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Ich nehme alles zurück und behaupte das Gegen

Ich nehme alles zurück und behaupte das Gegen

Titel: Ich nehme alles zurück und behaupte das Gegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Rautenberg
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Wir haben hier auch keine Kehrwoche. Und kein laminiertes Putzschildchen, das Woche für Woche von Briefkasten zu Briefkasten wandert und der Hausgemeinschaft offenbart, wer im Treppenhaus gerade seinen Putzdienst schwänzt und die göttliche Ordnung sabotiert.
    Ich riss die Wohnungstür auf. Da war niemand. Ich lauschte ins Treppenhaus. Kein Briefträger. Dann wohl doch nur ein Klingelstreich. Ich wollte gerade wieder in die Wohnung zurückgehen, als meine Fußmatte ein seltsames Geräusch von sich gab.
    » Miahaaa.«
    Ich stutzte. Und sah nach unten. Auf meiner Fußmatte stand ein großer Plastikbehälter in Rosa. An den Seiten hatte der Plastikbehälter Schlitze. Ein seltsamer Geruch ging von dem Behälter aus.
    Ich bückte mich vorsichtig und näherte mich schnuppernd dem Kasten. Zwei dunkle Augen funkelten mich aus der Tiefe an. Dann kam das Geräusch wieder. » Miiiahhahhaha!«
    Ach du Scheiße! Ich raste in die Wohnung zurück und schlug die Tür hinter mir zu. Sicherheitshalber hängte ich auch die Kette ein. Und atmete tief durch.
    Sydney! Da draußen vor der Tür saß Nadines und Konrads fette Beziehungskatze in einer rosafarbenen Plastikkiste. Ich öffnete die Tür einen Spalt weit. Die Sicherheitskette ließ ich vorsichtshalber vorgelegt. Eine grau behaarte Pfote drückte sich durch einen der Lüftungsschlitze. Sydney wollte raus. Die Bestie wollte ins Freie!
    Ich knallte die Tür wieder zu, rannte zum Telefon und drückte die Kurzwahltaste für Konrads Nummer.
    Es tutete.
    Und tutete.
    Dann ging die Mailbox ran.
    Ich fluchte laut und legte auf. Da wollte man den Herrn Paulsen ein Mal selbst erreichen, und er ging nicht ran. Heiliger Bimbam!
    Ich pfefferte das Telefon in die Ecke und schlich zur Tür zurück. Sydneys Pfote ragte immer noch durch den Lüftungsschlitz ins Freie. Im Behälter rumpelte es. Ich hörte ein Maunzen. Dann sah ich, dass die fette Katze sich mit aller Macht gegen die Wand des Tragekorbs stemmte, aus der er seine Pfote streckte. Verdammt. Die Pfote saß fest.
    Diese blöde, fette Katze! Und diese schreckliche, schreckliche Nadine! Die konnte doch dieses Katzenmistvieh nicht einfach so bei uns abladen! Ich kochte vor Wut.
    Ein erneuter Blick durch den Türschlitz gab mir dann den Rest: Sydney saß schreiend und miauend in dem Tragebehältnis und versuchte verzweifelt, die feststeckende, wohlgenährte Pfote aus dem Lüftungsschlitz wieder herauszuziehen.
    Mein Mutterherz begann sich zu regen. Ich entsicherte die Tür und öffnete sie. Sydney jammerte mich an. Ich fingerte nach dem Tragegriff auf der Oberseite des Plastikbehälters und hob den Kasten an. Besser gesagt versuchte ich es. Ich konnte unter Aufbringung aller vorhandenen Kräfte den Kasten gerade mal ein paar Zentimeter vom Boden anheben, da knarzte es einmal bedenklich, und dann brach das Plastikgelenk des Griffes. Der Kasten knallte unsanft auf die Fußmatte zurück. Syndey kreischte. Ich stöhnte. Das Pfötchen ragte zitternd aus dem Lüftungsschlitz.
    Wenige Minuten und Schweißausbrüche später hatte ich den Plastikbehälter in die Wohnung geschoben. Mit einem beherzten Griff bog ich die Plastikstäbe auseinander, Sydney zog schnell die eingeklemmte Pfote aus dem Lüftungsschlitz und fing wie besessen an, das Beinchen abzulecken. Ich nutzte den Moment der Unachtsamkeit und kam dem Kasten noch etwas näher. Es roch verdächtig nach Katzenpipi. Ich verdrehte die Augen. Na prima! Ich beschloss, die Katze aus ihrem Gefängnis zu befreien, bis Konrad heute Abend nach Hause kam und sie ins Tierheim brachte. Oder woanders hin. Jedenfalls woanders als hier! Ich wollte keine Katze! Wenn das jemals anders gewesen wäre, hätte ich mir zu gegebener Zeit eine zugelegt!
    Fairerweise muss ich an dieser Stelle zugeben, dass ich Haustieren an sich nicht abgeneigt bin, solange sie mich nicht dreimal am Tag dazu zwingen, vor die Tür zu gehen, keinen Stall haben, den man einmal die Woche saubermachen muss, und nicht nur doof im Wasser hin- und herschwimmen und sich nicht streicheln lassen. Aber die abgelegte Katze von Nadine in meiner Wohnung? Da konnte ich mir echt Schöneres vorstellen!
    Trotz meiner grundsätzlichen Ablehnung nahm ich mir ein Herz und öffnete die Tür des Kastens. Sydney verkroch sich an den hintersten Rand der Plastikzelle und glotzte mich aus großen Katzenaugen an. Ich kniete mich vor den Plastikbehälter. » Putt, putt, putt!«, machte ich.
    Sydney glotzte.
    Ich versuchte es mit einem Gurren: » Katzi, Katzi,

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