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Ich musste sie kaputtmachen: Anatomie eines Jahrhundert-Mörders (German Edition)

Ich musste sie kaputtmachen: Anatomie eines Jahrhundert-Mörders (German Edition)

Titel: Ich musste sie kaputtmachen: Anatomie eines Jahrhundert-Mörders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Harbort
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um Ilona Dönges aus Rees handelte, die seit Ostermontag vermisst wurde. Die 13-Jährige war am zweiten Ostertag nachmittags nach Hause gekommen, um von ihrer Mutter Geld für ein Eis zu bekommen. Dreißig Pfennig hatte sie erhalten und war wieder losgezogen. Mit einer Freundin aus der Nachbarschaft war sie anschließend zu einer Kirmes in Dinslaken gefahren, per Anhalter. Gegen 21 Uhr hatten sich die beiden getrennt. Zwei Stunden später war Ilona in Wesel an der dortigen Rheinbrücke von einem Autofahrer zweifelsfrei erkannt worden. Wo sich die Schülerin in den folgenden zwölf Stunden aufgehalten hatte, konnte nicht ermittelt werden. Letztmals lebend gesehen wurde sie von einem Kraftfahrer, dem das Mädchen am Tattag auf der Bundesstraße 8 aufgefallen war, kurz vor dem Ortseingang Dinslaken in Höhe des Friedhofs, gegen 11 Uhr. Der Zeuge berichtete, Ilona habe sich um eine Mitfahrgelegenheit bemüht.
    Lange konnte die Tote demnach nicht an der Fundstelle gelegen haben, zumal ein Bauer, der den Verbindungsweg mit seinem Traktor am Dienstag gegen 12 Uhr befahren hatte, glaubhaft versicherte, dass er zu dieser Zeit niemanden dort habe liegen sehen. Ilona war ihrem Mörder demnach zwischen 12 und 13 Uhr begegnet.
    Gefasst berichtete Ilonas Mutter der Kripo von ihrer Tochter: »Sie war doch so froh und erleichtert, weil sie gerade in die 8. Klasse versetzt worden war. Ein fleißiges Kind war sie, hat auch immer im Haushalt geholfen. Mit ihr hat es eigentlich nie Probleme gegeben, nur einmal habe ich ihr Hausarrest geben müssen – da war sie die Nacht nicht nach Hause gekommen, hatte sich mit einem Burschen herumgetrieben.«
    Ilona galt allgemein als kontaktfreudig, sie war allerdings im Umgang mit Freundinnen etwas leichtfertig, bisweilen oberflächlich. Und entgegen den Bekundungen ihrer Mutter missachtete sie des Öfteren elterliche Vorgaben und Verbote. Insbesondere traf sie sich regelmäßig mit einem Mädchen aus der Nachbarschaft, obwohl die Eltern ihr »diesen Umgang« untersagt hatten. Das Mädchen mit den blonden Locken interessierte sich genauso für junge Männer wie fast alle pubertierenden Mädchen in ihrem Alter. Küssen und Streicheln waren erlaubt – weiter ging es nicht.
    Die Ermittler stießen bei den Befragungen zu Persönlichkeit, Verhalten und Lebensgewohnheiten des Opfers allerdings auf keine Hinweise, die sie dem Mörder hätten näher bringen können.
    Er war müde. In den letzten Tagen hatte er keine Ruhe gefunden. Es war die Angst, die ihn mürbe machte. Stundenlang saß er am Fenster seines Zimmers im zweiten Stock und stierte auf die Angershauser Straße. Bislang waren sie nicht gekommen, um ihn abzuholen. Aber jeden Moment konnte ein Streifenwagen vorfahren, und dann wäre es vorbei. Er würde ihren Fragen, vor allem aber ihren Schlägen nicht standhalten. Nach wie vor war er davon überzeugt, dass so jemand wie er so lange verprügelt wird, bis er gesteht. Er würde alles erzählen.
    Allerdings war es nicht so schlimm wie beim ersten Mal, sechs Jahre zuvor, oder bei anderen Gelegenheiten. Er vertraute darauf, dass er keinen Fehler gemacht hatte. Er war sehr vorsichtig geworden. Zuversicht und Furcht stritten unablässig und heftig miteinander. Aber er stellte sich immer wieder auf die Hinterbeine: Die kriegen MICH nich’!
    Mittlerweile lag der »Mordkommission Dönges« das Ergebnis der Obduktion vor. Die äußere Besichtigung hatte ergeben: »(…) Kratzer an beiden Oberschenkeln sowie Rötungen und Hautdefekte am Scheideneingang, insbesondere an den kleinen Schamlippen, ferner eine Einkerbung des Jungfernhäutchens, nicht aber ein Einriss.« Die Verletzungen sollten von »mechanischen Einwirkungen« herrühren. Ilona war also missbraucht, nicht aber vergewaltigt worden. Der innere Befund sprach für »Ersticken« als Todesursache, entweder durch »einen Würgegriff« oder »Drosseln mit dem Taschentuch«. Optimistisch stimmte die Ermittler der gelungene Nachweis von Spermien und Samenflüssigkeit. Der Mörder hatte die Blutgruppe 0.
    Weitere Untersuchungen wurden angeordnet. Ein Experte des Bundeskriminalamtes untersuchte die Kleidungsstücke des Opfers – und wurde fündig. Er entdeckte Spermaspuren am linken Revers, an der linken Tasche und am rechten unteren Innenfutter des Mantels, ferner an der Vorderseite des Rocks, an der hinteren Außenseite des Hüfthalters und am oberen Endes eines Strumpfes. Zudem wurde auf der Innenseite des Schlüpfers ein »Gemisch von

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