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Ich nehme alles zurück und behaupte das Gegen

Ich nehme alles zurück und behaupte das Gegen

Titel: Ich nehme alles zurück und behaupte das Gegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Rautenberg
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nach.
    Zwischen der Zahl auf dem Papier in meiner Hand und der Zahl, die mich auf der Bankseite unter » Finanzstatus« begrüßte, gab es tatsächlich eine Differenz.
    Allerdings keine, die mich glücklich gemacht hätte.
    Ich klickte auf Aktualisieren.
    Und noch einmal.
    Und noch einmal.
    Und noch einmal.
    Ich holte mir einen Kaffee.
    Und klickte auf Aktualisieren.
    Und noch einmal.
    Und noch einmal.
    Und noch einmal.
    Mein Finanzstatus blieb standhaft.
    Ich wollte gerade zu einem erneuten Aktualisieren-Klick ansetzen, da klingelte es an der Tür. Wie erfreulich! Ich rechnete fest damit, dass Guido Cantz, der Moderator der glücklicherweise sehr bald wieder eingestellten Sendung Deal or no Deal vor meiner Tür stand und mir einen vollen Geldkoffer überreichen wollte. Oder wenigstens Harry Wijnvoord mit tollen Sachgeschenken! Oder Peter Bond vom Glücksrad: Ich nehme die Waschmaschine, den DVD -Festplattenrecorder, das Tandem, die Kletterausrüstung, das Glätteisen und das Topfset! Und ’nen neuen Rechner.
    Stattdessen: der Postbote. ZONK !
    Mit einer Hand wedelte ich meinen indonesischen Hauselfen, der gerade zur Tür geeilt kam, um sie zu öffnen, großbürgerlich wieder in die Küche zurück.
    » Hallo, ich hab hier eine Sendung für Rautenberg.«
    » Ich hab aber gar nichts bestellt«, sagte ich vorsichtig, nahm das Paket aber geifernd und speicheltriefend entgegen. Ein Paket! Eine Überraschung! Ich durchforstete mein Hirn, stieß aber auf keine mittlere bis größere Bestellung aus dem Bereich Online-Shopping in letzter Zeit.
    Umso besser! Ich bekam einfach so Sachen zugeschickt! Hatte die deutsche Marktwirtschaft also endlich kapiert, welches Potenzial in mir schlummerte.
    Ich riss dem Postboten das Päckchen aus der Hand und schmierte eine Unterschrift auf sein elektronisches Unterschriftengerät. Dann hastete ich in die Wohnung und machte mich unverzüglich daran, die Kartonage aufzureißen. Währenddessen wurden meine Augen immer größer, mein Blick immer ungläubiger: Vor mir lag ein niegelnagelneuer Laptop.
    Ich drehte ihn ungläubig von einer Seite zur anderen. Hallo? Wo kam der denn her? Hatte Amazon gesehen, dass ich in den letzten Stunden immer wieder nach neuen technischen Untersätzen für mein bescheiden laufendes Klein(st)unternehmen gesucht hatte, und mir ungefragt, einfach so, aus reiner Nächstenliebe (und weil ich, sofern liquide, eine so gute Kundin war), einen neuen Laptop geschickt? Oder hatte die geneigte Leserschaft den letzten Notgroschen zusammengelegt, damit die gefeierte Starautorin (hüstel) bloß niemals aufhörte zu schreiben? Ich war gerührt!
    Wer auch immer der edle Spender war, tat im Endresultat ja eigentlich auch nichts zur Sache. Geschenkt ist geschenkt! Und einem geschenkten Gaul schaute man bekanntlich nicht ins Maul…
    Moment mal. Gaul. Geschenk.
    Ich riss den Lieferschein auf. Da stand es, groß und fett und wirklich gar kein bisschen zu überlesen: Ein gewisser Konrad Paulsen hatte bei Amazon die Bestellung aufgegeben.
    Und bezahlt!

Heute back ich, morgen koch ich
    Dienstag, 26 . Juli, um 08 : 21 Uhr
    » Wie, was soll das heißen, von jedem anderen würdest du ihn annehmen, nur von mir nicht?«
    Ich hatte zur Feier des Tages gestern Abend noch einen kleinen Streit vom Zaun gebrochen.
    » Ich lass mir doch von dir nicht meinen Rechner bezahlen!«, donnerte ich.
    Konrad schüttelte nur den Kopf, als stünde der wirklich allerdämlichste Mensch der Welt vor ihm. » Aber deine alte Möhre reparieren darf ich, oder was?«
    Der allerdämlichste Mensch der Welt (ich) war von der Spitzfindigkeit dieses Konters so überzeugt, dass ihm die eigenen Argumente kurzerhand ausgingen. Übersprungsartig streckte ich ihm die Zunge raus und stampfte mit der linken Hacke einmal fest auf den Boden. » Ich lass mir von dir nix bezahlen! Ich bin nicht käuflich!«
    Mein Freund sah mich zweifelnd an. Dann begann er– wie so oft– zu lachen. » Du siehst aus wie Rumpelstilzchen.«
    Vor Wut stampfte ich ein zweites Mal auf. Rauch stieg aus meinen Nasenlöchern.
    Konrad giggelte. » Wie ein Rumpelstilzchen, das Polka tanzt.« Er zog mich an sich.
    Ich war aber noch gar nicht fertig, und vor allem noch gar kein bisschen in Versöhnungsstimmung!
    » Komm mal her, mein kleiner Zinnsoldat«, lullte Konrad mich ein. » Ich wollte dir doch nur eine Freude machen. Ich weiß, dass du momentan ein bisschen klamm bist, und ohne Rechner wird’s doch nicht besser, hm?« Ich spielte die Leberwurst

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