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Ich musste sie kaputtmachen: Anatomie eines Jahrhundert-Mörders (German Edition)

Ich musste sie kaputtmachen: Anatomie eines Jahrhundert-Mörders (German Edition)

Titel: Ich musste sie kaputtmachen: Anatomie eines Jahrhundert-Mörders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Harbort
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bitte die Tür. Wir wissen, dass Sie zu Hause sind!« Die Stimme war energischer und lauter geworden. Sein Mund war trocken, der Puls raste, seine Hände begannen zu zittern. Dann wieder dieses eindringliche Klopfen, das regelrechte Schockwellen in ihm auslöste. Er hielt es nicht mehr aus und öffnete die Tür einen Spaltbreit.
    »Guten Morgen. Giesberg mein Name. Kripo Duisburg. Das ist mein Kollege Rode. Sind Sie Herr Kroll?«
    Er nickte nur kurz.
    »Können wir mal reinkommen?«
    Wieder nickte er und trat einige Schritte zurück, als die Beamten die Tür aufdrückten. Hans Giesberg und Klaus Rode arbeiteten nicht beim 1. Kriminalkommissariat, das insbesondere für »Todesermittlungsverfahren« zuständig war. Sie machten an diesem Samstag »Bereitschaftsdienst« für die Kriminalwache des Duisburger Präsidiums. Der 43-jährige Hans Giesberg war Experte für Einbrüche, Klaus Rode, drei Tage zuvor 38 geworden, ermittelte gewöhnlich gegen Drogendealer.
    Ein älteres Ehepaar aus dem Haus hatte den Beamten kurz zuvor von dem verstopften Abflussrohr in ihrer Toilette erzählt und von den »Gedärmen eines Karnickels«, die sie aus dem Toilettentopf gezogen hatten. Die »Sauerei« war einem Mitbewohner des Hauses zugeschrieben worden, der am Tag zuvor geschlachtet haben wollte. Dass es sich hier nicht um einen lapidaren Nachbarschaftsstreit handelte, war den Beamten spätestens aufgegangen, als sie in der Mülltonne die Überreste des angeblichen Kaninchens inspiziert hatten. Was sie unter Abfallresten hervorgezogen hatten, war nicht tierischen, sondern zweifelsfrei menschlichen Ursprungs. Klaus Rode war bei diesem Anblick übel geworden, Hans Giesberg hatte nur mit dem Kopf geschüttelt. Was vor ihnen auf dem Bürgersteig gelegen hatte, musste von dem vermissten Mädchen stammen.
    Die Beamten musterten den Verdächtigen, der ihnen nun mit gesenktem Kopf gegenüberstand: blau-weiße Badeschlappen, braune Shorts, gelbliches verwaschenes Hemd, Dreitagebart. Der Mann machte einen schmuddeligen Eindruck, in der Wohnung roch es unangenehm.
    Hans Giesberg begann Fragen zu stellen: »Was haben Sie denn da in den Müllcontainer geschmissen?«
    Kroll starrte verlegen auf den Boden. »Hab ’n Karnickel geschlachtet.«
    »Das sind aber nicht die Gedärme eines Kaninchens. Nie und nimmer!«
    Keine Antwort.
    »Haben Sie das kleine Mädchen, die Tanja Bracht gesehen?«
    Kroll stand noch immer im Flur, während die Ermittler sich einen ersten Überblick verschafften. Als keine Antwort kam, hakte Klaus Rode nach. »Herr Kroll, haben Sie nicht verstanden! Wo ist das Mädchen?«
    »Weiß nich’.«
    »Klaus!« Hans Giesberg winkte seinen Kollegen heran und zeigte wortlos auf das Bett im Schlafzimmer. Auf dem Laken befanden sich deutliche und frische Spuren von Kot und Blut. Dann wandte er sich wieder dem Verdächtigen zu: »Was haben Sie mit dem Kind gemacht!«
    Kroll setzte sich in den Sessel und ließ den Kopf hängen. Nach einer Weile begann er verlegen zu flüstern: »Ich hab se gestern mit in die Wohnung genommen.«
    »Herr Kroll, sprechen Sie bitte etwas lauter, wir können Sie nicht verstehen. Also: Was haben Sie mit dem Kind gemacht?«
    »Mit in die Wohnung is’ se gekommen. Gestern Nachmittag. Hab’ se auf’m Bett nur so gedrückt. Und plötzlich is’ se tot gewesen.«
    »Wo ist die Leiche?«
    Kroll zögerte.
    Hans Giesberg wurde ungeduldig: »Guter Mann, das hat keinen Kopf und keinen Arsch. Was haben Sie mit der Leiche gemacht!«
    Kroll schaute die Beamten nicht an, sondern zeigte nur mit der rechten Hand in Richtung Küche. Dann nuschelte er: »Sehen se doch mal in der Tiefkühltruhe nach.«
    Hans Giesberg ging in die Küche, öffnete die Tiefkühltruhe, schaute hinein und schlug den Deckel sofort wieder zu. Er brauchte eine Weile, um wieder einen klaren Gedanken fassen zu können. Er hatte sich immer für einen abgebrühten Kriminalisten gehalten, aber das war zu viel. Hans Giesberg dachte an seine beiden Töchter, die fünf und sieben Jahre alt waren. »Klaus, das musst du machen! Ich schaff’ das nicht!« Er hielt es einfach nicht mehr aus und rannte in den Hausflur.
    Klaus Rode passte das gar nicht. Aber es blieb ihm nichts anderes übrig. Einer musste es tun. Er ging vom Schlafzimmer aus in die Küche und öffnete vorsichtig die Eistruhe. Klaus Rodes schlimmste Befürchtungen wurden noch übertroffen, er war schockiert. Augenblicklich schossen ihm Tränen in die Augen. Vor ihm lag der Kopf des kleinen Mädchens,

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