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Ich pfeife auf den Tod!: Wie mich der Fußball fast das Leben kostete (German Edition)

Ich pfeife auf den Tod!: Wie mich der Fußball fast das Leben kostete (German Edition)

Titel: Ich pfeife auf den Tod!: Wie mich der Fußball fast das Leben kostete (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Babak Rafati
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Zustand gerade war. Und so war es wie ein Abschied von Gefährten, mit denen man die Hindernisse und Prüfungen eines großen und lebensgefährlichen Abenteuers gemeinsam bestanden hat. Marcel, mein Lauftherapeut und zugleich sportlicher Leiter der Klinik, schenkte mir zum Abschied ein gerahmtes Foto von uns beiden, das er nach einem Training mal spontan mit dem Handy geknipst hatte. Ich lache auf dem Foto und strahle eine tiefe Zufriedenheit aus. Marcel meinte, dieses Foto habe ihn nach seiner langjährigen Tätigkeit ungeheuer motiviert, Menschen durch Bewegung und Sport helfen zu können. Es sei ein tolles Gefühl, einen zuvor so kranken und in der Anfangsphase hoffnungslosen Menschen nunmehr mit einem so entspannten Lächeln entlassen zu dürfen. Das Foto steht bei mir auf dem Schreibtisch und ich schaue es jeden Tag gerne an, weil daraus eine aufrichtige Freundschaft entstanden ist.

Zurück ins Leben
    Dr. Hettich hatte uns vorgeschlagen, für die erste Zeit nach der Entlassung aus der Klinik einen Urlaub im Land »Weitweitweg« zu buchen, damit wir uns beide in einer völlig entspannenden Umgebung in Ruhe erholen und Abstand zu den Geschehnissen der Vormonate gewinnen konnten. Wir entschieden uns deshalb für die andere Seite der Weltkugel, Asien, und flogen für drei Wochen nach Malaysia. Wir waren nicht nur den tief hängenden Winterwolken Hannovers entkommen, sondern auch einer unglücklichen Zeit, die uns zunehmend unwirklich fern und nur noch als Albtraum erschien. Gestartet waren wir in Hamburg durch schwarze Gewitterwolken hindurch. Zu gerne ließen wir all das Erlebte weit unter uns, zogen immer schneller und höher davon. Als wir wieder aufwachten, sahen wir den Sonnenaufgang über dem Indischen Ozean. Wir waren diesem unglaublich schönen Licht eine lange Nacht entgegengeflogen und wir breiteten unsere Arme aus, als die ersten Sonnenstrahlen in einem satten Orange durch unsere Kabinenfenster fielen. Sofort dachte ich an Dr. Hettich und seine Übung, sich von schlechten Gedanken und üblen Stimmungen nicht herunterziehen zu lassen und sich einfach vorzustellen, wie man mit einem Flugzeug durch eine Gewitterfront fliegen muss: Es ruckelt und blitzt, aber irgendwann kommt immer wieder blauer Himmel und strahlender Sonnenschein – irgendwo auf der Welt scheint immer die Sonne.
    Es war, als würden wir in ein völlig neues Leben eintauchen. Schon als wir am Reiseziel angekommen durch den Flughafen gingen, überkam mich ein so starkes Gefühl von Freiheit, dass ich vor Glück fast hätte schreien und zugleich weinen wollen. Ich sah nur Amerikaner, Japaner und hauptsächlich Einheimische – niemand würde mich hier erkennen, geschweige denn wissen, wer ich war. Wir verbrachten in Malaysia eine wunderschöne Zeit, ohne Internet, ohne Handy, ohne deutsches Fernsehen und vor allem ohne Zeitungen. Wir waren nur für uns da. Zunächst war noch das alte Misstrauen da, wenn ich aus dem Hotelzimmer ging, schaute ich wie in der Klinik zunächst den Gang nach rechts und nach links und verließ das Zimmer erst, wenn ich keinen Menschen sah. Aber das hatte sich schon am zweiten Tag gegeben. Ich begann, mich langsam ins Leben zurückzutasten und dann förmlich loszuspurten, mit hocherhobenen Armen wie ein Hundertmeterläufer auf der Ziellinie. Ich war wieder frei. Rouja und ich waren endlich wieder frei.
    ■ ■ ■
    Bevor wir in den Urlaub fuhren, hatte ich meine Kündigung an die Sparkasse Hannover geschickt, weil ich anderen nicht zur Last fallen wollte und weil ich Angst hatte, das man vielleicht aus Mitleid zu mir halten würde.
    Ich war jetzt seit fast drei Monaten krankgeschrieben und hatte Angst vor einer Rückkehr, weil ich die Reaktionen meiner Kollegen nicht einschätzen konnte. Als wir nach drei Wochen Mitte März 2012 aus dem Urlaub zurückkamen, hatte ich die Antwort auf meine Fragen im Briefkasten. Wieder schrieb mir der Vorstandsvorsitzende Walter Kleine, im Namen des Vorstands und meiner Kollegen in der Bank einen Brief, in dem stand: «Nicht nur wir persönlich im Vorstand, sondern alle hier in der Sparkasse, Ihre Kolleginnen und Kollegen haben mit Ihnen empfunden und empfinden mit Ihnen. Wir alle wünschen uns, dass Sie in die Sparkasse zurückkehren.« Mein Arbeitgeber bot mir an, mein Arbeitsverhältnis ruhen zu lassen, ich sollte mir alle Zeit nehmen, meine Kündigung zu überdenken bis sich mein Gesundungsprozess so stabilisiert hätte, dass ich über das Angebot, weiter in der Sparkasse zu

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