Ich nehme alles zurück und behaupte das Gegen
Aber ich glaube, es wird dir gefallen.«
Ach so? Das glaubst du? Aha.
Hm. Und wie mach ich jetzt weiter? Ich probier es noch ein bisschen direkter. » In welche Richtung geht’s denn?«
» Du Neugieriges, du!«, ruft Konrad und schlingt seine Arme um mich. Dann küsst er meinen Hals. Soll das etwa ein versteckter Hinweis sein?! » Das verrate ich dir doch nicht!«
Über den weiteren Verlauf des Gesprächs, der hauptsächlich im Bett stattfindet, muss aus Gründen des Jugendschutzes an dieser Stelle geschwiegen werden. Aber eines ist klar: Ich muss zu drastischeren Mitteln greifen.
Schöner schenken
Mittwoch, 22 . Dezember, um 23 : 14 Uhr
Noch zwei Tage bis Weihnachten. Und Konrad hat noch immer kein anderes Geschenk in die Wohnung geschleppt.
Warum diese Kette? Ausgerechnet DIESE ? Die in ähnlicher Form schon um Nadines Hals baumelt? Konrad, Junge, mach doch mal die Augen auf! Selbst eine Frau wie Nadine entstellt diese wahr gewordene Geschmacklosigkeit! Was glaubst du wohl, wie das bei mir aussieht?
Und was soll das überhaupt: mir schenken, was du schon Nadine geschenkt hast? Willst du mich zu ihrem Wiedergänger machen oder was? (Haha. Wäre ein wirklich hoffnungsloses Unterfangen.)
So direkt kann ich ihm die Frage ja nicht stellen, aber abends, vor dem Fernseher, rücke ich ihm wieder mit meiner vorgetäuschten Neugier auf die Pelle. » Willst du mir nicht wenigstens einen klitzekleinen Hinweis geben, was du mir schenkst?«
Konrad verdreht die Augen. » Juli! So macht das doch keinen Spaß. Es soll doch eine Überraschung sein.«
Eine böse?, frage ich mich still, schlage dann aber noch eine andere Richtung ein. Wenn der Zaunpfahl schon nicht half, muss ich heute eben mit dem gesamten Gatter winken. » Weißt du, ich bin da ein bisschen empfindlich. Meine Exfreunde haben ja nicht unbedingt Geschmack bewiesen, wenn sie mir etwas schenken wollten.« Und die Tradition scheint sich fortzuführen. » Irgendwie… scheint es nicht so leicht, das Richtige für mich zu finden.«
Konrad merkt auf. » Was haben sie dir denn so geschenkt, was dir nicht gefallen hat?«
Okay, Augen zu und durch: » Schmuck.«
Und immer lächeln!
Konrad dreht seinen Kopf zu mir herum. In seinen Augen flackert es kurz. » Ach so?«
Ich nicke. Und schaue ein bisschen gequält, was mir nicht schwerfällt. Trotzdem, für meine Darbietung sollte ich mindestens einen Oscar erhalten. » Ja. Ich weiß nicht, ob du es schon bemerkt hast, aber ich trage keinen Schmuck. Nie.«
» Stimmt. Jetzt wo du es sagst…« Konrad verstummt. Ich kann es in seinem Hirn rattern hören.
Ich hingegen kann mich für heute Abend entspannt zurücklehnen. Teil eins der Mission » Schöner schenken« darf als erledigt betrachtet werden.
Der geschenkte Gaul
Samstag, 25 . Dezember, um 13 : 11 Uhr
Konrad und ich haben den Heiligabend bei unseren jeweiligen Familien verbracht. Heute Morgen haben wir uns gleichermaßen besinnlich und vollgefressen zum Frühstück in meiner Wohnung verabredet, ich aber ein klitzekleines bisschen aufgeregter als Konrad, was die Gretchenfrage angeht: Was schenkt er mir? Hat er meinen Wink, ach was, meine wild rudernden Armbewegungen verstanden und mir etwas anderes besorgt?
Wir frühstücken. Konrad besteht darauf, dass wir uns erst nach dem Frühstück bescheren, ich bin aber ganz hibbelig und will am liebsten sofort das Geschenk aufreißen. Es liegt schon auf dem Tisch, da vor mir, und es ist NICHT das längliche, in Silberglitzer eingewickelte Päckchen des Grauens! Ha! Es hat geklappt! Konrad, du Teufelskerl, du Mann, der die Frauen versteht!
Ich freu mich, ich freu mich!
Es ist ein Kuvert. Ein ganz normales rotes Briefkuvert. Hui, da kann eine Menge drinstecken!
Geld? Schenkt Konrad mir Geld? Na ja, das würde ich notfalls durchgehen lassen.
Vielleicht ist es auch ein Gutschein. Das wiederum wäre sehr schlimm, denn Gutscheinschenker sind die Beckenrandschwimmer, die Apfelschäler, die Im-Bus-vorne-Sitzer und Brötchen-über-der-Spüle-Aufschneider des Weihnachtsfests. Bloß kein Gutschein! Dann lieber die…
Nein, nicht die Kette.
Endlich geht es los, Konrad öffnet sein Geschenk. Ich habe ihm eigenhändig eine Schlafbrille genäht, stellvertretend für den Besuch des Dunkelrestaurants, und das will was heißen, denn ich kann gar nicht nähen. Gar nicht. Kein bisschen.
» Du schenkst mir eine Schlafbrille?«, fragt Konrad, und ich höre eine leichte Irritation in seiner Stimme.
» Nein, das ist nur ein
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