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Ich nehme alles zurück und behaupte das Gegen

Ich nehme alles zurück und behaupte das Gegen

Titel: Ich nehme alles zurück und behaupte das Gegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Rautenberg
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hielt aber die Füße still. Tagalog öffnete den Google-Übersetzer und gab einen Satz in das freie Feld auf der linken Seite ein. Mit jedem Buchstaben, den sie mit der Zwei-Finger-Suchtechnik in die Tastatur einprügelte, wuchs im rechten Kästchen des Programms ein deutscher Satz. Ich las laut mit: » Montag Kühlschrank sauber.«
    Ich verstand. » Nein!«, gab ich in das Fenster ein, und auf der rechten Seite erschien: » Hindi!« Tagalog schaute skeptisch. Ich zeigte mit Nachdruck auf meine Brust. Mein Revier! Tagalog seufzte und nickte. Ich war ein bisschen erleichtert, dass wir– wenn auch auf dem am niedrigst vorstellbaren Niveau– endlich einen Weg gefunden hatten, zumindest bruchstückhaft zu kommunizieren. Ich äußerte meine Freude über ihre gute Idee, das Internet zur Kommunikation zu benutzen. Der Übersetzer machte daraus: » Ito internet site ay isang magandang ideya!« Tagalog sah mich spitzbübisch grinsend an. Dann zog sie erneut die Tastatur zu sich und tippte. » Menu card para sa mga Restawran!«
    Und dafür brauchte ich ausnahmsweise keine Übersetzung mehr.

Wischen impossible
    Samstag, 16 . Juli, um 12 : 03 Uhr
    Eigentlich ist heute mein Putztag. Denn wie bereits gesagt, ist Samstag eigentlich der Tag, an dem ich den Restmüll runter- und das Altglas wegbringe, an dem ich pro forma mit ein bisschen Glasreiniger in der Hand durch die Wohnung laufe und den überaus nutzlosen Staubwedel schwinge, an dem ich mal sauge, auch unter dem Sofa, an dem ich eigentlich einkaufen gehe und die Wäsche wasche. Eigentlich. Denn Tagalog hat dafür gesorgt, dass mein Samstag so richtig im Eimer ist.
    Ich sitze auf dem Sofa und langweile mich. Konrad ist im Park, mit den Jungs Fußball spielen. Ich habe vorgegeben, etwas Wichtiges tun zu müssen. Rumsitzen, zum Beispiel, Löcher in die Luft starren und in der Nase bohren. Alles besser, als mit den anderen Spielerfrauen über ihre Spielerfrauenthemen zu reden.
    Sydney und ich sitzen also auf dem Sofa. Die Unterhaltung ist etwas einsilbig. Sydney ist heute nicht gerade der Gesprächigste. Und noch nicht einmal Tagalog ist da und saugt um uns rum, mit diesem überaus furchteinflößenden Staubsaugerrohr, das sie in jede noch so kleine Ritze des Sofas reinpresst. Neulich haben eine Haarklammer und eine Handvoll Erdnüsse das Rohr verstopft, das war vielleicht ein Spaß! Das hat Tagalog mindestens dreißig Minuten vom Putzen abgehalten und sehr, sehr verärgert. Lustig, wenn so eine kleine Philippinin durchdreht. Ein Hosentaschentornado!
    Weil ich mich so langweile, streune ich schließlich durch die Wohnung und schaffe ein bisschen Unordnung. An meinen überaus chaotischen Schreibtisch hat sich Tagalog immerhin noch nicht getraut, vielleicht weil ich ein großes und international verständliches Totenkopfsymbol ausgedruckt und über dem Monitor gehängt habe. Der Rest der Wohnung kommt mir entfernt bekannt vor. Wirklich heimisch fühle ich mich aber nicht.
    Ich gehe in die Küche und zerkrümele ein paar Semmelbrösel auf dem Boden. Es knirscht unter meinen Füßen, als ich darüberlaufe. Ah, schon besser. Dann drücke ich meine Nase an die Verandascheibe und hinterlasse einen fettigen Nasenabdruck. Das macht mich glücklich. Zuletzt nehme ich mir meine Bürste und verteile ein paar Haare auf den Fliesen im Badezimmer. Herrlich! Hier bin ich Mensch, hier darf ich sein.
    Am Montag kommt Tagalog wieder.

Das nächste Spiel ist immer das schwerste
    Sonntag, 17 . Juli, um 10 : 59 Uhr
    Heute Nachmittag um drei geht’s los. Ich werde mich alleine (!!!) mit Günther treffen und gemeinsam mit ihr die Wahrsagerin Cosma besuchen.
    Die Mädels sind begeistert. Tine beauftragt mich, gleich mal nach ihrer nächsten Gehaltserhöhung zu fragen. Mona will wissen, ob das mit Pätrick mit ä was Ernstes ist, und Cora lässt mir von ihrem Freund ausrichten, ich möge mir doch bitte die Spielergebnisse vom FC St. Pauli prophezeien lassen.
    » Sucht euch doch eine eigene Wahrsagerin!«, sagte ich sichtlich empört, als wir uns gestern Abend trafen, notierte aber fein säuberlich die Wünsche meiner Liebsten. Man weiß ja nie, was kommt. Am Ende wird das nicht so, dass mir die Wahrsagerin Dinge über mich sagt, sondern mich Sachen fragt, und dann wäre ich schon ganz froh, wenn ich ein paar Fragen in petto hätte. Wie damals dieser Fußballtorwart, der einen Zettel in seinen Stutzen hatte– allzeit bereit! Genau so mache ich das auch. Es kann losgehen.

Dabei sein ist

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