Ich musste sie kaputtmachen: Anatomie eines Jahrhundert-Mörders (German Edition)
nicht einzusehen, die Gegend war über öffentliche Verkehrsmittel schnell und mühelos zu erreichen. Allerdings wussten die Beamten aus leidvoller Erfahrung, dass sie mit Prognosen vorsichtig sein mussten. Denn: Mehr als ein Dutzend Mal hatte Kroll zuvor ähnliche Tatorte »nicht angenommen«.
Anderthalb Stunden später stand Kroll im Höseler Wald und schaute sich um. Nach einer kurzen Phase der Orientierung marschierte er ohne Zögern auf eine Fichtenschonung zu, die etwa 50 Meter links vor ihm lag. Vier Ermittler folgten ihm, wie immer kommentarlos. Wenig später blieb er einmal kurz stehen und meinte: »’n bisschen Gras war da.« Kroll folgte dann weiter der Linksbiegung eines Trampelpfades in Richtung Westen und stieß auf den unbefestigten Waldweg Nr. 30. Hier blieb er stehen und inspizierte intensiv die Umgebung.
»Achim, was ist. Ist dir was eingefallen?«
Kroll antwortete sofort: »War’n junges Mädchen. ’n bisschen größer.« Dann machte er eine längere Pause. Minuten später fiel ihm noch mehr ein: »Die kam aus’m Wald da. War noch hell. Hier hab’ ich se gepackt.«
Friedhelm Kontermann stellte sich als Opfer zur Verfügung, Kroll sollte demonstrieren, wo und wie er das Mädchen getötet haben wollte. Kroll nahm Kontermann in den Schwitzkasten und zog ihn etwa 50 Schritte in nordwestliche Richtung, bis sie am Rand der Fichtenschonung eine Wiesenfläche erreichten. An dieser Stelle war der Blick zum Waldweg Nr. 30 durch Birken, Tannenbäume und hohes Farn versperrt. »Hier war’s. Hier hab’ ich’s gemacht.« In den folgenden Minuten führte Kroll den Ermittlern vor, wie er über das Mädchen hergefallen war und es umgebracht hatte.
Tatsächlich war es ihm gelungen, die Ermittler an die richtige Stelle zu führen. Das konnte kein Zufallstreffer gewesen sein. Die Aufklärung eines weiteren Mordes stand kurz bevor – Kroll musste nur noch ein Geständnis ablegen.
Schon am nächsten Morgen erklärte er sich bereit, »alles« zu erzählen. Auch diesmal war er nicht fähig, die Ereignisse zusammenhängend zu schildern, es entwickelte sich das übliche Frage-Antwort-Spiel:
»(…)
Frage: Was ist denn damals da passiert?
Antwort: Da habe ich ein Mädchen umgebracht.
Frage: Was für ein Mädchen?
Antwort: Ein junges Mädchen, das schon etwas größer war.
Frage: Wie alt war das Mädchen denn ungefähr?
Antwort: Ich habe es auf 15 bis 16 Jahre geschätzt.
Frage: Woran hast du das geschätzt?
Antwort: Die hatte schon Brust und unten Haare.
(…)
Frage: Wollte das Mädchen denn mitgehen?
Antwort: Nein, deswegen habe ich doch feste zugepackt und das Mädchen in den Wald geführt. Ich hielt es wieder an einer Hand fest und die andere Hand hatte ich über die Schulter gelegt, so daß der Kopf in meinem Ellenbogen lag.
Frage: Wie ging es weiter?
Antwort: Ich habe das Mädchen zu der Stelle geführt, die ich gestern gezeigt habe.
Frage: Was passierte dann?
Antwort: Ich habe das Mädchen nach hinten auf den Boden geworfen. Dabei bin ich mit umgefallen.
Frage: Was hast du dann gemacht?
Antwort: Das Mädchen hat sich gewehrt.
Frage: Wie hat es sich gewehrt?
Antwort: Das Mädchen wollte immer aufstehen. Ich habe es aber festgehalten. Als wir hingefallen sind, lagen wir zuerst nebeneinander.
Frage: Wie ging es weiter?
Antwort: Das Mädchen konnte nicht aufstehen, weil ich meinen Arm ja noch um den Hals des Mädchens hatte. Ich habe mich dann auf das Mädchen draufgelegt. Danach habe ich ihr den Hals zugedrückt.
Frage: Wie hast du dich denn da draufgelegt?
Antwort: Ich habe mich schräg über ihre Brust gelegt und dann mit beiden Händen von vorn den Hals zugedrückt.
Frage: Hat das Mädchen sich dabei auch gewehrt?
Antwort: Ja, ein bißchen. Es hat mit den Fäusten rumgekloppt.
Frage: Wo hat sie dich denn getroffen?
Antwort: Gegen meine Arme.
Frage: Wie lange hast du gedrückt?
Antwort: Bis das Mädchen sich nicht mehr bewegt hat.
Frage: Was hast du dann gemacht?
Antwort: Dann habe ich es ausgezogen.
Frage: Was hast du ausgezogen?
Antwort: Die Sachen.
Frage: Welche Sachen?
Antwort: Alles, was sie anhatte. (…)
Frage: Wie ging es weiter?
Antwort: Ich habe es kaputtgemacht.
Frage: Warum?
Antwort: Die hat noch geröchelt.
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