Ich muss dir etwas sagen
wieder Klarheit in die Beziehung zum anderen zu bringen und eventuell Probleme zu lösen, für die uns keine andere Lösung einfällt. Abgesehen davon halten wir es häufig für unsere moralische Pflicht. Und nicht zuletzt wollen wir der Möglichkeit vorgreifen, daß der Betreffende von selbst
dahinterkommt.
Aber als Kinder haben wir alle die Erfahrung gemacht, daß
Erwachsene auf das Eingeständnis eines Fehltritts oft bestürzt und mißtrauisch reagierten, auch weil wir die Angelegenheit nicht eher gestanden hatten. Wir wurden für unsere Ehrlichkeit nicht gelobt, sondern wegen des Fehlers getadelt. Und weil wir seitdem instinktiv solche Reaktionen erwarten, landen wir leicht in der unangenehmen Lage, einen Aspekt der Wahrheit
zurückzuhalten und die anderen Seiten verzerrt darzustellen.
Wir agieren wie Lügner, auch wenn wir die Wahrheit sagen -
zusätzlicher Ärger und Mißtrauen sind die Folgen.
Ich habe ja bereits berichtet, wie schlecht ich meine eigene geheime Verstrickung gebeichtet habe, aber bei diesem
Drehbuch wollen wir uns zunächst einer anderen Erfahrung
zuwenden, der Geschichte von David und Michael.
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David und Michael
Beide waren gemeinsam Eigentümer einer Werbeagentur.
David kümmerte sich um die Finanzen und das Management. Im Laufe der letzten Zeit hatte er eine Menge Geld durch schlechte Investitionen verloren. David konnte an nichts anderes mehr denken, als von Michael Vergebung zu bekommen. Das würde,
so meinte er, die Sache wieder in Ordnung bringen, und sie könnten gemeinsam weiterarbeiten. Aber David war so sehr auf Michaels Verzeihung erpicht, daß er ihm eine halbherzige,
gezuckerte Version des Ganzen erzählte - und weil er ihm dafür nur allzu leicht vergeben konnte, wurde Michael mißtrauisch. Er schaute in die Bücher und entdeckte, das David nicht alles gesagt hatte. Tatsache war, David hatte weit mehr Geld verloren und es mit weit größeren Risiko investiert, als er zugegeben hatte.
Das zerstörte Michaels Vertrauen und damit ihre Partnerschaft.
David hatte einen verzeihlichen Fehler in ein unverzeihliches Täuschungsmanöver verwandelt.
Es wäre wundervoll, wenn wir niemals Geständnisse machen
müßten, aber wir machen nun mal Fehler, oft ganz ohne böse Absicht. Und so laufen wir mit einem Schuldgefühl herum und wissen, daß wir unser Geheimnis irgendwann gestehen müssen.
Was tun?
Das Drehbuch für das Geständnis geheimer Verstrickungen Einen Zeitpunkt verabreden
Am besten geht man dabei etwa so vor: „Ich möchte mit dir
reden, aber nur, wenn wir eine Weile ungestört sein können.
Wann wäre der richtige Zeitpunkt?” Wenn Ihr Geständnis so
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wichtig ist, daß es Sie nervös macht, ist es auch wichtig genug, dem Betreffenden genügend Zeit zu geben, darauf einzugehen.
Menschen, die eine geheime Verstrickung gestanden haben,
haben mir immer wieder bekannt, es wäre besser gewesen, wenn sie mehr Zeit veranschlagt hätten, so daß sie mehr Fragen hätten klären und der andere seine Gefühle besser hätte ausdrücken können. Indem Sie erklären, daß die Angelegenheit Zeit kostet, kümmern Sie sich schon von Anfang an um die Bedürfnisse
Ihres Gegenübers.
Stecken Sie den Rahmen
Bei einer geheimen Schuld müssen Sie etwas tun, was in den anderen Kategorien nicht notwendig ist: Sie sollten einen kurzen Brief schreiben, indem Sie den Sachverhalt genau schildern und was Sie dabei empfinden (es tut Ihnen hoffentlich
außerordentlich leid) und natürlich, daß Sie sich bessern wollen.
Der Brief sollte kurz sein, aber dennoch all diese Elemente enthalten.
Die beste Methode
Meine lange Praxis hat mir gezeigt, daß diese Methode ein
potentiell zerstörerisches Geständnis äußerst zuverlässig in eine Erfahrung verwandelt, die der Beziehung der Betroffenen
insgesamt guttut. Bedenken Sie nur die Verfassung, in der Sie sich beim Geständnis befinden: Sie fühlen sich schuldig und wollen Vergebung. Sie wünschen sich diese Vergebung so sehr, daß es nahezu unmöglich ist, der Versuchung zu widerstehen, die Angelegenheit herunterzuspielen und Ihr Gegenüber davon zu überzeugen, es sei eigentlich gar nicht so schlimm.
Bei einem Geständnis geht es vor allem um Vertrauen und
Aufrichtigkeit. Man versucht, Vertrauen wiederherzustellen, indem man es erschüttert, und möchte den anderen mit seinem
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Eingeständnis einstiger Unaufrichtigkeit davon überzeugen, daß man nun aufrichtig ist. Aber David hatte bei seinem wie ich bei
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