Ich muss dir etwas sagen
Papier, und wenn Ihre Gefühle Sie in diese oder jene Richtung zu drängen drohen, können Sie immer wieder zu dieser Basis zurückfinden. Der Brief wird Sie davon abhalten, Dinge zu sagen, die Ihnen später leid tun.
Der Brief
Ähnlich wie man mit vielen Mehlsorten Kuchen backen kann,
der ohne ganz bestimmte Zutaten jedoch kein Kuchen wird,
sollten Sie mit einem Brief zu der Verabredung erscheinen, in dem Sie folgendes klar aufgelistet haben:
► was Ihnen die Beziehung zur betroffenen Person bedeutete (das schafft einen Rahmen, gibt einen Ausblick auf die Zukunft und macht Hoffnung);
► was Sie genau getan haben;
► wie leid Ihnen Ihr Fehltritt tut und daß Sie um Vergebung
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bitten (damit erkennen Sie an, wie es für die betroffene Person sein muß, sich Ihr Geständnis anzuhören);
► was Sie zu tun gedenken (damit bieten Sie
Wiedergutmachung an).
Wenn Sie den Brief geschrieben haben, sind Sie schon fast
bereit für das Gespräch. Sie werden der betreffenden Person sagen, daß Sie ein Geständnis machen wollen, daß Sie für all ihre Gefühle, Bedürfnisse und Fragen offen sind und vor allem erreichen wollen, daß sie Ihnen vergibt und sich die Beziehung verbessert.
Letzteres unterscheidet sich natürlich von Person zu Person.
David wollte vor allem, daß Michael ihm wieder vertraute. Ich wollte, daß meine Frau und ich nicht weiter
auseinanderdrifteten. Was immer Sie wollen, jetzt ist der
Moment, das ohne Umschweife zu äußern, und zwar bevor Sie
Ihr Geständnis machen.
Die Wahrheit erzählen
Nun ist es also an der Zeit, die Wahrheit auf den Tisch zu bringen. Dabei ist es gut, wenn der andere mehrere Optionen hat. Sie könnten vielleicht folgendes sagen: „Wie ich bereits gesagt habe, ich möchte dir etwas gestehen. Aber mach dir keine Sorgen - ich bin mir sicher, wir werden es überleben. [Diese beruhigende Bemerkung ist wichtig.] Wie soll ich deiner
Ansicht nach vorgehen? Ich habe es aufgeschrieben - möchtest du es lesen? Oder soll ich es dir vorlesen?” Manchmal reagiert Ihr Gegenüber gereizt und möchte es mit Ihren eigenen Worten hören. In diesem Fall halten Sie den Brief so, daß Sie ab und zu draufblicken können, und machen Sie Ihr Geständnis so nah am Text wie möglich.
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Aber vielleicht sind Sie nervös und wollen dem anderen gar keine Wahl lassen. Wenn Sie das Gefühl haben, Sie können es nur durchstehen, wenn der andere den Brief liest, dann hilft es womöglich, zu sagen: „Ich habe es aufgeschrieben, weil ich auch wirklich möchte, daß du es liest.”
Durch meine Arbeit als Therapeut kommt mir das Privileg zu, viele solcher Briefe zu lesen. Ich habe schreckliche Briefe von geübten Schreibern - Dichter, Richter, Schauspieler zum
Beispiel gesehen und wundervolle Episteln von kaum gebildeten Leute oder Menschen, die ansonsten nur wenig mit
Kommunikation zu tun haben - Gärtner,
Computerprogrammierer, Teenager und andere. Heute weiß ich, daß jeder einen guten Brief schreiben kann, aber auch jeder Gefahr läuft, einen schlechten zu verfassen.
Wichtige Grundprinzipien
Oft fehlt bei einem Geständnis das Empfinden, wie es für den anderen ist, sich diese Beichte anzuhören. Die meisten, die eine geheime Verstrickung gestehen möchten, sind fast
ausschließlich mit den eigenen Gefühlen beschäftigt. Sogar sehr sensible Menschen, die sich der Person, der sie ihr Geständnis machen, sehr nahe fühlen, verlieren deren Situation dabei leicht aus den Augen. In den vielen Gesprächen mit denjenigen, die sich ein Geständnis anhören mußten, haben sich die folgenden Grundprinzipien herauskristallisiert:
► Wenn Sie berichten, was geschehen ist, benutzen Sie
einfache Worte, und äußern Sie sich ohne Umschweife.
► Rechtfertigen oder verteidigen Sie sich bei einem
Geständnis auf keinen Fall.
► Berichten Sie nur Tatsachen. Erwähnen Sie alle wichtigen Details, aber lassen Sie sich nicht dazu hinreißen, endlos irrelevante Einzelheiten preiszugeben.
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► Wie bereits besprochen, sollte Ihr Brief vollständig und genau sein und später nicht verändert oder angepaßt werden müssen.
► Äußern Sie, wie leid es Ihnen tut. Machen Sie sich keine Sorgen darüber, daß Sie vielleicht schuldiger aussehen, als Sie es sind, nur weil Sie sich leidenschaftlich entschuldigen. Ihre Schuld vergrößert sich dann, wenn es so aussieht, als bereuten Sie es nicht.
► Stellen Sie den Fehltritt in einen Kontext. Es ist
außerordentlich schwer, etwas zu
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