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Ich musste sie kaputtmachen: Anatomie eines Jahrhundert-Mörders (German Edition)

Ich musste sie kaputtmachen: Anatomie eines Jahrhundert-Mörders (German Edition)

Titel: Ich musste sie kaputtmachen: Anatomie eines Jahrhundert-Mörders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Harbort
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Großmutter als vermisst gemeldet – wieder war es ein fünfjähriges Mädchen, das offenkundig entführt worden war. Christiane hatte auf der Hügelstraße gespielt, ganz in der Nähe der elterlichen Wohnung, und war »von einem Onkel« auf einem Fahrrad mitgenommen worden. Das hatten ihre Spielkameraden berichtet. Unverzüglich ließ die »Funkleitstelle« nach dem Kind fahnden. Die Streifenwagen der »Schutzbereiche« 4 und 5, unterstützt durch Funkkräder, starteten eine systematische Suche in der Umgebung. Nur 15 Minuten später konnte der Alarm zurückgenommen werden. Christiane war gefunden worden – vier Häuser weiter in einem Hinterhof, putzmunter. Sie war auch tatsächlich von einem Fahrradfahrer mitgenommen worden – allerdings von ihrem richtigen Onkel. Den hatte man bei all der Aufregung ganz außer Acht gelassen.
    Kurze Zeit später wurde der Polizei das verdächtige Verhalten eines Mannes gemeldet, auf den die Beschreibung des Mörders von Manuela »haargenau« zutreffen sollte. Der war in der Henkelstraße 7 auf dem Hof erschienen und hatte die »Mitteilerin« gefragt, ob er sich dort umziehen könne. Die 32-jährige Hausfrau hatte einen Nachbarn gebeten, auf den »komischen Fremden« aufzupassen, während sie die Polizei alarmieren wollte.
    Als wenig später zwei Streifenwagen in der Henkelstraße eintrafen, war niemand mehr da. Die Beamten suchten nach dem Unbekannten, fanden jedoch nur dessen Hemd und Hose, die er über einen Zaun geschmissen hatte. Wieder eine Sackgasse.
    Mittlerweile hatte die Mordkommission mehr als 400 »Spurenakten« anlegen müssen, die in kriminalistischer Kleinarbeit zu überprüfen waren. Die Erhöhung der Belohnung auf 14000 Mark hatte nochmals eine Flut von Anrufen und Hinweisen ausgelöst. Pausenlos waren die Beamten im Einsatz, alle Kräfte wurden mobilisiert, insbesondere die Fahndung intensiviert und ausgedehnt. Jeder Mann, der dem nun auch veröffentlichten Phantombild ähnelte, musste sich eine Überprüfung und unangenehme Fragen gefallen lassen – ein harmloser Radfahrer auf wenigen Kilometern sogar fünfmal. Eine ganze Reihe gesuchter Täter blieben im dichtmaschigen Netz der Fahndung hängen: steckbrieflich gesuchte Diebe, Einbrecher, Betrüger, Räuber – nur der Mörder von Manuela nicht.
    Am 17. Juni meldete die Deutsche Presse-Agentur: »Dinslaken. Wieder ein Mädchen verschwunden. Am Montagmorgen wird die Polizei im Kreis Dinslaken in einer Großaktion nach der seit Tagen verschwundenen elfjährigen Monika Reimer suchen. Auch ein Hubschrauber soll eingesetzt werden. Das Verschwinden des Mädchens weist Parallelen zum Fall der ermordeten fünfjährigen Manuela Hallich aus Neuss auf. Daher interessiert sich auch die Düsseldorfer Kriminalpolizei für den Dinslakener Fall.«
    14 Tage nach Monikas Verschwinden kreiste erstmals ein Hubschrauber des Bundesgrenzschutzes in etwa fünf Meter Höhe über dem Kornfeld, unmittelbar neben jenem »Schwarzen Weg«, den das Mädchen gelegentlich benutzt hatte, um die Strecke bis zu ihrer Schule abzukürzen. Die von den Rotorblättern erzeugten Luftwirbel brachten die Roggenähren tüchtig in Bewegung. Plötzlich stutzten der Pilot und sein Beobachter. Beide glaubten einen Schultornister zu erkennen, daneben ein kleiner Menschenkörper, eingehüllt in einen roten Mantel.
    Auf einer nahen Trabrennbahn setzte der Hubschrauber auf. Inzwischen unterrichtete Funkstreifenwagen fuhren in das Kornfeld und wurden an der bezeichneten Stelle fündig. Den Schutzpolizisten bot sich ein grauenhafter Anblick: Der Leichnam war bereits vollständig in Verwesung übergegangen. Neben dem Tornister lagen einige Schulhefte, auf denen der Name der Gesuchten stand. Auch die Beschreibung des vermissten Mädchens passte. Kein Zweifel. Es waren die Überreste von Monika Reimer, die dort im Kornfeld lagen.
    An diesem Tag kam es knüppeldick für die wackeren Todesermittler des Essener Präsidiums; erst die Nachricht vom Leichenfund des vermissten Mädchens, die hektische Betriebsamkeit auslöste, keine zwei Stunden später noch eine Hiobsbotschaft: Die Staatsanwaltschaft beantragte »die Aufhebung des Haftbefehls« gegen Rüdiger Karthaus, den mutmaßlichen Mörder von Ilona Dönges. Nach »eingehender Prüfung« war man zu der Auffassung gelangt, die Indizien seien »zu schwach«. Der abrupte Sinneswandel war in erster Linie auf die frappierenden Parallelen bei den Mädchenmorden in Dinslaken und Walsum zurückzuführen.
    Auch die in

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