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Ich nehme alles zurück und behaupte das Gegen

Ich nehme alles zurück und behaupte das Gegen

Titel: Ich nehme alles zurück und behaupte das Gegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Rautenberg
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aber es hört sich nicht so an, als würden wir die Daten noch retten können.«
    Mir stockte der Atem. » Ach, Quatsch, das kriegst du doch bestimmt wieder hin!«
    » Nein, Juli. Das krieg ich nicht wieder hin«, gab Konrad ganz lapidar zurück. » Das ist am Arsch. Verloren. Weg. Adieu. Bye-bye. Hasta la vista.«
    » Verarschst du mich?«
    Konrad lachte. » Hör mal, Baby. Du bist diejenige, die keine Back-ups gemacht hat. Du bist das Risiko eingegangen, dass der Rechner irgendwann einfach futsch ist und dir dann alle Daten flöten sind. Wie alt ist der Rechner, fünf Jahre?«
    » Sieben«, gab ich zerknirscht zu.
    Konrad lachte noch lauter. » Da wundert mich, dass er überhaupt so lange durchgehalten hat! Du hättest es wirklich besser wissen können, Fräulein. Spätestens seit letzten Sonntag.«
    » Wieso seit Sonntag? Hast du mich am Sonntag etwa an eine Datensicherung erinnert? Hm? Nein«, giftete ich, » genau genommen kann man sogar sagen, dass du schuld bist.«
    » Juli. Denk doch mal nach.« Nö. Ich war beleidigt. » Was hat dir die Wahrsagerin prophezeit?«
    Das schlug ja dem Fass wirklich den Boden aus! » Keinen Zusammenbruch meines Rechners, jedenfalls!«, donnerte ich.
    » Das nicht«, kicherte Konrad. » Aber einen Verlust.«
    Arsch.

Ein Geschenk des Himmels
    Montag, 25 . Juli, um 19 : 31 Uhr
    Gut, dachte ich mir heute Morgen. Wenn alle der felsenfesten Überzeugung sind, dass an der Prophezeiung was dran ist, dann versuche ich es eben auch mal mit ein bisschen esoterischem Vertrauen. Immerhin war der Teil mit dem Verlust schon abgehakt, mir winkten Reichtum und eine Begegnung aus der Vergangenheit. Den Nachwuchs schob ich mit gutem Gewissen in die hinterste Ecke meines Bewusstseins. Darüber würde ich erst wieder reden, wenn sich irgendeine der anderen Vorhersagen bewahrheitet hatten. Man muss sich ja nicht schon verrückt machen, wenn eigentlich noch alles in bester Ordnung war.
    Das war mein neues Mantra. Jedenfalls vorerst.
    Ich startete also gut gelaunt in die neue Woche. Es würde Reichtum geben! In Gedanken stellte ich mich schon darauf ein, die bald vom Himmel regnenden Goldtaler aufzusammeln, und suchte in der Wohnung nach einer passenden Aufbewahrungsgelegenheit. Ich hatte ja auch nichts Besseres zu tun, denn von guter Auftragslage konnte der Reichtum momentan wirklich nicht kommen. Auch wenn Cosma was anderes behauptet hatte. Alte Lügnerkuh.
    Ich fand einen großen Kartoffelsack, den ich für mein Vorhaben für absolut geeignet hielt. Dann setzte ich mich ins Wohnzimmer und wartete. Nachdem ich die gängigen Frauenmagazine durchgeblättert, meine Fingernägel einer einstündigen Maniküre unterzogen und schließlich sogar das Rätsel in der Fernsehzeitung gelöst hatte und immer noch kein spontaner Geldsegen vom Himmel herabgefallen war (und ebenso wenig der Anruf von J. K. Rowling, ihr neustes Buch zu lektorieren), machte ich mich auf den Weg zum Briefkasten. Ich sollte die Sache mit den Geldtalern abhaken, wir leben im Jahr 2011, da werden nur noch Gutschriften versandt.
    Doch der Briefkasten enthielt nichts außer einem Lidl-Prospekt– und meinen Kontoauszügen.
    Ich witterte Morgenluft. Wenn das nicht ein Wink des Universums war!
    Als ich den Brief öffnete, freute ich mich zunächst über die dreistellige Zahl, die fett gedruckt unten stand. Dann erst sah ich das kleine » s« vor der Ziffer. Ich war im Soll. Und zwar nicht zu knapp.
    Nun wurde ich aber langsam doch ein bisschen ungeduldig. Ich ging wieder nach oben. Hm. Einen Rechner hatte ich keinen mehr, jedenfalls keinen, der funktionierte. Ich musste aber unbedingt ins Internet!
    Sollte ich es wagen? Heimlich? Würde bestimmt ganz schnell gehen, und Spuren würde ich auch keine hinterlassen. Das würde er gar nicht merken. Ganz bestimmt nicht.
    Ich schlich mich ins Wohnzimmer zurück, wo Konrad seinen Laptop lagerte. Nein, nicht Laptop. Sakrileg! Heiligstes aller Heiligtümer! Superempfindlich und sauteuer und garantiert nix für meine klebrigen Pfoten.
    Scheiß drauf.
    Ich fuhr den Rechner hoch und loggte mich bei meiner Bank ein. Der dreistellige Soll auf meinen Kontoauszügen konnte ja nur ein kosmisches Versehen sein, quasi ein esoterischer Treppenwitz der Weltgeschichte. Huch, Entschuldigung, Frau Rautenberg, wir haben ganz vergessen, den achtzehnstelligen Geldbetrag auf dem Auszug zu vermerken, der vor Kurzem von einem anonymen Gutmenschen auf Ihr Konto überwiesen wurde, verzeihen Sie bitte, wir holen das umgehend

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