Ich muss dir etwas sagen
war einer von beiden zu weit gegangen.
Wie man diesen Fehler vermeidet
Versetzen Sie sich in den anderen. Wenn jemand Ihnen auf die Füße steigt, macht es den Schmerz schlimmer, wenn er sich
umfassend entschuldigt? Nein, natürlich nicht. Ganz im
Gegenteil.
Seien Sie sich immer der Tatsache bewußt, wie verführerisch es ist, zu versuchen, Ihre Wahrheit herunterzuspielen. Bedenken Sie:
Je mehr Sie die Sache herunterspielen, desto mehr wird sie dem Betreffenden wichtig. Wenn Sie einen großen Wunsch
äußern, so sagen Sie das auch: „Ich weiß, daß ich wirklich sehr viel verlange.” Wenn Sie etwas gestehen, was dem anderen weh tut, sagen Sie es: „Ich weiß, daß ich etwas Schlimmes getan habe und wie sehr ich dich damit verletzte.” Wenn Sie jemanden kritisieren, dann sagen Sie: „Ich kann verstehen, wenn du dich angegriffen und herabgesetzt fühlst. Es kann schrecklich sein, sich so eine Kritik anhören zu müssen.” Wie hart die Wahrheit auch ist, wenn Sie in diesem Sinne vorgehen, werden Ihre Worte bei Ihrem Gegenüber nicht von dem Gefühl blockiert, Sie
verstünden nicht, was Sie damit auslösen.
Das Nest beschmutzen
In allen Beziehungen zu Menschen, die einem wichtig sind, gibt es so etwas wie eine emotionale Geographie - Orte, an denen beide sich sicher und wohl fühlen und solche, wo sie sich eher unwohl fühlen und schlecht miteinander zurechtkommen. Und
es gibt neutrale Orte. Dennoch wird oft der Fehler gemacht, eine unangenehme Sache an einem Ort zur Sprache zu bringen, an
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dem beide sich sicher und wohl fühlen. Das kann im nachhinein zu einem Problem werden.
Ein einfaches, doch drastisches Beispiel kann das
verdeutlichen: Angenommen, Sie sind verheiratet, und
ungeachtet der Probleme, die es auch schon gegeben hat, war das gemeinsame Schlafzimmer immer ein Ort für Sex,
Romantik, wohlige Entspannung - ein sicherer Hafen. Wenn Sie nun eine Affäre gestehen müssen, wird das eine Menge Folgen haben. Wollen Sie diese Folgen denn nicht so weit entfernt vom Schlafzimmer halten wie möglich? Wenn Sie Ihre Schuld im
Schlafzimmer bekennen, laufen Sie Gefahr, genau die
Umgebung zu vergiften, die Ihnen bei der Versöhnung eine
Hilfe sein könnte.
Es wird Sie vielleicht erstaunen, wie stark diese emotionale Geographie wirkt. Sie haben beispielsweise eine gute
Arbeitsbeziehung zu Ihrer Chefin entwickelt und treffen sich meistens in deren Büro. Doch eines Tages kritisiert sie Ihre Arbeit heftig, und es fällt Ihnen schwer, sich diese Kritik anzuhören. Wenn sie Ihnen das in ihrem Büro sagt, wo Sie so viel produktive und gute Zeiten verbracht haben, werden Sie sich dort in Zukunft immer ein wenig in der Defensive fühlen.
Sagt sie es Ihnen hingegen beim Lunch in einem Restaurant, wo sie selten hingehen, ist es viel leichter, wieder in ihr Büro zu kommen und neu zu beginnen.
Wie man diesen Fehler vermeidet
Bevor Sie jemandem etwas Unangenehmes sagen, betrachen
Sie die emotionale Geographie der Beziehung. Denken Sie an die Orte, die beide Beteiligten als gut empfinden, was auch immer das im einzelnen bedeuten mag: glücklich, sicher,
produktiv, romantisch, angenehm lustig, etc. Diese Orte
scheiden aus.
Am einfachsten ist ein neutraler Ort, den sie später nicht mehr
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brauchen, wenn Sie die Beziehung reparieren.
Andere wissen Bescheid, nur der Betreffende nicht
Angenommen, Sie müßten XY etwas sagen, was Ihnen sehr
schwerfällt. Wenn Sie anderen erzählen, was Sie XY sagen
müßten, noch bevor Sie es XY selbst sagen, machen Sie diesen Fehler.
Sie könnten natürlich damit durchkommen, wenn XY niemals
herausfindet, daß Sie zunächst mit anderen über die
Angelegenheit gesprochen haben. Aber lose Zungen gibt es
zuhauf, und es fällt den meisten Menschen schwer, ein
Geheimnis zu wahren. Die Wahrscheinlichkeit ist also ziemlich hoch, daß XY Ihre brisante Wahrheit entweder zu Ohren
kommt, bevor Sie sie ihm erzählen, oder aber, daß er hinterher vernehmen muß, es als letzter erfahren zu haben.
Dies ist deshalb ein fataler Fehler, weil Menschen sich in einem gewissen Grad mißhandelt fühlen, wenn sie sich etwas Unangenehmes anhören müssen. Wenn wir schlechte
Nachrichten erhalten oder jemand uns um einen heiklen
Gefallen bittet oder sonst etwas Unangenehmes sagt, so ist das auch ein Anschlag auf unseren inneren Frieden, unsere
persönliche Integrität und unsere Selbstachtung.
Daß Empfänger unangenehmer Wahrheiten sich oft
mißhandelt fühlen, war
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