Ich pfeife auf den Tod!: Wie mich der Fußball fast das Leben kostete (German Edition)
anberaumten Pressekonferenz im Medienzentrum des Stadions den Spielausfall offiziell bekannt. Der Kölner Sportdirektor Volker Finke und der Mainzer Manager Christian Heidel sprechen von einem Unfall im Hyatt-Hotel: »Wir haben zwischen 14:00 und 14:15 Uhr die Nachricht bekommen, dass es einen Unfall des leitenden Schiedsrichters gab. Wir haben in dieser Situation natürlich sofort mit den verantwortlichen Stellen beim DFB und der DFL kommuniziert. Die Situation wurde somit schnell mit mehreren Personen betrachtet. Das Ergebnis ist, dass das Spiel nicht stattfindet.« FC-Pressesprecher Tobias Schmidt: »In der Kürze der Zeit konnte kein Ersatzmann kommen.« Finke ergänzt: »Die Absage des Spiels ist keine Entscheidung, die vom FC Köln oder von Mainz 05 getroffen wurde, sondern von der spielführenden Instanz über uns. Ich kann keine weiteren Details sagen.« Fragen nach Rafatis Zustand könne man nicht beantworten: »Ich weiß nur, dass er lebt«, sagt Horstmann. Finke wehrt weitere Reporterfragen ab: »Dass das Spiel nicht stattfinden kann, ist der Situation angemessen und richtig, ebenso dass wir nicht in Details rumstochern. Alles Weitere übernimmt die Presseabteilung des DFB und der DFL.« Die abgesagte Partie zwischen den »Geißböcken« und der Tuchel-Elf werde noch in diesem Jahr an einem Wochentagstermin nachgeholt. Ein Nachholtermin stehe bisher nicht fest, eine kurzfristige Neuansetzung in der laufenden Woche werde es nicht geben. Denn bereits am Freitag würden die Geißböcke im Westderby bei Borussia Mönchengladbach spielen. »Das Schwierigste wird sein, einen Termin zu finden, zumal die Mainzer noch im Pokal sind«, sagt FC-Geschäftsführer Claus Horstmann. »Der Stellvertretende Geschäftsführer der DFL , Holger Hieronymus,hat uns mitgeteilt, dass das Spiel in dieser Woche aus dem Spielkalender herausgenommen wurde«, sagt Finke. Und noch eine bittere Nachricht: Die Sperren für Martin Lanig (5. Gelbe Karte) und Henrique Sereno (Platzverweis in Bremen) gelten nun im Derby im Freitagsspiel gegen Mönchengladbach. Die Eintrittskarten behalten ihre Gültigkeit. Die Bundesliga steht nach dem Drama um den Spielabbruch in Köln unter Schock, doch der Ball rollt trotzdem.
16:15 Uhr: Erst in der Halbzeitpause hat sich das Drama in Köln auch in den Spielerkabinen der Bundesliga herumgesprochen und ist das beherrschende Thema. Bei den anderen am Nachmittag zeitgleich um 15:30 Uhr begonnenen Spielen liefen die meisten Profis ahnungslos auf. In den ersten Reaktionen zeigen sich alle Akteure erschüttert. »Ich habe es unmittelbar nach dem Spiel erfahren. Mir fehlen dafür die Worte. Ich bin schockiert«, sagt Wolfsburgs Torhüter Diego Benaglio.
Der Schalker Spieler Lewis Holtby spielt an diesem Tag gegen Nürnberg: »Ich habe es gehört, als ich vom Platz gekommen bin, und habe eine Gänsehaut bekommen. Auch im Fußball sollte die Menschlichkeit im Vordergrund stehen. Schiedsrichter sind keine Maschinen. Sie sind auch nur Menschen. Es herrscht ein enormer Druck, wenn sie vor 60.000 oder 80.000 Zuschauern pfeifen.« Horst Heldt, Manager von Schalke 04: »Ich habe es erst kurz vor Spielbeginn erfahren und den Trainer informiert. Wir haben es aber nicht an die Mannschaft weitergegeben. Wir sind alle sehr geschockt und bestürzt. Das Wichtigste ist, dass er sich wieder stabilisiert hat. Jetzt gilt es, ihm zu helfen.« Schalkes Trainer Huub Stevens kommentiert die Spielabsage in Köln: »Die Gesundheit ist immer das Allerwichtigste. Da ist Fußball nur Nebensache. Ich kann mir vorstellen, dass nach solch einer Nachricht niemand spielen will.« Die Begegnung in Gelsenkirchen jedoch findet plangemäß statt. Fredi Bobic, Sportdirektor des VfB Stuttgart: »Das war erst mal ein Schock. Es ist unbegreiflich, dass so etwas passieren kann. Ich will mir jetzt dazu aber keine Meinung anmaßen, wenn so vieles noch unklar ist. Das Gute ist, dass Babak Rafati außer Lebensgefahr ist.«
Lukas Podolski, Stürmer beim 1. FC Köln, in Anspielung auf den zwei Jahre zurückliegenden Suizid von Robert Enke: »Es ist schon erstaunlich, in welcher Häufigkeit das alles passiert. Aber man muss immer aufpassen, dass man nicht alle Themen in Zusammenhang mit dem Fußball stellt. Man weiß ja nicht, was dahintersteckt.« Podolski kritisiert im Kölner Express die »Schweiger«, die nur dann mitreden, wenn etwas Dramatisches geschehen ist: »Man muss auch dann appellieren, wenn gerade einmal nichts passiert. Im Tagesgeschäft. Ich
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