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Ich muss Sie küssen, Miss Dove

Titel: Ich muss Sie küssen, Miss Dove Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Lee
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geschätzt gefühlt? Nein", beantwortete sie ihre eigene Frage, ehe er das tun konnte. „Aber jetzt wollen Sie, dass ich zurückkehre, und so setzen Sie Ihre Schmeicheleien als Strategie ein. Als ob ein Kompliment über mein Haar ausreichen würde, mich zu überzeugen!"
    Auf die Idee war Harry gar nicht gekommen. Es stimmte, dass er in seinem Privatleben eine gewisse Schwäche für schwarzhaarige Frauen hatte, aber das machte seine Bemerkung über Miss Doves Haar keineswegs zu einer Unaufrichtigkeit. Es ärgerte ihn, dass sie das glaubte. Er wollte das gerade richtigstellen, aber sie gab ihm gar keine Chance dazu.
    Tief Luft holend setzte Emma ihre Rede fort: „Außerdem haben Sie mich schon vorher angelogen, warum sollte ich jetzt irgendetwas für bare Münze nehmen, was Sie sagen?"
    Er erstarrte. Er war kein Lügner, und niemand hatte es je gewagt, ihn als solchen zu bezichtigen. „Ich lüge nicht, Miss Dove. Auch wenn Sie mich und meine Beweggründe so einschätzen — ich mache keine unaufrichtigen Komplimente, sondern nur ehrlich gemeinte. Dass ich manchmal berechnend bin, gebe ich zu — wäre ich es nicht, hätte ich wohl kaum geschäftlichen Erfolg. Und ich lüge nicht."
    „Dann nennen wir es eben so: Sie sagen bisweilen nicht die ganze Wahrheit. Gefällt Ihnen das besser? Sie wussten nicht einmal, dass Mrs. Bartleby mein Pseudonym ist, dabei steht es mitten auf dem Titelblatt jedes Manuskripts, das ich Ihnen je gegeben habe!"
    „Also darum geht es hier?" Nun wusste er also, wer Mrs. Bartleby war, aber im Moment war diese Erkenntnis nicht sehr befriedigend. „Großer Gott, ich studiere doch Ihre Titelseiten nicht! Warum sollte ich? Wenn Sie mir Ihr Werk in die Hand drücken, weiß ich doch ganz genau, dass Sie es geschrieben haben! "
    „Lassen wir die Titelseiten beiseite. Wenn Sie sich tatsächlich mit meinen Manuskripten auseinandergesetzt hätten, wäre Ihnen auch schon lange klar gewesen, wer Mrs. Bartleby ist! Sie haben mich immer glauben lassen, Sie hätten sie gelesen, aber das haben Sie nicht!"
    Das Ganze wurde allmählich lächerlich. „Ich sagte Ihnen, ich hätte genug davon gelesen, um mir eine Meinung darüber bilden zu können. Das ist alles, was jeder andere Verleger auch tut. Wenn das Manuskript nicht sofort sein Interesse weckt, beschäftigt er sich gar nicht erst weiter damit. Wenn wir alles lesen würden, was man uns vorlegt, kämen wir gar nicht mehr zu all den anderen Pflichten, die wir haben. Und nachdem Sie nun schon fünf Jahre für einen Verleger arbeiten und die Umschläge all der unverlangt zugesandten Manuskripte öffnen, die ich und meine Redakteure erhalten, sollten Sie das eigentlich wissen!"
    „Ich weiß nur, dass Sie von mir niemals etwas veröffentlichen werden, weil Sie einfach nicht vorurteilsfrei an die Sache herangehen können. Sie sind viel zu engstirnig."
    „Ich bin nicht engstirnig!"
    „Doch, diesen Charaktermakel von Ihnen habe ich mittlerweile akzeptiert", fuhr sie ungerührt fort. „Daher habe ich mein Werk zu jemandem gebracht, der meine Arbeit respektiert. Und der mich respektiert."
    „Respekt?" Die Andeutung, er hätte keinen Respekt vor ihr, war eine Beleidigung seiner Person, die ihn wirklich wütend machte. „Wenn Sie denken, Barringer hätte auch nur eine Spur Respekt vor Ihnen oder Ihrer Arbeit, dann täuschen Sie sich. Grob gesagt sind Sie unter seinem Stand, und Barringer ist einer von diesen aufgeblasenen Hohlköpfen, von denen es in seinen Kreisen so viele gibt, die großen Wert auf solche Unterschiede legen. Er ist ein versnobter Heuchler."
    „Über Sie hat er sich ähnlich schmeichelhaft geäußert."
    „Darauf möchte ich wetten."
    „Aussagen, die meine eigenen Einschätzungen Ihrer Person nur noch bestätigt haben."
    „Was für Einschätzungen? Sie behaupten, mein Naturell in- und auswendig zu kennen, aber wenn das wahr wäre, müssten Sie allem, was dieses Großmaul Barringer über mich behauptet, eigentlich komplett widersprechen. Sie glauben, mich zu kennen? Offensichtlich ist dies nicht der Fall, Miss Dove."
    „Und wenn Sie glauben, ich würde wieder für Sie arbeiten und es weiterhin ertragen, dass Sie meine Manuskripte als Lächerlichkeit abtun, dann kennen Sie mich nicht, Mylord!”
    Harry starrte sie an. Ihre Wangen waren vor Zorn gerötet, ihr Haar schien rote Funken zu sprühen und ihre Hände waren noch immer zu Fäusten geballt.
    Fünf Jahre war sie nun seine Angestellte gewesen, und jeder von ihnen war der Ansicht, dass

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