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Ich muss Sie küssen, Miss Dove

Titel: Ich muss Sie küssen, Miss Dove Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Lee
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entziehen."
    Darüber war nicht zu streiten, denn es stimmte schließlich. „Und das war nicht richtig von mir! Wie konnte ich nur erlauben, dass Sie etwas so Verruchtes tun!"
    „Sie glauben, das, was sich vorhin zugetragen hat, wäre verrucht? Emma, Sie werden deswegen nicht in die Hölle kommen, wissen Sie. Niemand wird Sie ohne Abendbrot ins Bett schicken, und niemand wird Ihnen Ihre Weihnachtsgeschenke wieder wegnehmen."
    Zu Emmas grenzenloser Verwirrung gesellte sich nun auch noch Zorn. „Machen Sie sich nicht über mich lustig! ", fauchte sie und blieb mitten auf dem Bürgersteig stehen, nur wenige Meter von ihrer Haustür entfernt.
    Er wurde ernst und hielt ebenfalls inne. „Das tue ich keineswegs. Aber ich habe den Eindruck, dass Sie sich furchtbar aufregen über eine harmlose Schäkerei, und ich verstehe nicht warum."
    Wegen der Gefühle, die er in mir ausgelöst hat, hätte sie ihm am liebsten auf offener Straße entgegengeschleudert. Stattdessen atmete sie tief durch und trat zu ihrer Haustür. „Solche Dinge sind niemals harmlos", murmelte sie und erinnerte sich an Tante Lydias Warnungen in ihrer Jugendzeit. „Solche Dinge führen zu ..." Sie verstummte und legte die Hand auf den Türknauf.
    Hinter sich konnte sie ihn leise auflachen hören. „In einem Süßwarenladen? Glauben Sie mir, wenn ich gewollt hätte, dass das, was geschehen ist, zu mehr führte, hätte ich einen weitaus romantischeren Ort gewählt, ehe ich mich Ihnen überhaupt genähert hätte!"
    „Wie überaus beruhigend!" Sie wollte die Tür aufziehen, aber er stemmte die Hand dagegen.
    „Worum geht es hier eigentlich wirklich?", wollte er wissen.
    „Lassen Sie mich gehen." Als er sich nicht von der Stelle rührte, drehte sie sich mit finsterer Miene zu ihm um. „Was werden wohl die Leute sagen, wenn ein Mann eine Frau vor ihrer eigenen Haustür so ungebührlich belästigt?"
    „Welche Leute? Etwa Ihre Vermieterin? Mir fällt auf, dass Sie sehr viel Zeit damit verbringen, sich über die Meinung anderer Leute den Kopf zu zerbrechen."
    „Es ist immer wichtig, an die Meinung anderer zu denken."
    „Nein, das ist es nicht. Wenn Sie wissen wollen, was richtig oder falsch ist, werden Sie die Antwort nicht bei anderen Leuten finden und auch nicht in Büchern über Anstandsregeln. Es gibt nur eine Möglichkeit, diese Antwort zu finden." Er beugte sich vor und berührte ohne Vorwarnung eine Stelle unterhalb ihres Brustbeins. Sie atmete hörbar ein. „Genau hier", fuhr er fort, ohne die Hand wegzunehmen, „werden Sie immer die Wahrheit finden."
    Sie war sich schmerzhaft bewusst, dass sie sich in ihrer Straße befand, wo alle Nachbarn sie beobachten konnten, und blickte sich ängstlich um. Aber zum Glück war Abendessenszeit, und weit und breit war niemand zu sehen. „Ich nehme an, Sie meinen, die Wahrheit ist stets im Herzen zu finden."
    „Nein, ich meine, dass Ihnen Ihr Bauchgefühl die Wahrheit über alles verrät. Ihr Herz kann Sie belügen, aber Ihr Bauchgefühl niemals."
    „Und danach richten Sie sich selbst auch immer?"
    „Für gewöhnlich." Er ließ die Hand sinken. „Nicht immer."
    Es hatte sie zwar nicht zu interessieren, aber sie musste es dennoch wissen. „Was ist geschehen, als Sie auf Ihr Herz und nicht auf Ihr Bauchgefühl gehört haben?"
    „Da habe ich geheiratet."
    „Ich verstehe." Sie zögerte, aber dann stellte sie die Frage doch. „Und was hat Ihnen geraten, sich von Ihrer Frau scheiden zu lassen?"
    Er schnaubte leise. „Wahrscheinlich verurteilen Sie mich genau wie der Rest der Gesellschaft für diesen Schritt. Trotz der Tatsache, dass ich der Betrogene war."
    „Man hat mich zu dem Glauben erzogen, dass die Ehe ein heiliges, vor Gott gegebenes Gelübde ist, das nicht gebrochen werden darf, falls Sie das meinen."
    „Das ist leicht gesagt für jemanden wie Sie."
    „Auch als alte Jungfer kann ich mir durchaus eine Meinung über die Moral einer Scheidung bilden!", gab Emma verletzt zurück.
    „Und Ihre Meinung ist, dass es falsch war, mich von meiner Frau scheiden zu lassen, ungeachtet dessen, was sie mir angetan hat?"
    „Es steht mir nicht zu, dazu etwas zu sagen."
    „Es steht Ihnen nicht zu?" Er lachte bitter. „Mrs. Bartleby verbringt doch sehr viel Zeit damit, den Leuten Ratschläge in Sachen Schicklichkeit zu erteilen, was wäre also in meinem Fall schicklich?" Er sprach leise, und seine Stimme bebte vor Wut. So hatte Emma ihn noch nie erlebt. „Wie sollte ein Mann damit umgehen, dessen Frau ihn an

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