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Ich nehme alles zurück und behaupte das Gegen

Ich nehme alles zurück und behaupte das Gegen

Titel: Ich nehme alles zurück und behaupte das Gegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Rautenberg
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Frau.
    Sydney und ich saßen den Mittwoch über auf dem Sofa und beäugten Tagalog und ihre Putzerfolge kritisch. Immerhin hatten wir hier drin jetzt wieder Tageslicht.
    Ich musste eingestehen, dass ich über Konrads Geschenk nicht nur schimpfen konnte. Denn so sauber war es hier nicht mehr gewesen, seit Günther hier als Atagirl aufgetreten war.
    Abends, als die Lappenlady endlich von meiner Wohnung abgelassen hatte, schlenderte Konrad durch unser picobello gereinigtes Wohnzimmer. » Sieht super aus!«, meinte er und wischte aus purem Vergnügen mit dem Finger über ein Regalbrett. Sauber. » Und am Freitag kommt sie ja schon wieder!«
    Toll.

Zukunftsmusik
    Freitag, 8 . Juli, um 18 : 48 Uhr
    Und schon wieder fiel Tagalog bei uns ein. Ich hatte ihr in gewohnter Manier schlafwandelnd und im Pyjama und aus Versehen die Haustür geöffnet, ignorierte– dann zumindest halb wach– die Tonnen von Reinigungsmitteln, die sie in einem Hackenporsche in die Wohnung wuchtete, und verzog mich mit Kaffee und Zigaretten in die Küche.
    Am späten Vormittag klingelte es. Ich hetzte zur Tür, bevor Tagalog mir zuvorkam, und öffnete. Vor mir stand Günther.
    » Hallo, Liebes«, flötete sie. Ich flötete nichts, mir stockte der Atem. » Überraschungsbesuche sind ja eigentlich nicht so meine Sache, aber ich versuche schon seit Tagen, Sie zu erreichen, und niemand geht ran!«
    Günther trat einen Schritt näher und umarmte mich. Ich roch ihr süßliches Parfüm und eine Menge von diesem ganz besonderen Duft, den Haarspray hinterlässt, wenn man sich die Frisur damit zubetoniert.
    Wieso ging das Telefon nicht? Was war denn das für eine Scheiße?
    Ich löste mich kommentarlos von ihr und spurtete ins Wohnzimmer zur Telefonbuchse. Das Kabel war ausgesteckt. Wahrscheinlich seit Tagalog mit einem Pinsel die Steckdose gereinigt hatte.
    Ich schielte zu ihr rüber. Sie tat so, als wäre sie unsichtbar. Ich ging zähneknirschend in den Flur zurück.
    » Ich wollte Ihnen doch noch Ihr Geschenk geben! Und Ihnen gratulieren!« Günther drückte mich erneut. Zu fest. Zu nah! Platzangst! Ich wurde spontan soziophob. Günther ließ ihren Blick durch den Flur schweifen. » Alle Achtung! Hier sieht es ja toll aus!«
    Ich nickte. Günther trat in die Wohnung und sah sich um. » Haben Sie ein neues Talent an sich entdeckt, Juli? Das finde ich sehr gut! Als Frau muss man auch mal richtig anpacken können, nicht wahr?«
    In diesem Moment kam Tagalog mit mehreren Putztüchern und einer Flasche Glasreiniger bewaffnet aus dem Wohnzimmer.
    Günther starrte erst sie, dann mich fassungslos an, und ich trauerte den eben noch in greifbarer Nähe geglaubten Lorbeeren hinterher. Blöde Schrubberhexe!
    » Sie haben eine Putzfrau?«, fragte Günther entsetzt.
    Ich kam mir wieder vor wie einer dieser Sextouristen, der sich eine Frau aus Thailand mitgebracht hatte. Oder im Katalog bestellt. Oder bei Bauer sucht Frau.
    Ich zog Günther ins Wohnzimmer und erklärte ihr, wie Tagalog Teil meines Lebens geworden war– und zwar natürlich total unfreiwillig und überrumpelig. Dass ich eigentlich eine leidenschaftliche (hüstel) Hausfrau wäre und es auch gar nicht gut fände, wenn arme Migranten aus Entwicklungsländern (na ja) von solchen Luxusschweinen wie mir (!) ausgebeutet würden. Dass Tagalog und ich indes jeden Tag zwei Stunden gemeinsam Deutsch übten und ich so meinen bescheidenen Beitrag zum Thema Integration leistete.
    Günther strahlte.
    Und ich hatte Angst, dass ihr meine verlogene hölzerne Nase gleich ein Auge ausstechen würde.
    » Ach, Juli«, seufzte sie. » Sie haben das Herz schon am rechten Fleck.«
    Ich nickte betroffen und klimperte mit dem Spendenkässchen.
    Günther fuhr fort: » Kommen wir zum Grund meines Besuchs! Ich habe Ihnen noch gar nicht mein Geburtstagsgeschenk geben dürfen!« Sie zog einen Umschlag aus der Handtasche und überreichte ihn mir. Ich wollte keine Geschenke. Nicht nur nicht von Günther, sondern generell von niemandem, der den Namen Paulsen trug. Das konnte doch nur ganz und gar gequirlte Kacke werden.
    » Es ist eine Einladung!«, jubelte sie.
    Ich sag nur Apassionata und Kärnten. Fidschi kommt später.
    Ich öffnete mit zitternden Händen den Umschlag und zog ein Kärtchen heraus. Die Vorderseite zierte die Fotografie zweier kleiner Kätzchen, die nebeneinander in einer kleinen Minihängematte lagen. Eines der Kätzchen hatte sogar ein Sonnenbrillchen auf. Na, das sah mir doch schwer nach Strandurlaub aus. Fidschi, ich

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