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Ich muss Sie küssen, Miss Dove

Titel: Ich muss Sie küssen, Miss Dove Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Lee
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zu verbringen. Ich wäre nie auf die Idee gekommen, dass Harry etwas dagegen haben könnte."
    „Das glaube ich." Harry warf ihr einen finsteren Blick zu.
    „Ich habe die Einladung in Dillmouths Gegenwart ausgesprochen", fuhr Diana gelassen fort. „Er hat sie im Namen der Mädchen angenommen. Ich kann sie jetzt nicht wieder zurücknehmen."
    „Allerdings nicht!" Antonia schüttelte sich bei dem bloßen Gedanken daran. „Das wäre sehr unhöflich."
    Harry stöhnte; er wusste, er saß in der Falle. Obwohl Dillmouth hohe Schulden hatte, war er doch ein Marquess, im Rang also weit höherstehend als Harry, und er hatte großen Einfluss im Oberhaus. Er war nicht der Typ Mann, der eine Brüskierung schnell vergaß. Da die gesellschaftlichen Chancen seiner Schwestern wegen Harrys Scheidung ohnehin schon ziemlich beeinträchtigt waren, konnten sie es sich nicht leisten, einen Mann wie Dillmouth zu brüskieren. Harry wusste nicht, ob er Diana erwürgen oder mit dem Kopf gegen eine Wand rennen sollte.
    „Dann ist es also abgemacht. Sie kommen in einer Woche, genau rechtzeitig zu deiner Rückkehr aus Berkshire." Diana lächelte ihn an. „Übrigens, Harry, du hast Lady Felicity noch nie gesehen. Bildhübsches Mädchen."
    Er sah seine älteste Schwester an, bemerkte das leichte Zucken ihrer Mundwinkel und begriff, dass sie von Anfang an Felicity Abernathy für ihn im Sinn gehabt hatte.
    „Ja, sie ist bezaubernd, nicht wahr?", fiel Vivian mit ein. „Wenn ich mich recht erinnere, hat sie schwarzes Haar und dunkle Augen. Bei diesem Typus kommt Schmuck immer so besonders faszinierend zur Geltung."
    „Sie ist allerdings sehr temperamentvoll", warnte Phoebe, aber selbst aus den Augenwinkeln konnte Harry sehen, dass sie ein Lächeln zu unterdrücken versuchte. „Man sagt, dieser Zweig der Familie hätte südländisches Blut in den Adern."
    Schwestern waren wahre Teufelinnen. Sie kannten seine Schwächen einfach zu gut. Harry fragte sich, ob er auswandern und sich ein Landhaus in Amerika anschaffen sollte.
    In der folgenden Woche grübelte Emma kaum noch über ihren bevorstehenden Geburtstag nach, aber in der Nacht davor träumte sie plötzlich von Seide. Von schwerem, schimmerndem Taft, geschneidert zu einem prachtvollen Ballkleid, das beim Gehen raschelte und diese enorm aufgebauschten Ärmel hatte, die momentan so in Mode waren. Es war grüne Seide, bestickt mit winzigen grünen und blauen Glastropfen, die im Licht der Kristalllüster funkelten.
    Kristalllüster? Ja, denn sie befand sich auf einem Ball, und gerade wurde ein Walzer gespielt. Sie tanzte mit einem Mann. Seltsamerweise konnte sie sein Gesicht nicht erkennen, es war irgendwie verschwommen, aber er brachte sie zum Lachen, und das mochte sie. Plötzlich hielt sie einen Fächer in der Hand; einen großen, exotisch wirkenden Fächer aus Pfauenfedern. Sie klappte ihn auf und warf dem Mann über den Fächerrand hinweg einen koketten Blick zu; dabei umwehten die Federn angenehm ihre Wangen.
    Emma wachte auf und schaute genau in Mr. Pigeons Gesicht. Es waren seine langen Schnurrhaare, die ihre Nase kitzelten. Er miaute laut zur Begrüßung, und sie schloss verwirrt noch einmal die Augen. Als sie sie jedoch wieder öffnete, lag der rotgetigerte Kater tatsächlich neben ihr auf dem Kopfkissen.
    Es war also nur ein Traum gewesen. Und was für ein seltsamer Traum. Seidentaft - der war doch unbezahlbar teuer! Und wie um Himmels willen sollte man mit einem Mann Walzer tanzen und gleichzeitig einen riesigen Fächer schwenken können? Trotzdem empfand sie einen leichten Hauch von Wehmut, dass das schöne Kleid und der faszinierende Mann nicht wirklich gewesen waren.
    Der Fächer jedoch der Fächer, das war etwas anderes. Den gab es tatsächlich. So ein hübsches Ding mit seinen langen Federn, dem geschnitzten Elfenbeingriff und den blauen Seidentroddeln. Sie hatte ihn in dem kleinen Kuriositätengeschäft in der Regent Street gesehen, im selben Geschäft, indem sie auch Lady Phoebes Limoges-Dose gefunden hatte. Es war die Art von Laden, wo falsche Lapislazuliketten für drei Pence das Stück neben mit Edelsteinen besetzten Schnupftabakdosen für Hunderte von Pfund lagen; genau die Art von Laden, in dem es auch solche Fächer gab. Einen Fächer, der zwei Guineas kostete, wie sie sich in Erinnerung rief. Ein ungeheurer Preis für so ein frivoles Accessoire.
    Emma drehte sich auf den Rücken und sah zur Decke hinauf, aber ihr Blick reichte weit über die buttergelben Wände ihrer

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