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Ich musste sie kaputtmachen: Anatomie eines Jahrhundert-Mörders (German Edition)

Ich musste sie kaputtmachen: Anatomie eines Jahrhundert-Mörders (German Edition)

Titel: Ich musste sie kaputtmachen: Anatomie eines Jahrhundert-Mörders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Harbort
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Mittlerweile kannte er sich dort bestens aus.
    Es war am 15. August, einem Sonntag, als er sich mittags aufmachte. Er wollte wieder an den Baggerseen Liebespaare beobachten. Monate zuvor waren ihm bei einem seiner Streifzüge eine Frau und ein Mann aufgefallen, die sich dort miteinander vergnügt hatten, weil sie sich unbeobachtet glaubten. Aber er war ihnen nicht aufgefallen und hatte hinter einem Busch hockend alles genau beobachten können. Das war eine vollkommen neue Erfahrung gewesen, die ihn sexuell enorm stimuliert hatte. Als das Paar sich seiner Kleidung entledigt und Zärtlichkeiten ausgetauscht hatte, war er ohne Mühe zum Höhepunkt gekommen. Daran hatte er nun Gefallen gefunden.
    Von der Angershauser Straße bog er nach links ab in die Mündelheimer Straße, einer Hauptverkehrsader Huckingens, lief einige hundert Meter und ging dann rechts in die Seitenstraße Mühlenkamp. Er durchquerte eine Wohnsiedlung, um nach etwa 400 Metern den asphaltierten Weg »Am Rembergsee« zu erreichen. Dort schlug er sich in die Büsche, nach etwa 150 Metern erreichte er einen verschlungenen Trampelpfad, der den gesamten See umfasste.
    Immer wenn er auf diesem Weg einem Pärchen begegnet war und es hatte anstarren können, war es in ihm aufgeflammt: das »komische Gefühl«. Dabei hatte er sich jedesmal fest vorgenommen, eine Frau zu poppen und kaputtzumachen  – wenn sich die Gelegenheit ergeben würde.
    Jetzt konnte es jederzeit passieren; die Aussicht, ein Pärchen beim Liebesspiel begaffen zu können oder gar einem Mädchen oder einer Frau zu begegnen, beflügelte seine schmutzigen Gedanken. In leicht gebückter Haltung schlich er auf dem Trampelpfad entlang, niemand sollte ihn sehen. Als seine dunklen Augen den Uferbereich abtasteten, begannen sich feine Schweißperlen auf seiner Stirn zu bilden. Plötzlich glaubte er, ein Geräusch oder gar Stimmen zu hören. Er hockte sich hin, verharrte, lauschte, ließ einige Minuten verstreichen. Falscher Alarm. Vielleicht ein Tier.
    Im Pirschgang arbeitete er sich langsam weiter vorwärts. Er vermied es peinlichst, auf herumliegende Äste, Plastiktüten oder Cola-Büchsen zu treten. Einerseits wollte er nicht gehört werden, andererseits sollten ihm keine Geräusche entgehen, die menschlichen Ursprungs sein konnten.
    Es waren vielleicht 30 Minuten vergangen, da verharrte er urplötzlich und ging in die Knie. Diesmal gab es keinen Zweifel. Es hörte sich an wie ein leises Kichern, das sich in unregelmäßigen Abständen wiederholte. Es kam aus östlicher Richtung. In extrem geduckter Haltung schlich er weiter voran. Das ihn umgebende dichte Buschwerk machte es unmöglich, weiter als einige Meter zu sehen. Aber das Kichern wurde deutlicher, lauter. Er musste sich aufrichten und einen Blick riskieren. Und tatsächlich: keine 30 Meter von ihm entfernt gab eine Lichtung den Blick frei auf eine Frau und einen Mann, die er beide auf Mitte 20 schätzte.
    Was er dort mit ansehen konnte, ließ ihm das Blut in den Kopf schießen. Er war wie elektrisiert. Das Pärchen war nackt und vergnügte sich. Er kauerte sich zusammen, um möglichst wenig von sich preiszugeben. Begierig klebten seine Augen auf dem wohlgeformten Körper der Frau. Wenn sie sich bewegte oder mit der Hand durch ihr brünettes schulterlanges Haar fuhr, hatte er alle Mühe, sich zu beherrschen. Am liebsten wäre er aufgestanden und hätte sich auf sie gestürzt.
    »Süße, ich komm gleich wieder.«
    »Wo willst du hin?«
    »Ich muss mal, dauert nicht lange.«
    Der Mann kam jetzt direkt auf ihn zu. Was mach’ ich? WAS MACH‘ ICH? Er zog sich zunächst mit einem Ruck die Hose wieder hoch. Jetzt waren es vielleicht noch 15 Meter. Er versuchte sich noch kleiner zu machen. Aber er durfte sich nicht bewegen, jedes Geräusch konnte ihn ans Messer liefern. Der Mann war groß und muskulös, auch das machte ihm Angst. Aber es war zu spät.
    Der Mann erkannte ihn zunächst nicht, weil er mit so etwas nicht gerechnet hatte. Er zögerte einen Moment. Dann wurde er laut: »Hey, was treibst du hier?«
    Vorsichtig stand er auf. Ihm versagte die Stimme, er begann am ganzen Körper zu zittern.
    Der Mann sah den geöffneten Hosenschlitz. »Du verdammtes Schwein, dir werd’ ich helfen!« Er baute sich vor ihm auf und stieß ihn kräftig vor die Brust.
    »Hab’ doch nix gemacht«, begann er zu flüstern, während er seine Arme schützend vor sein Gesicht hielt, »hab’ doch nix gemacht. Ehrlich!«
    »Mach dich hier weg – bevor

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