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Ich muss Sie küssen, Miss Dove

Titel: Ich muss Sie küssen, Miss Dove Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Lee
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was zählt." Sie trat zur Seite und öffnete die Tür. Nachdem sie ein raschen Blick nach draußen geworfen hatte, sah sie Harry an und wartete.
    Als er keine Anstalten machte zu gehen, seufzte sie schwer und stellte sich wieder vor ihn. Mit den Händen schob sie ihn in den Flur hinaus. „Ich werde endlich eine veröffentlichte Autorin sein, so wie ich es mir immer gewünscht habe. Barringer wird ein Vermögen verdienen und Ihnen damit eins auswischen wollen, so wie Sie es ihm ja unterstellen. Unsere Zusammenarbeit wird ein grandioser Erfolg werden." An der Schwelle blieb sie stehen. „Aber das Beste von allem ist, dass ich nie wieder Geschenke für Ihre grässlichen Geliebten kaufen muss!" Sie wollte schon die Tür schließen, als ihr noch etwas einfiel. „Und Mr. Pigeon ist nicht fett!" Damit knallte sie ihm die Tür vor der Nase zu.
    Harry starrte auf die geschlossene Tür und konnte nicht fassen, was gerade geschehen war. Eigentlich war er hergekommen als gütiger Arbeitgeber, der seiner fehlgeleiteten Sekretärin eine zweite Chance geben wollte. Eigentlich hätte sie ihren ungestümen Entschluss bereuen sollen. Eigentlich hätte sie alles noch einmal überdenken und zur Vernunft kommen sollen. Eigentlich hätte sie am kommenden Tag wieder an ihrem Schreibtisch sitzen sollen. Stattdessen hatte sie ihm die Tür vor der Nase zugeschlagen, und seine fügsame, vernünftige und tüchtige Sekretärin arbeitete jetzt für den widerlichen Lord Barringer.
    Harry rieb sich die Augen und fragte sich, ob er vielleicht, wie Alice im Wunderland, durch einen Spiegel in eine Welt gelangt war, in der alles auf den Kopf gestellt und nichts so war, wie es den Anschein hatte.
    Eines jedoch stand fest. Miss Dove wusste nichts von Barringers finanzieller Lage, und sie hatte keine Ahnung, dass es ihr Schicksal war, schon bald wieder für Harry zu arbeiten. Barringer verstand sich gut darauf, Wohlstand vorzutäuschen, aber Harry war bekannt, dass die Gläubiger von allen Seiten Druck auf den Earl ausübten. Schon bald würde Barringer gezwungen sein, die Gazette zu veräußern, und wenn Harry sie dann aufkaufte, wollte er das Blatt bunter und unterhaltsamer gestalten. Eine Kolumne über Etikette war dabei nicht vorgesehen.
    Er hatte versucht, Miss Dove all das zu sagen, aber sie hatte sich geweigert, ihm zuzuhören. Zwei Mal hatte sie ihn in seiner Erklärung unterbrochen. Darüber hinaus hatte sie seine Manieren in Frage gestellt, ihm fehlenden Respekt vor ihr vorgeworfen und ihn als Lügner bezeichnet. Ein solches Verhalten konnte in keinem Buch über Etikette Billigung finden.
    Er beschloss, keinen Versuch mehr zu unternehmen, ihr die Lage zu erläutern. Sollte sie doch selbst die Wahrheit über ihren neuen Arbeitgeber herausfinden. Wenn es so weit war, würde er da sein, ihr gern wieder ihre frühere Stelle anbieten und bereit sein, die Vergangenheit ruhen zu lassen.
    Harry setzte seinen Hut auf und stieg die Treppe hinab. Vielleicht hatte die ganze Geschichte ja auch etwas Gutes.
    Vielleicht sah Miss Dove bald ein, dass es sich nicht lohnte, Etikettebücher zu schreiben, und dass es sich noch weniger lohnte, sie zu veröffentlichen. Die Leute wollten nichts darüber lesen, wie man sich anständig benahm. Sie wollten lieber darüber lesen, wie andere Leute sich schlecht benahmen.
    Noch ahnte sie es nicht, aber schon in wenigen Wochen würde Miss Dove wieder an ihrem Schreibtisch sitzen. Harry musste jetzt nur einen vorübergehenden Ersatz für sie finden und sich ein wenig in Geduld üben. Das konnte doch nicht so schwer sein, nicht wahr?

6. KAPITEL
Es kommt nicht auf die Angemessenheit eines Preises an, sondern darauf, wie viel man zu zahlen bereit ist.
    Mrs. Bartlebys Social Gazette, 1893

    Wenn Harry noch irgendwelche Zweifel am Niedergang von Miss Doves literarischer Karriere gehabt hatte, so beruhigte ihn die Samstagsausgabe der nächsten Gazette . Er hielt die aufgeschlagene Zeitung in der linken Hand und las Miss Doves Kolumne, während ihm einer seiner Diener, Cummings, in sein Jackett half.
    Nachdem die ersten beiden Absätze seine Neugier befriedigt hatten, ließ Harry die Zeitung auf das Silbertablett fallen, das ihm ein anderer Butler hinhielt. „Danke, Jackson. Nehmen Sie sie mit nach unten und legen Sie sie zu den anderen im Esszimmer. Ich komme auch gleich."
    „Sehr wohl, Mylord." Der Butler zog sich zurück, und Harry drehte sich um und hob das Kinn an, damit Cummings ihm die Krawatte binden konnte. Wie man

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