Ich nehme alles zurück und behaupte das Gegen
wir beide nicht mehr putzen und uns auch nicht mehr deswegen streiten müssen, haben wir viel mehr Zeit für andere schöne Dinge.«
Ja. Zum Beispiel, um mit der MASTERSLAVE -Steckdose zu spielen. Konrad hat sie gestern Abend angebracht und währenddessen so oft ihren praktischen Nutzen betont, dass ich mir wie im Teleshopping-Daueralbtraum vorkam. Ich wartete allerdings vergeblich darauf, dass er mit einem Schlückchen Wasser die Leistung des Überspannungsschutzes ausprobierte.
» Ach, Juli!« Er schenkte mir seinen besten Dackelblick. » Guck mal, es war soooo schwer, was Schönes für dich zu finden.« Offensichtlich. Und gelungen war es ihm auch nicht, denn schön war das Geschenk nun wirklich nicht. Und Tagalog auch nicht. So.
» Wo hast du diese Tagalog denn überhaupt aufgetrieben?«, fragte ich.
» Sie heißt nicht Tagalog«, bemerkte Konrad, » sie heißt Hoa.«
Hoa. Hao. Hallo, Hao. Nee. Hallo, Hoa. Hä? Eindeutig unaussprechlich. Den Namen würde ich mir nie merken! Ich beschloss, bei Tagalog zu bleiben.
» Sie putzt bei einem Arbeitskollegen. Ihr Mann hat ein Restaurant im Zentrum, aber sie will auf eigenen Beinen stehen.«
Eine emanzipierte Philippinin, die bei uns putzen wollte. Soso. Ob sie ein Jodeldiplom hatte? » Und wie will sie auf eigenen Beinen stehen, wenn sie kein Wort Deutsch spricht?«
» Ja«, gab Konrad zu, » das ist ein Nachteil. Aber sie versteht ein bisschen Englisch, auch wenn sie es nicht sprechen kann. Und außerdem«, Dackelblick, der zweite, » ich dachte, vielleicht könntest du ihr dabei helfen.«
Mir fiel alles aus dem Gesicht. » Das wird ja immer besser! Jetzt soll ich auch noch die Wohlfahrt spielen, oder was? Meinst du, ich hab nichts Besseres zu tun, als meiner Putzfrau Deutsch beizubringen?«
» Wieso?«, fragte Konrad und meinte es sogar ernst. » Du hast doch jetzt viel mehr Zeit, wenn du nicht mehr putzen und aufräumen musst. Und dann… hast du auch wieder mehr Zeit für…« Dann grinste er anzüglich.
Eines muss ich ihm lassen: Konrad hat eine 1-A-Chancenverwertung. Ich kenne niemanden, der so gezielt und mit so viel Schmackes jede noch so kleine Möglichkeit ausnutzt, die Argumente so hinzudrehen, dass sie ihm in den Kram und damit in die Argumentation passen. Es gehört schon was dazu, aus der Verteidigung heraus innerhalb weniger Minuten einen kausalen Zusammenhang zwischen der Benutzung des Staubwedels und Sex herzustellen! Ich muss wohl doch noch Jura studieren, um diesem Mann etwas entgegenzuhalten.
Eine Woche voller Samstage
Donnerstag, 7 . Juli, um 10 : 03 Uhr
Samstag ist bei mir Putztag. Das ist schon so, seit ich mit neunzehn die elterliche Gemarkung verlassen und mir dabei natürlich geschworen habe, nie in so festgefahrene Verhaltensmuster zu verfallen wie meine Eltern. Meine Mutter putzt samstags immer die Wohnung, mein Vater das Auto. So viel zum Thema Abnabelung.
Jedenfalls schwinge auch ich samstags den Feudel. Unter der Woche komme ich einfach nicht dazu. Und unter der Woche stört mich der Dreck auch nicht. Aber samstags, da wache ich morgens auf und finde es plötzlich sehr störend, wenn ich meine Füße aus dem Bett schwinge und in Richtung Badezimmer schlurfe und schon nach wenigen Metern ein watteweicher Dreckfilm unter meinen Sohlen klebt. Vielleicht putze ich samstags, weil ich danach das Gefühl habe, dass das Wochenende jetzt richtig losgehen kann, weil ich aufgeräumt und saubergemacht, den Müll weggebracht, die Wäsche gebügelt und den Kühlschrank aufgefüllt habe. Vielleicht habe ich in meinem Leben einfach zu oft diese Joghurt-Werbung gesehen, in der eine gut gelaunte und noch viel besser aussehende Familie mit einem Weidenkorb voll mit frischem Obst und Gemüse (alles saisonal, regional und absolut fair gehandelt, versteht sich) zu beschwingter Musik in die Küche stürmt und sich dann mit vier Joghurtbechern bewaffnet auf ein herrlich sauberweißes Sofa (natürlich mit Persil gewaschen) fallen und die Löffel kreisen lässt. Vollgepackt mit tollen Sachen, die das Leben schöner machen, hinein ins Weekend-Feeling.
Ich bin echt werbegeschädigt. Ich glaube ja auch, dass bei der Hamburg-Mannheimer ein Mann namens Kaiser arbeitet und der Typ aus der Nescafé-Werbung wirklich gar keine Auto hat. Und in Nimm-2 stecken nur Vitamine. Und Fruchtzwerge sind so wichtig wie ein kleines Steak.
Mein Weekend-Feeling bekomme ich also durch Putzen, und das mache ich immer samstags. Eigentlich. Denn mein überaus mitdenkender und
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