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Ich nehme alles zurück und behaupte das Gegen

Ich nehme alles zurück und behaupte das Gegen

Titel: Ich nehme alles zurück und behaupte das Gegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Rautenberg
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Vorfreude zu heucheln. Schön. Dann also auf in die Höhle des Löwen.
    Vorher impft mich Konrad noch mal. » Wenn es nicht allzu schlimm für dich ist, Liebling, würde es dir dann etwas ausmachen, wenn du meiner Mutter nicht sagst, dass du rauchst? Sie hat sich gerade wieder ein bisschen beruhigt, und… na ja, also, was das Rauchen angeht, da ist meine Mutter etwas… rigoros.« Militant also. Na prima.
    Ich nicke aber. » Na klar. Kein Problem.« Und weil ich mir vorgenommen habe, ein bisschen netter zu sein, werfe ich ein übereifriges » Liebling« hinterher.
    Konrad guckt mich ein bisschen irritiert, aber nicht unglücklich an. Das war’s dann aber auch schon. Also, ein bisschen mehr Begeisterung für meinen neuen, freundlichen Kurs hätte ich ja schon erwartet.

Wer wird Millionär
    Sonntag, 24 . April, um 20 : 19 Uhr
    Das wäre also geschafft. Ich war mit Konrad bei seinen Eltern, und ich wurde nicht mit Schimpf und Schande aus dem Haus getrieben oder mit faulen Eiern beschmissen wie zahlreiche Bundeskanzler vor mir. Ich würde das als bescheidenen Erfolg verbuchen.
    Es startete etwas klemmig. Nun ja, das letzte Aufeinandertreffen war ja auch nicht… ideal verlaufen. Konrads Vater schüttelte meine Hand, als wären wir von Fotografen umringte Staatsmänner, und grinste dämlich. Konrads Mutter schüttelte deutlich kürzer, wischte sich aber immerhin danach nicht die Hand am grau-braunen Hahnentrittkostüm ab. Dann lotste sie mich und Konrad auf die Terrasse, wo der liebevoll gedeckte runde Kaffeetisch schon auf uns wartete. Wachstischdecke, Motiv: Ananas und Sonnenschirmchen. Mann, die Frau wollte es echt wissen.
    Wir setzten uns. Bis alle eine Tasse Kaffee und ein Stück vom Dinkelosterlamm vor sich hatten, vergingen ein paar Minuten, denn wir waren alle ganz fürchterlich höflich und strengstens darauf bedacht, niemandem auf etwaig herumliegende Schlipse zu treten. Links von mir saß Herr Paulsen, rechts Konrad. Konrads Mutter nahm mir gegenüber Platz und mich direkt ins Visier. Ich war nervös. Und brauchte wahnsinnig dringend eine Zigarette. Egal, schnell an was anderes denken.
    » Juli«, Konrads Mutter richtete ihren Blick auf mich. Der Blick war höflich. Nicht überschwänglich, aber auch nicht vernichtend. Gut. Das war gut. » Nun möchte ich aber doch gerne ein bisschen was von Ihnen erfahren.« Herrjemine! Sie siezte mich! Aber sie nannte mich immerhin nicht mehr Frau Rautenberg. » Was machen Ihre Eltern doch gleich beruflich?«
    Äh… oh. Okay, ich dachte, sie wollte etwas über mich wissen. Also, direkt über mich. Mich-mich und nicht Eltern-mich. Egal. Ich antwortete brav, dass meine Mutter Grundschullehrerin sei.
    Konrads Mutter nickte. » Ach ja, richtig, daran erinnere ich mich noch.«
    Ich schien die Hunderteurofrage richtig beantwortet zu haben und war erleichtert. Und wollte sehr gern eine rauchen.
    » Und Ihr Vater?«, fragte Frau Paulsen weiter.
    Na gut, damit konnte ich punkten: Mein Vater ist Anwalt, das kommt immer ganz gut an. Ich antwortete, und Konrads Mutter zog erstaunt und– ich wage es kaum zu sagen– ein wenig angetan die Augenbrauen in luftige Höhen. » Ach, sieh mal an, das wusste ich ja gar nicht! Welches Gebiet?«
    Langsam fing ich an, mich wie bei Günther Jauch zu fühlen. Wobei das eigentlich nicht gut war, denn bei Wer wird Millionär wurden die Fragen gegen Ende bekanntlich schwerer.
    » Familienrecht«, gab ich zur Antwort.
    Frau Günther-Jauch-Paulsen war angetan. » Kann man immer brauchen, einen Anwalt«, stellte sie überflüssigerweise fest.
    Ich nickte wieder. Ich zum Beispiel, jetzt gerade, könnte einen brauchen. Der Mandant will von seinem Aussageverweigerungsrecht Gebrauch machen.
    Ich sah zu Konrad, aber der aß mit sehr großem Engagement sein Osterlamm, das wieder mal so trocken war, dass es in der Kehle kitzelte.
    Ich sehnte mich nach einem großen Radler, um das Stück runterzukriegen, das vorwurfsvoll auf meinem Teller lag. Und nach einem Schnaps, um die Angst hinterherzuspülen. Und, ich weiß, ich wiederhole mich: nach einer Zigarette.
    » Und Sie wollten kein Jura studieren?«, hakte Günther Jauch nach.
    Ich prustete. Konrad warf mir einen vielsagenden Seitenblick zu, der mich schnell wieder auf den Boden der Tatsache zurückholte. Ich machte ein ernstes, ja geradezu betroffenes Gesicht: » Nein. Jura– das ist nichts für mich.«
    Günther lächelte schief. Dann sagte sie etwas bissig: » Ihre Eltern hat das nicht gestört?«
    Ich war

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