuld auf sich zu nehmen, ohne etwas abzuschieben
oder den Schaden herunterzuspielen. Sie offenbart den
wesentlichen Kontext, stellt klar, daß sie gewillt ist, alles zu tun, um die Schuld wiedergutzumachen, und signalisiert Hoffnung
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für die Zukunft. Es gibt keinen Grund, weshalb nicht auch Sie so vorgehen könnten. Benutzen Sie, wo nötig, diesen Brief, und empfinden Sie ihn mit den eigenen Worten und Gefühlen Satz für Satz nach.
Erinnern Sie sich an David und Michael? David hatte viel
Geld aus dem gemeinsamen Geschäft falsch investiert und
verloren. Als er es gestand, tat er das ziemlich arrogant und untergrub damit Michaels Vertrauen, so daß eine ansonsten
äußerst produktive Geschäftspartnerschaft in die Binsen ging.
Natürlich hätte David die Sache bedeutend besser angehen
können. Er bekam keine neue Chance, aber ein Mann namens
Kevin erhielt eine
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