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Ich muss dir etwas sagen

Ich muss dir etwas sagen

Titel: Ich muss dir etwas sagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Foster
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meinem Geständnis einen typischen - verführerischen - Fehler gemacht: Wir haben das eigentliche Geschehen geschönt, weil wir glaubten, dann nicht soviel gestehen zu müssen.
    Je wichtiger jedoch die Beziehung zu der Person ist, der man sein Geständnis macht, desto wahrscheinlicher wird sie
    nachhaken und Einzelheiten prüfen. Was man eigentlich außer acht lassen wollte, kommt an den Tag. Was man herunterspielen wollte, gewinnt immens an Bedeutung und zerstört das bereits erschütterte Vertrauen vollends.
    Wenn Sie Ihr Geständnis aufschreiben, fixieren Sie es - so meißeln Sie quasi in Stein, was geschehen ist. Hätte ich das damals bei meiner Beichte getan und all die Dinge
    aufgeschrieben, die ich mit jener anderen Frau getan hatte und wann, dann wäre mir sicher der Alptraum erspart geblieben, in dem ich Stück für Stück immer mehr gestehen mußte, je weiter sie nachhakte; und je mehr ich eingestehen mußte, desto mehr prüfte sie nach, bis sie auch den letzten Tropfen Wahrheit aus mir herausgequetscht hatte. Am Ende hatte sie nahezu ihr
    gesamtes Vertrauen in mich verloren.

    Sprechen Sie jetzt, oder schweigen Sie für immer
    Wenn Sie Ihren Text nachlesen, fragen Sie sich, ob das auch wirklich alles ist und ob es die Endversion ist, die Sie - komme was wolle - ohne weitere Korrekturen, Streichungen oder
    Weglassungen gestehen wollen: Eine Wahrheit, die jeder Prüfung standhält und von der Sie später nicht sagen müssen, sie sei doch nicht hundert Prozent gewesen. Wenn Sie zum Beispiel eine Affäre beichten und aufschreiben, daß Sie viermal mit der anderen Frau geschlafen hätten, sie Ihnen jedoch nie viel
    bedeutet habe, dann darf auf keinen Fall später herauskommen, daß Sie fünfmal mit ihr geschlafen haben, und es darf nirgendwo
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    ein Liebesbrief von Ihnen an diese Frau auftauchen. Weder Sie selber noch irgendein Ereignis in der Zukunft darf den Inhalt Ihres Briefes jemals Lügen strafen.
    Damit sage ich übrigens nicht, in Ihrem Brief müsse die Wahrheit und nichts als die Wahrheit stehen, so wahr Ihnen Gott helfe. Das Kapitel „Sagen oder Nicht-Sagen?” zeigt, welche Elemente hier bei der Entscheidung eine Rolle spielen.
    Ist ein Teil Ihrer Geschichte beispielsweise sehr verletzend und hat ein Geständnis dessen keinerlei Nutzen, wobei der
    Betreffende es niemals anderweitig erfahren könnte, wäre dies ein Grund, ihn außen vor zu lassen. Könnte dieser Teil jedoch irgendwann einmal ans Licht kommen, so wäre das weit
    schlimmer, als ihn gleich zu beichten. Das briefliche Geständnis erfordert, die Dinge entweder jetzt anzusprechen oder für immer darüber zu schweigen.

    Bombensichere Details
    Bei einem Geständnis kommt den Details eine überragende
    Bedeutung zu. So gestand ich meiner Frau damals recht nebulös, daß ich „ein paarmal” mit „der anderen” ausgegangen sei, daß ich aber beispielsweise nie mit ihr über unsere Ehe geredet hätte.
    Natürlich hakte meine Frau nach: „Und, wie oft seid ihr essen gegangen?”
    Nach und nach mußte ich weitere Restaurantbesuche gestehen, die ich zuvor „vergessen” hatte. Und dann „erinnerte” ich mich daran, wie wir einmal über Dinge geredet hatten, wovon ich zuvor behauptete, sie seien nie berührt worden - meine Ehe.
    Sobald Sie Ihre Geschichte ändern, stehen Sie in eben dem
    Moment, wo Sie die Wahrheit erzählen, als Lügner da. Anstatt Ihr Geständnis als die letzte, definitive, unabänderliche
    Wahrheit zu Papier zu bringen, verwandelt sich die ganze Sache in ein Horrorkabinett, in dem beide Beteiligte sich immer tiefer in eine Welt verstricken, in der Druck und Mißtrauen schier
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    endlos sind, denn jedesmal wenn der andere Druck auf Sie
    ausübt, quetscht er einen weiteren Tropfen Wahrheit aus Ihnen heraus, der wiederum das Mißtrauen vertieft und den Druck
    steigert.

    Eine solide Grundlage
    Mit einem Brief schaffen Sie eine andere Basis. Er verhindert nicht nur, daß Sie ins Schwanken kommen, sondern die
    Tatsache, daß Sie sich die Zeit fürs Schreiben genommen haben, schafft an sich bereits eine solide Grundlage und Vertrauen: Sie können jene irrationalen Reaktionen vermeiden, die leicht
    entstehen, wenn jemand sich das Geständnis einer geheimen
    Verstrickung anhören muß. Mit dem Brief wird Ihnen selber
    bewußt, wie wichtig die ganze Sache für Sie ist, und Sie
    vermeiden den Fehler, alles zu bagatellisieren.
    Weil Sie Ihre Geschichte in Briefform fixiert haben, steht alles, was Sie sich wünschen, auf

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