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Ich pfeife auf den Tod!: Wie mich der Fußball fast das Leben kostete (German Edition)

Ich pfeife auf den Tod!: Wie mich der Fußball fast das Leben kostete (German Edition)

Titel: Ich pfeife auf den Tod!: Wie mich der Fußball fast das Leben kostete (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Babak Rafati
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hatte Folgen für mich, die meine Familie gar nicht absehen konnte. Ich galt nun als pathologischer Wiederholungstäter und wurde fortan scharf bewacht. Egal, wie oft ich behaupten würde, ich sei wieder gesund, niemand würde mir hier mehr Glauben schenken. Ich war verloren. Fühlte mich lebendig begraben unter einer Grabplatte, die aussah wie eine Glastür ohne Klinke.
    Im Hintergrund aber bahnte sich Hilfe an. Meine Familie hatte aus der Gewissheit heraus, dass meine Depression kein vorüberziehendes Formtief war, eine fieberhafte Suche nach einer für mich passenden Klinik begonnen. Dort, wo ich war, würde ich mich einer Behandlung weiterhin widersetzen. Bei allen war angekommen, dass ich mich in der absoluten Todeszone befand und völlig abstürzen würde, wenn sie nicht einen Arzt finden würden, dem ich vertrauen und dessen Unterstützung ich annehmen würde. Auch die Ärzte der Klinik unterstützten uns und machten meiner Familie den Vorschlag, zwei renommierte Fachkliniken in Freiburg oder Lübeck aufzusuchen. Sie waren der Überzeugung, dass es mir guttun würde, eine räumliche Distanz zu meiner ganzen Umgebung zu bekommen – auch zu meinen nächsten Angehörigen.
    Während Rouja mir in der Klinik beistand, telefonierten Arno und mein Vater zusammen mit meinem Rechtsanwalt Dr. Sven Menke den ganzen Tag über Kliniken durch, die man uns empfohlen hatte, um ein für mich maßgeschneidertes Therapieprogramm zu finden.

Mein Weg aus der Depression
    Die Lösung all meiner Probleme lag förmlich direkt vor meiner Haustür. Mein Anwalt hatte ohne mein Wissen mit dem DFB Kontakt aufgenommen und war auf ein Angebot Theo Zwanzigers zurückgekommen, uns mit den Erfahrungen des DFB bei unserer Suche nach einer Klinik zu unterstützen, was ich zuvor aus Stolz abgelehnt hatte. Ich war keine Ausnahme. Weltklassespieler wie Sebastian Deisler beendeten ihre Karriere, um ihr Leben zu retten und sich behandeln zu lassen, Torwart Markus Miller und Erfolgstrainer Ralf Rangnick nahmen sich eine Auszeit. Der FC-Bayern-Spieler Vinícius Rodrigues Borges, Breno genannt, zerstörte sein Leben, weil er sich nicht behandeln ließ, noch nicht einmal wusste, was mit ihm los war, als er aus einem Affekt heraus und in tiefster Verzweiflung in der Nacht zum 20. September 2011 seine Villa in München-Grünwald anzündete und zu drei Jahren Gefängnis verurteilt wurde. Und dann ist da natürlich die Erinnerung an den Ausnahmetorwart Robert Enke, der sich in meiner Heimatstadt in Sichtweite seines Hauses nach einer jahrelangen Depression das Leben nahm. Seine Frau Teresa gründete nach dem Suizid ihres Mannes die Robert-Enke-Stiftung, die Menschen mit Depressionen und Kindern mit Herzfehlern helfen will.
    Hierhin vermittelte uns der DFB einen Kontakt. Auf der Homepage der Robert-Enke-Stiftung las ich: »Robert Enke hat das Leben geliebt. Als er einmal in Santa Cruz auf Teneriffa als Torwart arbeitete, ging er oft zum Hafen hinunter, setzte sich auf eine Treppe und sah still dem geschäftigen Treiben zu. Der reine Anblick des Lebens machte ihn glücklich. Als er sich am 10. November 2009 das Leben nahm, wurde vielen Menschen in den entferntesten Winkeln der Welt schlagartig klar, wie wenig wir doch von der Krankheit Depression verstehen: Oder wie konnte es sein, dass sich ein Mensch umbrachte, der so herzlich, so einfühlsam, so stark war; der das Leben doch so sehr liebte? Wie sehr und wie plötzlich mussten die düsteren Gedanken der Krankheit über ihn hergefallen sein.« Ich erschrak, wie genau diese Beschreibung auf mich passte, das war ich, genau derselbe Zustand. Fast auf den Tag genau zwei Jahre nach dem Suizid von Robert Enke brauchte ich dringend Hilfe – und endlich bekam ich sie.
    Die Stiftung vermittelte uns an das Klinikum Wahrendorff in Sehnde, die größte Privatklinik Europas, nur wenige Kilometer von unserer Wohnung entfernt. Die Klinik war mir vorher schon mehrfach empfohlen worden – aber blind, wie ich war, hatte ich alles abgelehnt, was nach stationärer Behandlung in einer Klinik aussah. Der Chef der Klinik und zugleich Gesellschafter von Hannover 96, Dr. Matthias Wilkening, hatte meinen Aufenthalt befürwortet. Da mein Zustand inzwischen besorgniserregend war und in meiner Krankenakte sicher auch die Vermerke »Wiederholungstäter«, »stark suizidgefährdet« und wahrscheinlich auch »schwieriger Patient« standen, wurde ich ohne größere Wartezeit aufgenommen. Der Chefarzt der Klinik, Dr. Michael Hettich, hatte

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