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Ich nehme alles zurück und behaupte das Gegen

Ich nehme alles zurück und behaupte das Gegen

Titel: Ich nehme alles zurück und behaupte das Gegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Rautenberg
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bevor du mir jetzt widersprichst: Ich finde das nicht nur nicht schlimm, ich finde das ganz, ganz toll an dir. Du bist so schön«, er streichelte mir ein Haar aus dem Gesicht, » du bist so natürlich und so… lustig. Ich hab noch nie so viel Spaß mit einer Frau gehabt wie mit dir.«
    Chhhhrrrraaaaaarrrhhhhhhhhmmmmm… Ich begann leise zu schnurren.
    » Also bitte, bleib so. Und verändere dich nicht. Ich möchte mit niemandem mehr zusammen sein, der sich geschminkt ins Bett legt. Okay?«
    Ich blickte beschämt zu Boden. Eberhard machte mit und ließ die Stängel wieder hängen. Das war das Entzückendste, was seit langer Zeit jemand zu mir gesagt hatte. Ich nickte.
    » Und mir macht es nichts aus, wenn du so wirst wie dein Vater«, sagte ich leise. Und Konrad nahm mich in den Arm und drückte mich sehr, sehr lange und feste, und dann streichelte er Eberhard, dann wieder mich, und wir schauten zusammen » Verbotene Liebe« und gingen früh ins Bett, legten uns nebeneinander, sahen uns in die Augen und lauschten dem Atem des anderen. Schön.

Februar
    Allein zu zweit

Sehschwäche
    Donnerstag, 3 . Februar, um 08 : 19 Uhr
    Es geht mir wirklich sehr viel besser, seit ich Nadines kleines Geheimnis kenne. Ja, das ist fies, und dafür müsste ich Buße tun, wenn ich nicht aus der Kirche ausgetreten wäre. Ich habe aufgehört, ständig über Nadine nachzudenken und mir den Kopf zu zerbrechen, warum Konrads Mutter so verrückt nach ihr ist. Stattdessen stehe ich nun sehr lange vor dem Spiegel und frage mich, wie gut mir ein paar Schönheits- OP s stünden.
    Blöderweise wäre es bei mir mit » Einmal Ohren anlegen, bitte!« nicht getan. Mein Körper ist eine Großbaustelle, jedem Schönheitschirurgen würden Schweißperlen auf die Stirn treten, wenn er mich, meine Reiterhosen, meinen Schwabbelbauch, meine Wink-Fett-Arme, meinen Hängebusen und meine Krähenfüße sähe. Ich bin die Frau, die nach einem vollen Jahr Intensivteilnahme bei » Extrem schön«, fünfunddreißig Liter abgesaugtem Fett, siebzehn Schönheits- OP s (nicht eingerechnet: die Magenverkleinerung) und unter Zuhilfenahme mehrerer topausgebildeter Spezialisten irgendwann als lebendes Gesamtkunstwerk der applaudierenden Menge vorgeführt würde. » Meine Damen und Herren, hochverehrtes Publikum, sehen Sie selbst: DAS ist mit plastischer Chirurgie möglich! Staunen Sie, klatschen Sie, wer hat noch nicht, wer will noch mal…«
    Manchmal, wenn ich dann so vor dem Spiegel stehe und mir mit Kajal die Schnittmuster ins Gesicht male, kommt Konrad ins Badezimmer. » Was machst du denn da?«, fragte er mich beim letzten Mal sehr untypisch männlich interessiert.
    Ich stotterte verlegen rum. » Na ja, ist doch bald Fasching…« Eine SUUUUUPER Ausrede.
    Konrad war erwartungsgemäß skeptisch. » Und als was willst du gehen? Als Indianerin mit Kriegsbemalung? Komm her, Brunftiges Rehlein!«
    Zugegeben. Ich sah wirklich ein bisschen aus wie eine Eingeborene mit Gesichtstätowierung. Natürlich ohne die schönen Haare. (Dass ich aber auch immer was zu meckern haben muss!)
    Konrad umarmte die Großbaustelle von hinten. » Ist ja auch egal, als was du gehst. Du wirst so oder so toll aussehen.«
    Allem Anschein nach brauche ich nur eine OP : und zwar an den Augen. Wenn ich mich nur ein einziges Mal mit Konrads Augen sehen könnte, wären all meine Selbstzweifel dahin. Ganz bestimmt. Ich muss ihn mal fragen, ob er mir zu Fasching seine rosarote Brille leiht.

Verhandlungssache
    Sonntag, 6 . Februar, um 14 : 59 Uhr
    » Wir müssen reden.«
    So fangen keine guten Gespräche an. Nie. Ich schlucke schwer. Konrad und ich sitzen im Schlafanzug am Frühstückstisch, ich löse das Kreuzworträtsel der Sonntagszeitung, Konrad war bis gerade in den Sportteil vertieft. Worüber müssen wir also reden? Über den nicht gehaltenen Elfmeter von Frankfurts Torwart? Wohl kaum. Über meinen Schlafanzug? Die Tatsache, dass wir seit über einer Woche nicht mehr miteinander geschlafen haben? Hat er gerade gemerkt, dass ich in Wahrheit nicht so aussehe, wie er immer gedacht hat? OGott! Das ist das Ende. Jetzt macht Konrad Schluss, und ich habe einen Schlafanzug an.
    » Ich würd gern bei dir einziehen«, sagt Konrad entspannt und nippt an seinem Kaffee.
    Ich sage vorsichtshalber nichts, weil ich seinen Satz für ein perfides Ablenkungsmanöver halte.
    » Weißt du«, fährt Konrad fort, » ich bin doch eh jeden Tag hier. In meiner Wohnung bin ich nur noch, um Sachen zu holen.«
    Ach so.

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