Ich nehme alles zurück und behaupte das Gegen
verhindert.« Er lächelt. Nein, er grinst. Und zwar fies. » Zur Strafe bekommst du nicht auch noch dein anderes Geschenk.«
Ein anderes Geschenk? Vielleicht ein besseres? Ja? JA ? Her damit!
Ich hüpfe aufgeregt auf meinem Stuhl herum, flehe, bettle, gurre, liebkose und überrede Konrad mit den süßesten Worten, die ich imstande bin, aus mir herauszuquetschen, und nach einer gefühlten Ewigkeit habe ich ihn endlich weichgekocht. Er steht auf, geht zu seinem Rucksack und kommt mit einem kleinen Päckchen im DVD -Format zurück.
» Das ist mein Back-up-Geschenk. Falls alle Stricke reißen.«
Ein Film. Na gut, da kann ja nicht viel schiefgehen.
Ich reiße gierig das Papier auf.
» Ich dachte«, erklärt Konrad, während ich mit dem Tesafilm kämpfe, » im allerschlimmsten Notfall schenke ich dir wenigstens etwas, was du wirklich brauchen kannst.«
Das Papier ist weg.
Und in meinen Händen liegt eine Buchhaltungssoftware.
Januar
Altlasten
Paare in der Badewanne
Sonntag, 2 . Januar, um 14 : 53 Uhr
Da ist es also, mein neues Jahr. Mein neues Jahr mit Freund. Mit Konrad. Es fing recht unspektakulär an, Konrad und ich haben den Abend mit Mona und ein paar Freunden von Konrad verbracht. Wir haben uns nicht betrunken, sondern lagen um halb eins im Bett. Also, Konrad und ich. Mona zog mit den Jungs noch weiter und feierte bis in die frühen Morgenstunden.
Ja, es ändert sich also wirklich etwas, wenn man in einer Beziehung ist. Es ist ja nicht so, dass ich gar keine Lust mehr hätte, um die Häuser zu ziehen. Aber es ist auch nicht so, dass ich verrückt würde, wenn ich es nicht tue. Komisch. Früher war ich doch weniger müde. Früher konnte ich länger feiern. Liegt das am Alter? Am vergangenen, wirklich sehr anstrengenden Jahr? Oder an meinem neuen Beziehungsstatus?
Wie auch immer, der erste Tag im neuen Jahr wurde ausgiebig dazu genutzt, mit Altem abzuschließen und mit Neuem zu beginnen.
» Wie bist du denn überhaupt auf die Idee gekommen, dass mir diese Kette gefallen könnte?« Wir lagen in der Badewanne. Konrad lag weniger, ich dafür mehr, aber das fand ich nach dem Weihnachtsgeschenkdesaster nur angemessen.
» Ich weiß, dass es blöd ist. Ich hatte einfach keine gute Idee!«, gestand Konrad und ließ noch ein bisschen warmes Wasser nachlaufen. » Und den anderen hat die Kette ja auch gefallen.«
» Den anderen?« Ich konnte nur schwer an mich halten, Konrad nicht mit dem nassen Schwamm zu bewerfen.
» Na ja, sieh mal«, begann Konrad, » ich war noch nie so… einfallsreich, was Geschenke angeht. Meiner ersten Freundin, also der vor Nadine, hat so eine ähnliche Kette gefallen.«
Nein, dachte ich, das hat sie nur geheuchelt.
» Also habe ich später Nadine eine ähnliche gekauft. Der gefiel sie auch.«
Zu Nadine, der Exfreundin aus der Hölle, passt diese unterirdische Kette ja auch!
» Und dann dachte ich… na ja. Aller guten Dinge sind drei.«
Zumindest in der bestechenden Logik eines Mannes ist das sicher nachvollziehbar. Einmal einen vermeintlichen Glückstreffer gelandet– da mach ich doch einfach so weiter. Wer weiß, wann ich wieder eine so tolle und ästhetisch ansprechende Geschenkidee habe!
» Und über die Pferdeshow«, fuhr Konrad fort, und ich musste mir schon wieder das Lachen verkneifen, » über die will ich kein Wort mehr verlieren. Das war… das war…«
» Ein Akt der Verzweiflung«, vervollständigte ich seinen Satz und bewarf ihn nun doch mit dem Schwamm.
» Kannst du denn wenigstens mit dem Buchhaltungsprogramm was anfangen?«
Ich musste lächeln. Nachdem ich im ersten Moment nämlich tatsächlich am Verstand meines Herzallerliebsten gezweifelt hatte und auch im Nachhinein gestehen muss, dass ich eine Buchhaltungssoftware als Weihnachtsgeschenk immer noch ausgesprochen problematisch finde, konnte ich nach ersten Zögerlichkeiten einen gewissen Nutzwert für mich entdecken. Das Buchhaltungsprogramm bringt tatsächlich ein wenig Struktur in mein doch recht chaotisch ablaufendes Abrechnungswesen und bescherte mir prompt, nachdem ich mühsam eine Menge Daten eingegeben hatte, eine Einnahme-Überschuss-Rechnung mit voraussichtlich zu zahlender Einkommenssteuer. Und beglückte mich mit der Erkenntnis, dass mir das Finanzamt Unsummen zu viel gezahlter Umsatzsteuer zurückerstatten wird. Ha! Ich werde den Blutsaugern natürlich nicht mitteilen, dass die falsche Berechnung an meiner höchsteigenen mangelnden Taschenrechnerbedienfähigkeit lag. Und ebenso wenig werde
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