Ich nehme alles zurück und behaupte das Gegen
wollte.
Ach, manchmal ist das Leben doch…
Lassen wir das, Fluchen ist schlecht für die Haut ab dreißig.
Ich weiß ja gar nicht, was eigentlich mein Problem ist. Mir geht’s doch gut! Konrad ist zum Glück nicht der, den ich immer haben wollte, denn dann wäre ich nicht seit zehn Monaten, zehn Tagen und fünfzehn Stunden mit ihm zusammen. Dann hätte ich mich schon lange von ihm getrennt oder wäre feierlich abserviert worden, wenn er so wäre, wie ich mir immer meine Traummänner ausmalte. Und aussuchte.
Nein, Konrad ist anders, und mir geht es gut, ich bin zwar immer noch weit davon entfernt, normal zu sein, jawohl, N- O-R-M -08/15- A-L , aber ich bin ruhiger, entspannter und vielleicht sogar ein kleines bisschen besser als vorher. Glaube ich.
Und dann erscheint plötzlich Moritz mit einem krähenden Kind auf der Schulter und wirft mein so mühsam zusammenargumentiertes Leben wieder durcheinander.
Die zentrale Frage meiner seit mehreren Tagen andauernden Überlegungen lautet: Wie wäre mein Leben, wenn Moritz mein Konrad wäre? Würde es mir besser gehen als jetzt? Schlechter? Anders? Wäre anders gut?
Und was will uns der Autor damit eigentlich sagen?
Ist die Katze aus dem Haus
Sonntag, den 7 . August, um 16 : 29 Uhr
Und jetzt ist Konrad auch noch weg. Vorerst nicht grundsätzlich, sondern auf Geschäftsreise. Aber das dicke Ende kommt bestimmt noch. Der Alte riecht nämlich Lunte.
Als er mir letzten Mittwoch verkündete, dass er spontan nach London müsse, weil da irgendeine Konferenz über irgendein Programm sei, was demnächst Markteinführung habe und » absolut state of the art« sei, da packte mich das kalte Grauen. Nein! Lass mich nicht allein!, dachte ich und sah Konrad winselnd an. Wenn man mich alleine lässt, mache ich Unsinn. Garantiert.
» Wie lange?«, entfuhr es mir, und ich konnte nur schwer an mich halten, um nicht auf seinen auf Hochglanz polierten Budapestern zusammenzubrechen.
» Och, Baby«, sagte Konrad genervt, » nur eine Woche.«
Eine. Volle. Woche. Voller. Gedanken. An. Moritz. O Gott, o Gott, o Gott. Ich kenne mich. Bislang hatte ich mich ja noch irgendwie zusammengerissen, mir nichts anmerken lassen. Es war in der letzten Woche ja auch nicht so, dass ich vollkommen unvermittelt wildfremde Menschen auf der Straße angebrüllt hätte oder ohne Vorwarnung in Tränen ausgebrochen wäre. Ich war einfach nur ruhiger als sonst, nachdenklicher, in mich gekehrter. Was Konrad vollkommen verständlicherweise skeptisch machte.
» Normalerweise bist du doch gar nicht so anhänglich«, sagte er und entwand sich meinem Klammergriff. Ich hing wie ein Äffchen an seinem Hals.
» Kannst du bitte anrufen?«, fragte ich. » Jeden Tag?«
Mein Freund staunte Bauklötze. » Ruf ich dir normalerweise nicht viel zu oft an?« Ja. Schon. Aber Normalerweise ist heute aus. Heut gibt’s kalte Küche mit offenem Fenster, verdammtes Brett. » Ich weiß echt nicht, was du willst. Damals, als ich in Japan war, war’s dir zu wenig.« Kunststück. Dass einem nichts zu wenig ist, finde ich nicht besonders erstaunlich. » Und du hast nichts Besseres zu tun, als diesen Typen…«– autsch!– » …kennenzulernen. Und ich hab ein schlechtes Gewissen und melde mich seitdem öfter, und das ist dir auch nicht recht. Frauen, ey!«
Mit einem Kopfschütteln verließ er das Wohnzimmer. Ich blieb sitzen und sah zu, wie die Erkenntnis langsam vor meinen Augen Gestalt annahm. Ach, darum rief Konrad immer so oft an! Er hatte Angst, dass ich wieder in fremden Gewässern fischte!
Männer. So viel Sand und so wenig Förmchen.
Ice Ice Baby
Montag, 8 . August, um 17 : 10 Uhr
Wenn mein Kopf mal wieder Purzelbäume schlägt, geht doch nichts über eine angemessene Portion Eisfachabtauen!
Ich beginne in den grauen Morgenstunden. Die Nacht habe ich mir mit meinem eigenen Hirnfick versaut, der Gedankensalat lag mir schwer im Magen, was wieder mal die Tatsache bestätigt, dass man keine allzu schwer verdauliche Nahrung vor dem Schlafengehen zu sich nehmen sollte. Ich zücke das Brotmesser und beginne, stoisch und mit einem stetig wachsenden Gefühl von Erleichterung, das Eis aus dem Eisfach zu hacken.
Moritz also. Nein, nicht Moritz, Exfreund also.
Exfreunde an sich sind eine komische Sache. Das weiß ich nicht nur seit letztem Jahr, als ich in meiner eigenen Vita nach einem neuen Freund gesucht und deswegen diverse Exfreunde wiedergetroffen habe. Warum gerade da? Na ja, ich dachte, vielleicht hab ich ja was Gutes
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