Ich nehme alles zurück und behaupte das Gegen
hüpfend und lustig pfeifend von der Arbeit.
» Hallo, Liebling!«, flötete er. » Ich hab den ganzen Tag versucht, dich zu erreichen.«
» Oh. Ja. Mein Handy ist… äh…« Absichtlich nicht in der Nähe, wenn ich versuche zu arbeiten und du achtundzwanzig Mal am Tag versuchst, mich anzurufen, und deswegen: » …aus.«
» Ach so. Schade, ich hab es nämlich fast nicht ausgehalten vor Aufregung!« Er riss mir den Wasserkasten aus der Hand, den ich gerade nach unten tragen wollte. » Du sollst doch nicht mehr so schwer heben.«
Fassungslos nahm ich ihm den Wasserkasten wieder ab. » Spinnst du?«
» Du bist doch schwanger!«, jauchzte Konrad und fiel mir um den Hals.
» Wer sagt das?«
» Na, meine Mutter!«, sagte Konrad und lief fröhlich trällernd die Stufen runter.
Also, jetzt schlägt’s dreizehn. Sind die so doof, oder tun die nur so? Als Konrad die Treppe wieder hochkam, grinste er immer noch. » Ach, Baby, das wird so toll!«
» Nix Baby!«, sagte ich, deutlich angepisst. » Ich bin nicht schwanger.«
Konrads Gesicht fiel in sich zusammen. » Bist du nicht?« Er überlegte. » Wieso nicht?«
Gut. Da fiel mir jetzt ad hoc auch keine schlagfertige Antwort ein. » Wieso nicht, wieso nicht? Wieso sollte ich?«
» Aber meine Mutter hat doch gesagt…«
» DEINE MUTTER !«, unterbrach ich ihn dröhnend und ignorierte, dass sich im unteren Stockwerk eine Haustür öffnete. Da wollte wohl jemand unseren Disput belauschen. Bei uns sitzt man halt noch in der ersten Reihe. » Deine Mutter will so dringend ein Enkelkind, dass sie wohl Realität und Wunschdenken ein bisschen durcheinanderbringt.«
Konrad überlegte. Und dann lächelte er. » Na ja, das spielt ja keine Rolle, Julilein, wir wissen ja beide, dass man dich zu deinem Glück manchmal zwingen muss. Dann machen wir eben jetzt ein Baby, Prophezeiung hin oder her.«
Und dann trottete er dämlich grinsend in die Wohnung, suchte nach dem Metermaß und begann, mein Arbeitszimmer zu vermessen. » Glaubst du, wir kriegen einen Jungen oder ein Mädchen? Ich mein nur, wegen der Wandfarbe.«
Ich schloss ihn in meinem Arbeitszimmer ein, setzte mich vor den Fernseher und drehte die Lautstärke hoch, um seine Rufe, ich möge ihn bitte wieder rauslassen, nicht hören zu müssen. Zum Glück glaube ich nicht an diesen ganzen Wahrsagensquatsch!
Ayo Technology
Freitag, 22 . Juli, um 14 : 21 Uhr
Das gibt’s doch nicht! Mein Rechner ist kaputtgegangen! Einfach so, von einer Sekunde auf die andere, swusch, Saft weg. Schwarzes Bild. Nur noch ein mickriges Blinken vom Tower, wie der müde schlagende Rhythmus eines allzu schwachen Herzens, wie man ihn in diesen Krankenhausserien immer sieht. Mist!
Ausnahmsweise rief ich mal bei Konrad an und heulte ihm was vor. Konrad, ganz der Fachmann, interessierte der plötzliche Herztod meines Computers fast gar nicht. Ihn interessierte nur eine Sache: » Hast du Back-ups gemacht?«
Äh… Back-was?
» Datensicherung?!«
Ups. Ich schluckte. » Ja, ja. Hab ich mal gemacht, vor Kurzem.«
Im Februar.
Um von diesem peinlichen Umstand abzulenken, erklärte ich Konrad lang und breit, welche Piepslaute in welcher Frequenz und Lautstärke ertönten, was passierte, wenn ich auf diverse Knöpfe drückte (um es kurz zu machen: gar nichts, bei keinem der Knöpfe), zog auf seinen Befehl hin diverse Kabel raus, versuchte, neu zu starten, und brach schließlich heulend über der Tastatur zusammen.
» Also«, diagnostizierte Konrad, » hört sich nach Mainboard an.«
» Toll! Kann man das reparieren?«
» Nee, du brauchst ein neues«, erklärte mein Freund mit seiner besten Telefonseelsorgerstimme. » Am besten, wir setzen den Rechner bei der Gelegenheit sowieso mal ganz neu auf und schauen, was sonst noch ersetzt werden sollte.«
Das klang gut. Das klang professionell. Ich beglückwünschte mich selbst, mir keinen Anwalt oder Steuerberater als Freund ausgesucht zu haben, sondern einen Computerfuzzi. » Datensicherung hast du gemacht, sagst du?«
Öhm…
» Wann denn die letzte?«
Pfhh…
» Juli?«
Es half ja doch nichts. » So, äh… vor ein paar Monaten?«
Ich hörte Konrads Kopfschütteln geradezu durch die Leitung. » Ach, Süße. Das war nicht klug.«
» Ja, ja, seh ich ein. Mach ich auch beim nächsten Mal anders.«
» Solltest du«, sagte Konrad, » aber für dieses Mal isses rum.«
Ich stutzte. Was hieß hier rum?
» Ich muss es mir noch mal in Ruhe angucken, wenn ich wieder zu Hause bin«, erklärte Konrad, »
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