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Ich nehme alles zurück und behaupte das Gegen

Ich nehme alles zurück und behaupte das Gegen

Titel: Ich nehme alles zurück und behaupte das Gegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Rautenberg
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Sachen«, stöhnt Konrad, als er sich gerade die erste Reisetasche auf die Schulter wuchtet.
    Ich kann es nicht glauben. Der Schrank ist ungefähr sechs Meter lang, zwei Meter hoch und zwei Meter tief, das macht… äh, keine Ahnung, das kann ich nicht ausrechnen, aber mindestens achtzehn Kubikmeter Platz für Klamotten! Mein erstes Studentenzimmer war kleiner. Vorsichtig schiebe ich eine der spiegelbeschichteten Schranktüren zur Seite. Und stehe mitten im KaDeWe.
    Nadine hat ihre Kleidungsstücke farblich sortiert. Ganz ordentlich liegen da zweihunderteinundachtzig schwarze Shirts auf einem Haufen, daneben dreihundertneunzehn weiße, dann die braunen, die hellbraunen, die mittelbraunen, die graubraunen usw. Einmal die ganze Farbpalette durch. Es gibt insgesamt sechs je zwei Meter lange und einen halben Meter tiefe Regelböden, auf denen nur die Oberteile liegen. Ich brech ab! Ich hab noch nie so viele Klamotten auf einem Haufen gesehen! Nicht mal bei H&M.
    Ich öffne eine andere Schranktür. Schuhe. Mindestens hundert Paar, auf Hochglanz poliert und fein säuberlich nebeneinander aufgereiht, warten einträchtig auf die schönen Füße ihrer Besitzerin.
    Wahnsinn. Ich werde spontan grün vor Neid. Mein Kleiderschrank sieht im Inneren aus wie ein Wäschekorb. Vor der Wäsche. Ich entscheide mich kleidertechnisch gerne mal auf den letzten Metern um, deswegen steht Ordnung bei mir nicht ganz so ganz hoch im Kurs. Um es mal vorsichtig auszudrücken.
    Umso weiter steht mein Mund offen, als ich diesem ordnungstechnischen Weltwunder gegenüberstehe. Der Schrank erinnert mich ein bisschen an den aus » Clueless«, diesem schrecklichen Film aus den Neunzigern. Da gab es so einen automatischen Kleiderschrank, der an ein Computerprogramm gekoppelt war. Jeden Morgen stand die verzogene Tochter aus gutem Hause vor dem Rechner und ließ sich vom Programm verschiedene Outfits zusammen- und vorstellen. Mit einem Knopfdruck entschied sie sich für das stylischste und coolste Outfit, auf das sie sicher NIE selbst gekommen wäre, wenn sie nicht diesen blöden Computer gehabt hätte, und vollautomatisch wurden die Einzelteile des Outfits aus dem Kleiderschrank herausgefahren. Auf Schienen!
    Kein Wunder, dass Nadine immer so gut angezogen ist. Bestimmt hat sie genau so einen Großrechner in der Zwischenwand.
    Vielleicht kann der Rechner ja noch mehr.
    Schönheitsoperationen zum Beispiel. Haha. Oder Fragen beantworten. » Bin ich die Schönste im ganzen Land?«, dürfte wohl zum Standardrepertoire gehören. Oder: » Was ziehe ich zu meiner Traumhochzeit mit Konrad an?«, und da macht der Rechner MÖÖP ! , weil es keine Traumhochzeit mehr gibt, du klapprige Kaltmamsell!
    » Was macht die an meinem Kleiderschrank?!«, faucht es plötzlich in meinem Rücken.
    Das wäre jetzt keine Frage gewesen, die ich einem supergenialen Großrechner gestellt hätte.
    » Hallo, Nadine«, sage ich und schiebe schnell die Spiegeltür wieder zu.
    » Konrad!«, kreischt Nadine. » Deine dicke Freundin will meine Kleider klauen!«
    Vorsicht, Nadine! Wer mit Dreck wirft, verliert an Boden. Zwei Beleidigungen in einem Satz– das ist auf eine perfide Art irgendwie bewundernswert.
    » Gott, Nadine«, seufzt Konrad und schließt die Tür von seinem Teilchen des Schrankes. Mehr sagt er nicht. Könnte er aber ruhig, meiner bescheidenen Meinung nach.
    » Obwohl, wenn ich es mir so überlege«, setzt Nadine ekelerregend heuchlerisch fort, » nimm dir ruhig was mit, Juli. Vielleicht färbt ein bisschen Stil ja ab.«
    So, wir bleiben jetzt ganz ruhig, atmen regelmäßig ein und aus, lassen uns nicht anmerken, dass wir gleich explodieren, immer ein und aus, und ein und aus…
    » Aber was erzähl ich denn da?«
    Ein und aus, ein und aus, ein und aus…
    » Wie sollen dir meine Kleider überhaupt passen?«
    UND EIN UND AUS UND EIN UND AUS …
    » Du wiegst ja sicherlich das Doppelte von mir…«
    » Nadine!« Konrads Stimme hat einen unfreundlichen Unterton angenommen. Mir reichen unfreundliche Untertöne aber wirklich nicht mehr aus, und von Konrad ist hier ja auch nicht mehr zu erwarten, diesem Risikovermeider, diesem Badekappenträger, dieser Sissi! Alles muss man selber machen, Herrschaftszeiten! Wofür habe ich denn einen Mann, wenn er in den entscheidenden Momenten des Lebens den Schwanz einzieht und die Eier wegklemmt? Zum Badezimmerputzen ja wohl nicht!
    » Nadine«, sage ich und drücke die Schultern ein paar Zentimeter nach hinten, » jetzt spitz mal die

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