Ich muss dir etwas sagen
sexuell aktiv wurde. Hätte Sie sich also darauf konzentriert, was sie eigentlich von ihm wollte, dann wäre alles sicherlich ganz anders abgelaufen.
Das Bedürfnis, eine Szene zu vermeiden
Angenommen, die Wahrheit lautet: „Sie sind entlassen.” Aber
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wer Konfrontationen scheut, versteht auch, daß man nicht nur diese Worte sagen, sondern außerdem vermeiden möchte, daß
der Mitarbeiter einem eine riesige, nervenaufreibende Szene macht oder einen Streit vom Zaun bricht. Sie wollen nicht „mal sehen, wie gut er die schlechte Nachricht aufnimmt”. Sie wollen erreichen, daß er sie ruhig aufnimmt.
Das Bedürfnis, nicht zu manipulieren
Manche Leute werden ganz unruhig, wenn sie überlegen, was
geschehen soll, denn der Verdacht liegt nahe, daß sie andere damit zu manipulieren versuchen. Aber andersherum lautet die Frage doch, welche Art Mensch man ist, wenn man seine
Wahrheit äußert und damit eine Katastrophe heraufbeschwört?
Janet wollte Gregory nicht manipulieren, aber sie war letzten Endes unglaublich wütend auf ihren Mann. Ich wollte mich dem Vorwurf der Manipulation keinesfalls aussetzen, aber am Ende war meine Frau total sauer. Arthur wollte niemanden
manipulieren, aber als er mit seiner Wahrheit herausplatzte -
„Wie wär's, wenn du mir ein bißchen Geld für mein Geschäft gäbest?” - und seine Mutter ihm keines geben wollte (obwohl sie genug hatte), war er verletzt und enttäuscht und ging auf Distanz, was ihr wiederum das Gefühl gab, ihn verloren zu
haben.
Wenn wir nicht anerkennen, was wir in Wirklichkeit wollen, wissen wir auch nicht, worum es uns eigentlich geht.
Sie sind kein schlechter Mensch, weil Sie darüber nachdenken, was Sie mit Ihrer Wahrheit erreichen wollen. Sie sind nur
schlecht, wenn Sie versuchen, Ihr Ziel rücksichtslos zu
erreichen. Sie sind vielmehr außerordentlich fair, wenn Sie anerkennen, daß alle Beteiligten in so einer Situation
Bedürfnisse haben und Sie deshalb die Bedürfnisse Ihres
Gegenübers berücksichtigen, ohne dabei die eigenen zu
vernachlässigen.
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Es dürfte an dieser Stelle hilfreich sein, die sechs Kategorien der Wahrheit in bezug auf die gewünschten Resultate noch
einmal Stück für Stück durchzugehen.
Brisante Gefühle enthüllen
Zunächst müssen Sie entscheiden, was Sie mit der Enthüllung Ihrer Gefühle erreichen wollen. Was allerdings heißt in diesem Zusammenhang „etwas erreichen wollen”? Man teilt seine
Gefühle doch einfach nur ehrlich mit, oder? Sicherlich, aber es gibt dennoch zwei Aspekte, die man beachten sollte.
Die Konsequenzen
Erstens haben Worte Konsequenzen. Wenn man
beispielsweise beim ersten Rendezvous sagt „Ich liebe dich”, so zieht das einiges nach sich, ebenso, wenn man einer
Arbeitskollegin sagt, daß man sie attraktiv findet. Einem Freund mitzuteilen, daß man es langweilig findet, mit ihm gemeinsam etwas zu unternehmen, dürfte auch Konsequenzen haben.
Eine junge Frau begleitete ihren Ehemann zu einem offiziellen Abendessen an die Fakultät, die gerade einen Arbeitsvertrag mit ihm abgeschlossen hatte. Die Leute an ihrem Tisch sprachen über den Holocaust, aber sie fand die Art und Weise skandalös.
Schließlich konnte sie ihre Gefühle nicht mehr im Zaum halten.
„Was ist bloß mit Ihnen los?” platzte es aus ihr heraus. „Das klingt alles so glatt und trocken. Haben Sie kein Herz? Bedeutet Ihnen alles das denn überhaupt nichts?” Die Runde war zwar schockiert, verhielt sich aber dennoch höflich. Der Vertrag ihres Ehemanns wurde allerdings nicht verlängert. Man hielt das Paar schlicht für „nicht kollegial”.
Erwünschte Konsequenzen
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Zweitens gilt es zu beachten, daß man immer bestimmte
Konsequenzen anstrebt. Jeder Mensch hat Ziele. Man will, daß die Dinge sich in eine bestimmte Richtung entwickeln, und man sollte daher auch hinsichtlich der eigenen Gefühle seine wahren Absichten anerkennen und berücksichtigen.
Bedenken Sie doch einmal folgendes: Angenommen, Sie
haben einem Freund gerade gesagt, wie Sie sich fühlen. Was geschieht nun, und welche Gefühle weckt das? Wie reagiert Ihr Freund auf Ihre Gefühle? Bringt diese Reaktion Sie Ihren Zielen näher, oder rücken sie dadurch in weite Ferne?
„ Ich liebe dich”
Lassen Sie uns das Ganze einmal anhand dieser
Gefühlsäußerung durchgehen: Sie möchten einer Frau sagen,
daß Sie sie lieben, weil Sie so empfinden. Was geschieht,
nachdem Sie ihr das gesagt haben? Wartet sie nur auf diese
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