Ich nehme alles zurück und behaupte das Gegen
kleinen Kännchen Milch und Zuckerwürfeln zurück. Ich nahm meine Tasse und setzte an. Mit ein paar schnellen Zügen verbrühte ich mir den Gaumen, schlürfte die Tasse aber bis auf den letzten Tropfen leer und hielt sie Cosma hin.
Die sah mich total verwirrt an. » Noch einen?«
» Nee, äh«, stammelte ich, » lesen?«
Cosma brach in schallendes Gelächter aus. Anstelle einer Antwort ließ sie zwei Zuckerstückchen in ihren Becher fallen und sah mich, während sie fleißig darin rührte, an. » Entspann dich, Juli.«
Ich atmete zweimal hastig ein und aus. Okay, entspannt. Konnten wir jetzt bitte endlich loslegen?
» Das Verhältnis zu deiner Schwiegermutter ist nicht gerade leicht«, sagte Cosma unvermittelt.
» Noch-nicht-Schwiegermutter«, polterte ich heraus. » Was hat Günther Ihnen denn erzählt?«
Von wegen Wahrsagen! Wenn die Alte von Günther vorab schon mit Informationen versorgt worden war, dann war es ja keine große Sache mehr, sich ein paar halbgare Empfehlungen aus den Rippen zu schneiden und sie als wahrgesagte zu verkaufen! Firlefanz, elendiger!
» Wer ist Günther?«, fragte mich Cosma.
» Das müssten Sie doch am besten wissen!«, rüffelte ich die unschuldige und nach wie vor sehr nette Frau an.
» Äh, Juli, also, ich glaube, ich sollte da mal was klarstellen«, sagte Cosma in weiterhin sehr heiterem und freundlichem Tonfall, » ich weiß gar nichts über dich, außer dass du Konrads Freundin bist. Okay? Gib mir mal deine Hand.«
Ich seufzte und legte meine Hände auf den Tisch. Cosma nahm meine linke und sah hinein. » Du bist unsicher.«
» Steht das da?«, fragte ich und beugte mich nach vorne, um dem Geheimnis meiner Lebenslinie auf die Spur zu kommen.
Cosma sah mich lange und intensiv an.
» Ich muss mal wieder zur Maniküre«, unterbrach ich die Stille, » steht das da auch?«
» Vielleicht sollten wir das mit dem Handlesen lassen«, schlug die selbst ernannte Prophetin vor. » Was hältst du davon, wenn wir es mit den Karten versuchen?«
Ich grunzte. Cosma verstand selbiges als Zustimmung und griff zu einem Stapel Spielkarten, der neben ihr auf dem Tisch gelegen hatte. Sie reichte mir den Stapel und wies mich an, ihn zu mischen. Ich tat, wie mir geheißen, und mischte professionell und wie ein Poker-Dealer im Casino mehrere Minuten lang. Cosma saß mir gegenüber und beobachtete mich dabei. Ich kam mir saublöd vor. Irgendwann streckte sie die Hand aus, ich reichte ihr die Karten. Sie begann, jeweils sechs Karten in eine Reihe zu legen, dann weitere Reihen, bis fünf untereinander und alle Spielkarten auf dem Tisch lagen. Spätestens jetzt hätte ich erwartet, dass Cosma eine Duftkerze anzündete oder ein kräftiges Ommmmmm in den Raum donnerte. Ich wurde aber leider enttäuscht.
» Dann wollen wir doch mal sehen!«, sagte Cosma, und ich konnte ein Glänzen in ihren Augen erkennen. Ich glotzte auf die Karten, die vor uns auf dem Tisch lagen.
» Full House!«, witzelte ich. Cosma lächelte mich an. Diese Frau konnte wirklich nichts aus der Ruhe bringen.
» Hui, du hast ja eine wilde Zeit hinter dir«, stellte Cosma beim nächsten Blick auf die Karten fest. » Viele Männer.« Ich sah nur zwei Buben in unmittelbarer Nähe zur Herzdame liegen, die angeblich ich war, und verkniff mir jeden Kommentar. » Oh, du bist selbstständig … interessant. Und das Geschäft läuft so lala.« Toll, Konrad, danke, dachte ich mir, denn diese Information zum Weiterratschen konnte Günther nur von ihm haben. » Ich sehe da einige komplizierte Verstrickungen … Wart mal, gab es mal Ärger mit einer ehemaligen Freundin von Konrad?«
Ich lehnte mich enttäuscht zurück. Wenn mir Cosma nur Dinge erzählen wollte, die schon passiert waren, vertrödelten wir hier wirklich unsere Zeit.
» Ach, das ist ja spannend.«
Was? Was war spannend? Ich horchte nun doch auf.
» Reichtum…«
Ich konnte einen kleinen Freudenschrei leider nicht unterdrücken. Und auch nicht die folgende Frage: » Deuten Sie etwa auch Steuererklärungen?«
Cosma ignorierte mein unqualifiziertes Geschwafel. » Es kann sich dabei natürlich auch um emotionalen Reichtum handeln.« Pahahaha, dachte ich. Kann sein, vielleicht, möglicherweise. Lächerlich.
» Hm, mal sehen, wie sieht es denn in der Liebe aus?« Cosma kniff die Augen zusammen.
Eine Weile saßen wir ganz still da, keiner von uns sagte etwas, nur draußen vor der Tür hörte ich ein Scharren.
» Haben Sie Haustiere?«, unterbrach ich die Stille, aber
Weitere Kostenlose Bücher