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Ich nehme alles zurück und behaupte das Gegen

Ich nehme alles zurück und behaupte das Gegen

Titel: Ich nehme alles zurück und behaupte das Gegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Rautenberg
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und schmollte mich ein. » Und schau mal, ich zahl doch auch so wenig Miete, seit ich hier wohne. Auch kaum was für Sydney, das übernimmst fast alles du.« Mein Widerstand bekam leichte Risse. » Und ich seh das auch gar nicht als Almosen, sondern eher als Investition in die Zukunft!« Ich bröselte. » Ich glaub an dich und an dein kleines Unternehmen, deswegen lege ich Geld darin an. Wie an der Börse.« Da war er hin, der Widerstand.
    » Aber bei mir gibt’s keine Rendite«, bäumte ich mich ein letztes Mal auf.
    » Klar gibt’s die!«, sagte Konrad und kuschelte sich enger an mich. » Bei mir sind Naturalien als Währung gern gesehen.«
    Wo war eigentlich mein Problem? Ich hatte einen zuckersüßen Freund, der ausnahmsweise mal mitdachte, mir mit Rat und Tat zur Seite stand, in meine blühende (oha!) Zukunft investierte und mich bedingungslos unterstützte, und ich machte Theater. Wie immer. Na toll! Ich überlegte, was mich gerade mal wieder so bescheuert machte.
    Klar, kam es mir in den Sinn, ich würde Konrad nie einfach so mal einen Rechner schenken können. Normalerweise gab ich mir immer größte Mühe, möglichst kreative und einfallsreiche Geschenke zu machen, damit niemanden– eingeschlossen meiner Person– störte, dass es keinen hohen Sachwert hatte. Ja, ja, ich weiß, es geht nicht ums Geld. Manchmal aber schon. Und zwar dann, wenn dir dein Liebster was Teures schenkt und du mal wieder in die Klamottenkiste greifen musst. Dann macht das schon was aus, finde ich.
    Ich dachte weiter nach. Und dann traf mich die Erkenntnis knüppelhart zwischen die Beine. Hätte ich Eier, ich wäre schmerzerfüllt zusammengebrochen. Wenn das der prophezeite Reichtum sein sollte, konnte ich mir den (mittlerweile nicht mehr ganz so) unerwarteten Geldsegen eindeutig abschminken und musste wohl endlich wieder der verkaterten Realität ins Gesicht blicken. Heute im Angebot: Selbst gebackene Probleme, ganz frisch an der Kuchentheke.
    Menno.

Glaube, Liebe, Hoffnung
    Freitag, 29 . Juli, um 17 : 08 Uhr
    Die Sache mit Verlust und Reichtum habe ich also abgehakt. Bis auf ein paar letzte Paninibildchen zur Frauenfußball- WM bei REWE kommt wohl auch nichts mehr. Und zu allem Überfluss fehlt mir auch noch das Frankfurter Stadion, um zumindest eine Freifahrt bei der Deutschen Bahn zu bekommen. Verdammter Mist.
    Bleiben noch die Begegnung aus der Vergangenheit und der Nachwuchs. Hoffentlich sind das zwei unterschiedliche Kapitel. Das Letzte, was ich gerade brauchen kann, ist nämlich Nachwuchs aus der Vergangenheit. Oder eine Vergangenheit mit Nachwuchs.
    Wie auch immer. Ich glaube ja sowieso nicht an den ganzen Käse! Das mit meinem Computer war ja– Konrad hört nicht auf, es zu betonen– ein längst überflüssiger technischer Kollaps und der plötzliche » Reichtum« nur eine Folge davon. Kein Grund, panisch zu werden. Und ich halte es für sehr unwahrscheinlich, dass ein abgelegter Liebhaber aus meiner Vergangenheit plötzlich vor Konrads und meiner Tür steht, und die Alimente für ein gemeinsames uneheliches Kind einklagt.
    Äh, halt. Ich stehe zwar manchmal etwas neben mir, aber DAS hätte ich mitbekommen. Glaube ich.

Immer wieder sonntags
    Sonntag, 31 . Juli, um 12 : 16 Uhr
    Konrad und ich schälten uns heute Morgen gerade aus dem Bett, als das Telefon klingelte.
    » Wird meine Mutter sein«, sagte Konrad und legte mir den Hörer vor die Nase.
    » Was soll ich denn damit?«, fragte ich, aber Konrad zuckte nur mit den Schultern, grinste und verschwand im Badezimmer.
    Wie schon die letzten Tage, die ich wehrlos und von der miesen Auftragslage ausgelaugt auf neue lukrative Großprojekte gewartet hatte, war tatsächlich kein bekannter Starautor, sondern Günther am Apparat.
    » Juli«, zwitscherte sie lerchengleich. Ich bekam einen spontanen Tinnitus. » Wie geht es Ihnen?«
    » Wie gestern. Und wie am Freitag, am Donnerstag und am Mittwoch. Gut.« Ich war ja so was von genervt von diesen Schwangerschaftskontrollanrufen! » Und ich bin nicht schwanger«, fügte ich deswegen hinzu.
    Günther stieß einen leisen Seufzer der Enttäuschung aus. » Ach, nein. Sind Sie nicht. Aber was nicht ist, kann ja noch werden!«
    Konrad kam aus dem Badezimmer und lächelte immer noch breit. Ich zeigte ihm einen Vogel und versuchte, ihm das Telefon in die Hand zu drücken, aus dem gerade die wohlmeinenden Ratschläge von Günther geflötet kamen.
    » Sie sollten gut auf sich aufpassen, Juli. Essen Sie gut? Bewegen Sie sich genug? Raten

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