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Ich nehme alles zurück und behaupte das Gegen

Ich nehme alles zurück und behaupte das Gegen

Titel: Ich nehme alles zurück und behaupte das Gegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Rautenberg
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Pragmatische Gründe. Taktisch cleverer wäre gewesen, mir zu sagen, dass er am liebsten den ganzen Tag mit mir verbringen will. Trottel.
    » Und wir verstehen uns doch super. Und ich fänd es viel schöner, wenn ich jeden Abend mit dir in unserer gemeinsamen Wohnung verbringen könnte.«
    Schon besser. Ich nicke bedächtig und lasse mir erst einmal nicht in die Karten schauen. Die Argumentation ist zwar in Ansätzen gut, aber da ist noch Luft nach oben. Wenn Herr Paulsen bei mir einziehen will, was er, wenn wir ehrlich sind, längst getan hat, dann soll Herr Paulsen das aus emotionalen, romantischen und amourösen Gründen tun und nicht, weil er es leid ist, zweimal die Woche im Loft die Post abzuholen.
    » Juli, sagst du mal was dazu?«
    Nö. Ich bin erst mal beleidigt. Also, natürlich nicht richtig beleidigt, aber schon ein bisschen, weil Konrad anscheinend nicht mal ansatzweise das kleine Einmaleins der weiblichen Psyche beherrscht. Und dabei ist das doch eigentlich ganz einfach. Wenn du was willst, sag nicht den wahren Grund, sondern den schmeichelnden. Wenn du mich um was bittest, verpack es als Kompliment. Wenn du mich kritisierst, schmier ordentlich Honig drauf. Ich mach das doch auch so. Ich sage nicht: » Hey, Typ, mach mal was zu essen, ich hab Hunger.« Ich sage stattdessen: » Konrad, mein Liebling, wollen wir noch mal diesen leckeren Auflauf von letzter Woche machen? Der war so sensationell, und den kannst nur du sooo gut!« Ich starte jede meiner Bitten und Anfragen grundsätzlich mit einem » Hast du Lust« und integriere häppchenweise Hilflosigkeit in Form eines » mir das abnehmen«, eines » mir unter die Arme greifen« oder eines » mir dabei behilflich sein«. Das klappt super! Konrad ist mittlerweile– ohne dass er es weiß, natürlich– für das Badputzen und den wöchentlichen Einkauf verantwortlich. Ich übernehme dafür Verantwortung, Ordnung, Staubsaugen, und manchmal wasche ich ein Hemd für ihn mit. Ich finde, das ist eine gerechte Arbeitsteilung, denn ich muss ja auch noch jeden Tag gut aussehen, und das erfordert eine Menge Zeit.
    Wenn ich Konrad einen Putzplan vor die Nase halten und ihm sagen würde: » Und du bist ab jetzt fürs Bad zuständig«, würde hier sauberkeitstechnisch gar nichts mehr laufen. In dem Moment, in dem ich ihn um seine Hilfe bitte, appelliere ich an den Steinzeitmann in seinem Unterbewusstsein. Du Tarzan, ich Jane. Ich hilflos. Du retten. Läuft wie geschmiert.
    Warum aber funktioniert es nicht umgekehrt? Warum kann Konrad nicht ein bisschen verliebt mit den Wimpern klimpern, mir ein paar Komplimente machen und dann sagen: » Und das Allerallerallerschönste wäre, wenn ich nicht mehr zu der blöden Giftspritze Nadine in die Wohnung müsste, sondern für immer hier bei dir bleiben dürfte!« Und wenn er ein Profi wäre, würde er nicht nur » blöde«, sondern » blöde, hässliche, nasen- und ohrenoperierte, nervtötende Giftspritze« sagen.
    Männer!
    » Juli?« Konrad guckt ein bisschen verunsichert. » Also, mit ein bisschen mehr Begeisterung hätte ich ja schon gerechnet.«
    Okay. Alles klar, das wird nicht mehr romantischer. Ich schminke mir die Idee des Antrags auf den Knien ab, lächle Konrad freundlich an, sage » Gute Idee!« und mache mir eine interne Notiz: Konrad in taktischer weiblicher Gesprächsführung schulen.

Unter der Gürtellinie
    Donnerstag, 10 . Februar, um 13 : 05 Uhr
    Konrad wohnt jetzt also ganz bei mir. So weit, so unspektakulär.
    Gestern haben wir damit zugebracht, seine restlichen Sachen in meine Wohnung zu schaffen. Genau genommen zwei Reisetaschen. Bemerkenswert, mit wie wenig Männer so auskommen. Ich bin ein wenig schockiert, als wir im Loft stehen und Konrad mir die zwei Taschen präsentiert. » Die sollten reichen«, sagt er und schleift die Taschen hinter sich her ins Schlafzimmer.
    » Für deine Klamotten?«, frage ich skeptisch nach und überlege, ob er damit nur die Sommerkollektion meint.
    » Ich hab ja nicht viel«, meint Konrad und bleibt vor einem Kleiderschrank in der Größe eines Einfamilienhauses stehen. Er geht ganz links zu dem schmalen Seitenteil und öffnet die Tür. Fünfzehn Hemden (alle hellblau), drei Anzüge, zwei Packen T-Shirts, fünf Jeans und ein paar Pullover. Die erste Reisetasche ist voll. Das Umziehen hat bislang genau drei Minuten gedauert. Ich stehe weiterhin fassungslos vor dem Ungetüm von einem Kleiderschrank.
    » Was ist denn da drin?«, frage ich. » Eine weitere Wohnung?«
    » Nadines

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