Ich muss dir etwas sagen
auf diese Definition fest, so daß Sie, wenn „das nächste Mal” da ist, nicht wieder dem Manana-Syndrom verfallen, indem Sie sich einen noch besseren Moment in der Zukunft für Ihre Eröffnung herbeiträumen.
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Die halbherzige Lösung
Dieser Fehler besteht darin, nur einen - eventuell großen - Teil der Geschichte zu erzählen und den anderen zu verschweigen oder ihn zu verdrehen. Dabei hofft man natürlich, daß dieser Teil nie herauskommt. Aber man muß schon großes Glück
haben, um mit „dieser Lösung” durchzukommen. Das Problem
konfliktscheuer Zeitgenossen besteht darin, daß sie sich in ihrer Furcht, schwierige Themen anzuschneiden, ganz leicht darüber täuschen, wie wahrscheinlich es ist, daß der verschwiegene Teil ans Licht kommt: Es wird schon nicht rauskommen - glauben
sie.
Kirks Geschichte
Ich denke dabei an Kirk, der seinen Eltern noch immer nicht erzählt hatte, daß er schwul war, als man schließlich Aids bei ihm feststellte. Weil er sich davor fürchtete, sie mit all diesen schlechten Nachrichten auf einmal zu konfrontieren, dachte er, er könne sie über seine Aidsinfektion aufklären und seine
Homosexualität verschweigen. Seine Eltern, die wie die meisten Amerikaner einen Zusammenhang zwischen Aids und
Homosexualität annehmen, fragten ihn, ob er schwul sei, und er stritt es ab.
Die meisten Eltern, auch wenn sie die „traditionellen
Familienwerte” hochhalten, akzeptieren letztlich die
Homosexualität von Sohn oder Tochter. Auch Kirks Eltern
hätten wohl nicht anders reagiert, aber sein Leugnen brachte sie dazu, ihn für einen Lügner zu halten. Außerdem empfanden sie es als Ablehnung, wodurch es noch schwerer zu ertragen war.
Sie hatten das Gefühl, ihrem Sohn nicht mehr vertrauen zu
können und daß er eigentlich nichts mit ihnen zu tun haben wolle. Als Kirk starb, hatte er sich vollends von seinen Eltern
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entfremdet.
Kirks Geschichte ist ein Drama, und dennoch spielt
Halbherzigkeit bei uns Konfliktscheuen häufiger eine Rolle, als man meint, und dazu noch auf ziemlich stupide Art und Weise.
Statt den wichtigen Teil der Geschichte wegzulassen - was
natürlich auch ein Fehler wäre, aber bei Feigheit wenigstens Sinn machen würde -, lassen wir oft einen völlig unwichtigen Teil außen vor. Der Fehler ist nicht nur genauso groß, sondern auch noch absolut sinnlos. Das klassische Beispiel ist der Mann, der eine Affäre gesteht und behauptet, er hätte nur zweimal mit jener Frau geschlafen. Wenn seine Frau später dahinterkommt, daß es vier- statt zweimal war, reduziert das seine
Glaubwürdigkeit auf Null.
Wie man diesen Fehler vermeidet
Trennen Sie die Entscheidung, ob Sie eine brisante Wahrheit erzählen, von der Frage, wie Sie das tun werden. Manchmal selten - ist es besser, überhaupt nichts zu sagen. Ist es jedoch klar, daß Sie die Wahrheit erzählen werden, dann bedenken Sie, worum es in Wirklichkeit geht: Es geht darum, die ganze Wahrheit zu äußern! Nur einen Teil zu erzählen, führt leicht zu immensen Schwierigkeiten und hat keinerlei erkennbaren
Nutzen.
„Es ist nicht besonders wichtig”
Diesen Fehler macht man, wenn man die betreffende Person
überzeugen möchte, daß, was man zu sagen hat, eigentlich eine Lappalie sei. Vielleicht versucht man nur, die Sache ein wenig herunterzuspielen, aber in Wirklichkeit verletzt man den
anderen damit. Hier ein paar Beispiele, wozu dieser Fehler führen kann:
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► Ein Mann, der die Bande zu seiner Schwester enger knüpfen wollte, versuchte sie zu überreden, seinen fünfjährigen Sohn ein paar Wochen bei sich aufzunehmen, während er mit seiner Frau Ferien machte. Ohne zu bedenken, daß dies für seine Schwester eine ziemliche Belastung darstellen würde, sagte er: „Ich sehe nicht ein, was du dagegen haben könntest; er wird dir keinerlei Schwierigkeiten bereiten.”
► Ein Mann erzählte seiner Verlobten, daß er als Kind
adoptiert worden war, als sie gerade einen gemeinsamen Abend beendeten. Als sie Fragen stellte, schob er dem einen Riegel vor mit der Behauptung, es wäre nicht so wichtig, weil es ihm egal sei, und daß sie sich deswegen keine Gedanken machen solle.
► Ein Kardiologe teilte einem sechzigjährigen Mann mit,
seine Herzkranzgefäße seien stark angegriffen, er gehöre aber zu den wenigen, denen eine Operation nicht helfen könne.
Nachdem der Mann dies - nach einer viel zu langen
Verzögerung seiner Frau erzählt hatte, meinte er lapidar, er werde es
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