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Ich musste sie kaputtmachen: Anatomie eines Jahrhundert-Mörders (German Edition)

Ich musste sie kaputtmachen: Anatomie eines Jahrhundert-Mörders (German Edition)

Titel: Ich musste sie kaputtmachen: Anatomie eines Jahrhundert-Mörders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Harbort
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tiefgefroren, in einer Plastiktüte verpackt. Etwas benommen drehte er sich um und bemerkte auf dem Herd einen blauen Kochtopf, den er bis dahin übersehen hatte, aus dem aber etwas herausragte: Es waren die Finger einer Kinderhand. Spezialisten der Mordkommission sollten später zwei Hände, zwei Füße, einen Unterarm und einen Oberarm zählen, die im Wasser des Kochtopfs in einer übel riechenden Brühe schwammen.
    »Ich habe auf der Wache angerufen. Die kommen gleich.« Hans Giesberg hatte sich wieder gefangen und den Leiter des 1. Kriminalkommissariats benachrichtigen lassen. Klaus Rode saß am Küchentisch und war kreidebleich.
    Die Beamten warteten das Eintreffen ihrer Kollegen ab und bewachten den Verdächtigen, der scheinbar teilnahmslos mit hängenden Schultern in seinem Sessel hockte und schwieg. Schließlich wurde er abgeführt und ins Polizeipräsidium gebracht. Wenig später saß er zwei Ermittlern der Mordkommission gegenüber, die unverzüglich aufgestellt worden war.
    Inzwischen hatten sich die Vorkommnisse in Windeseile in der Nachbarschaft herumgesprochen. Vor dem Haus Nummer 11 in der Friesenstraße versammelte sich eine größere Menschenmenge. Alle standen sie unter Schock, waren entsetzt, wollten dem »Schwein« an den Kragen, ihn »aufknüpfen«.
    Hans und Petra Bracht saßen wie betäubt im Wohnzimmer, die Nachricht vom Tode ihrer Tochter hatte sie getroffen wie ein Keulenschlag. Die Kriminalbeamten hatten ihnen auch verstörende Details mitteilen müssen. Tanjas Eltern hatten ein Recht, alles zu erfahren, auch wenn es den Verstand lähmte, ihre Widerstandskräfte überforderte.
    Derweil begann in den späten Nachmittagsstunden im Zimmer 335 des Präsidiums die Vernehmung:
    »Name?«
    »Kroll.«
    »Vorname?«
    »Joachim Georg.«
    »Wann sind Sie geboren?«
    »Am 17. April 1933.«
    »Wo?«
    »In Hindenburg, das is’ in Oberschlesien.«
    »Familienstand?«
    Kroll zögerte. Er war sich nicht sicher, was genau gemeint war.
    Der Beamte half nach: »Sind Sie verheiratet oder geschieden?«
    »Hab’ nie geheiratet.«
    Nachdem die Beamten ihn ausführlich über seine »Rechte als Beschuldigter im Ermittlungsverfahren« aufgeklärt hatten, begann Kroll von dem Verbrechen an Tanja Bracht zu erzählen. Schüchtern. Leise nuschelnd. Bruchstückhaft.
    Aus dem Protokoll:
    »(…) Danach setzte ich mich in einen Sessel und schlief für kurze Zeit ein. Nachdem ich erwachte, ging ich auf den Hof und sah nach meinem Moped. Am Auspuff habe ich dann eine Schraube festgezogen. Auf dem Hof spielten Kinder.
    Das kleine Mädchen war bei den Kindern. Zu diesem Zeitpunkt, es kann so zwischen 13.00 und 13.30 Uhr gewesen sein, habe ich zu den Kindern nur kurz hingeschaut und mich nicht weiter um sie gekümmert. Sexuelles Verlangen nach Kindern hatte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Ich bin dann in meinen Keller gegangen und habe dort aufgeräumt. Es mag so gegen 15.30 Uhr gewesen sein, als ich meinen Keller verließ und nach oben in meine Wohnung gehen wollte. (…)
    Unten im Flur des Erdgeschosses traf ich dann das kleine Mädchen.
    Frage:      War dieses Mädchen schon einmal in Ihrer Wohnung?
    Antwort: Nein, dieses Mädchen nicht.
    Frage:      Zeugen haben aber gesagt, daß dieses Mädchen angeblich schon des öfteren in Ihrer Wohnung war. Was sagen Sie dazu?
    Antwort: Das stimmt nicht. Das Mädchen war zum ersten Mal in meiner Wohnung.
                       Die Familie Morawetz hat ein Mädchen, das auch noch klein ist. Wie alt dieses Mädchen ist, kann ich nicht sagen. Das Mädchen, das ich im Hausflur antraf, verkehrt bei dieser Familie und spielt mit deren Kind. Daher kannte ich das Kind vom Ansehen. Das Mädchen muß mich auch gekannt haben. Es kam auf mich zu, obwohl ich es nicht ansprach. Als das Mädchen bei mir stand, habe ich es über den Kopf gestreichelt und gefragt, ob es mitginge. Ich habe ihm auch gesagt, daß ich Schokolade in der Wohnung habe, die ich ihm geben wolle. Ich faßte das Mädchen an der Hand und ging mit ihm nach oben. Das Mädchen ging ohne weiteres mit.
    Frage:      Warum nahmen sie das Mädchen mit in die Wohnung?
    Antwort: Für mich war das eine Gelegenheit, mit dem Kind zu schmusen und mich dabei zu befriedigen.
Die Idee kam mir spontan, als ich das Kind im Treppenhaus sah. Als ich mit dem Kind nach oben ging, ist uns im Treppenhaus niemand begegnet. Ich schloß meine Wohnungstür auf und ging mit dem Mädchen hinein. Es ist freiwillig

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