Ich nehme alles zurück und behaupte das Gegen
Cosma winkte ab.
Plötzlich riss sie die Augen weit auf. Ich keuchte. Weiche, Satan!
» Ach du liebe Zeit! Das wird aber noch ganz schön turbulent!«, rief Cosma. » Du musst achtsam sein, Juli, ich sehe da ein paar Probleme auf dich zukommen.« Ach Gott, die paar Probleme, dachte ich, und schaltete auf Durchzug. » In Form eines Mannes.« Jaja, dachte ich weiter. Konrad, die alte Hippe. » Und dieser Mann ist nicht dein Freund.«
Was? Ich fing Feuer. Neugierig beugte ich mich ganz weit vor und versuchte zu erkennen, was Cosma sehen konnte. » Wer ist es?«, keuchte ich.
» Das weiß ich nicht«, antwortete Cosma seelenruhig. Ich verfluchte sie innerlich und stellte mir vor, wie ich sie an ein Bett binden und ihr den Teufel austreiben würde.
» Und ich sehe auch einen Verlust«, fuhr Cosma fort. Das schockte mich jetzt nicht besonders. Wenn zwei Männer im Spiel waren, zog über kurz oder lang einer von ihnen den Kürzeren. Hauptsache, ich war die Königin.
Cosma sah erneut auf die Karten, dann bekam ihr Gesicht plötzlich einen sehr weichen Ausdruck. » Wie schön, Juli!« Sie ergriff meine Hand. » Die Karten sagen, dass Nachwuchs ins Haus steht!«
Vor der Tür hörte ich jetzt ein sehr deutliches Rumpeln, dann einen kleinen Triumphschrei. Cosma blickte von den Karten auf und rief: » Gudrun, sitzt du bequem?«
Günther antwortete (eindeutig NICHT vom Sofa): » Jaja, alles bestens!«
Ich konnte es mir nicht verkneifen und nickte in Richtung Tür. » Haben Sie das nicht kommen sehen?«
Cosma sah mich irritiert an, verzichtete jedoch auf eine Antwort. Wir redeten noch gute zwanzig Minuten darüber, was mir alles widerfahren könnte, wie ich war und sein wollte, und tief in meinem Inneren erhärtete sich der Verdacht, dass das hier weniger Wahrsagerei als vielmehr eine Psychoanalyse war.
Konrads Mutter hatte mir eine Psychoanalyse geschenkt. Sollte mir das zu denken geben? Mir drängte sich der Eindruck auf, dass man wahrsagen nur dann wirklich für bare Münze nehmen konnte, wenn man auch daran glaubte. Das mit mir hatte keinen Sinn, das sah selbst Cosma irgendwann ein.
» Hast du denn noch eine Frage?«
Ich dachte an den Zettel, der in meinem Socken steckte. Ich verwarf die Idee, Cosma zu den Spielergebnissen von St. Pauli zu befragen, und durchforstete mein Hirn nach einer Frage, die mich vielleicht wirklich interessierte.
» Äh, ja«, sagte ich, » können Sie mir sagen, wieso mich Konrad so oft anruft?«
Da zuckte meine Wahrsagerin nur bedauernd mit den Schultern. » Tut mir leid, Juli, aber das musst du ihn schon selber fragen.«
Ich war enttäuscht. Das war also mein supertolles Wahrsagen gewesen. Ich hatte mir erhofft, dass Cosma mir etwas Konkretes vorhersagte, irgendetwas, womit man arbeiten konnte, wie zum Beispiel die neusten Entwicklungen am Aktienmarkt oder eine schlimme Erkältung oder ein überraschendes Erbe, aber doch nicht diese Wischiwaschi-Empfehlungen der Marke Astro- TV . Ich bedankte mich trotzdem artig und übergab Günther das Staffelholz.
Günther war geschlagene fünfzig Minuten bei Cosma. Ich unterdrückte den Impuls, es ihr gleichzutun und an der Tür zu lauschen, immerhin glaubte ich ja gar nicht an den ganzen Hokuspokus.
Als sich endlich wieder die Tür öffnete, trat eine vollkommen verheulte, aber zum Umfallen strahlende Günther aus dem kleinen Raum und warf sich in meine Arme. Argh! Ich sandte einen leicht verzweifelten Blick zu Cosma. Was hatte die Kaffeesatztante meiner Hoffentlich-niemals-Schwiegermutter bloß erzählt?
Günther schnäuzte in meinem Kragen, dann richtete sie sich wieder auf und sah mich an. » Ich bekomme einen Enkel!« In ihren Augen plätscherte es. Mein Herz rutschte mir in den Garfield-Schlüpfer.
» Aber Konrad ist doch Einzelkind.«
» Ja eben!«, heulte Günther auf und warf sich wieder an meine Schulter. Tränen des Glücks durchnässten mein Oberteil. Fassungslos glotzte ich Cosma an. Ein Enkelkind? Sollte Konrad keine unehelichen Geschwister und sich selbst auch nicht außerehelich vergnügt haben, blieb diese Prophezeiung ganz offensichtlich an mir hängen.
» Haste Scheiße am Schuh, haste Scheiße am Schuh!«, pflegt mein Vater ja immer zu sagen. Jetzt war es amtlich: Mein Leben ist ein Computerspiel. Und Konrads Mutter der Endgegner.
Mutters Mund tut Wahrheit kund
Donnerstag, 21 . Juli, um 16 : 43 Uhr
Ich habe mich von meiner Begegnung der dritten Art erholt. Wenn auch nur einigermaßen.
Am Montag kam Konrad vor Freude
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