Ich schenk dir was von Tiffany's
schlechtes Gewissen.
Was hatte sie sich bloß dabei gedacht, den Ring einfach an sich zu nehmen? Es war verrückt und irrational und vor allem dumm gewesen, zumal die Sache sie eigentlich gar nichts anging.
Doch Terri konnte nicht einfach zusehen, wie ihre Freundin hinters Licht geführt wurde. Da es für sie nun eindeutig war, dass der Ring Ethan gehörte, er aber viel zu nett war, um das zu sagen, hatte sie etwas unternehmen müssen.
Also hatte sie am Sonntagnachmittag, als Rachel den Ring bei der Arbeit in der Küche auf ein Regal gelegt hatte, die Gelegenheit beim Schopf gepackt. Rachel war nach vorn in die Backstube gegangen, um Ware aufzufüllen, und schwuppdiwupp hatte Terri den Ring in den Teig gesteckt, den sie gerade knetete. Das fertige Brot hatte sie Ethan dann mitgegeben.
Inzwischen war ihr klargeworden, dass sie dabei überhaupt nicht an Rachel gedacht hatte. Sonst hätte sie sich überlegt, wie verstört ihre Freundin sein würde, wenn sie feststellen musste, dass der Ring verschwunden war.
«Weil Sie ihn von Gary niemals zurückgekriegt hätten», erklärte sie Ethan jetzt. «Und von Rachel hätten Sie ihn bestimmt nicht zurückverlangt.»
«Trotzdem, das war sehr anständig von Ihnen, und dabei kennen Sie mich doch gar nicht.»
Aber sie kannte Ethan gut genug, um zu wissen, dass er ein guter Mensch war. Das zeigte sich allein schon daran, dass es ihm so widerstrebte, Rachel zu verletzen. Als Terri ihm das sagte, lachte er leise. «Sie meinen, ich bin ein waschechtes Weichei.»
«Macht nichts. Sie haben es gut gemeint, und seit ich Gary die Wahrheit entlockt habe, wusste ich, dass ich ihn damit nicht durchkommen lassen konnte.»
«Aber wie geht es jetzt weiter? Mit Gary und Rachel, meine ich. Ich nehme an, dass Gary ihr alles gebeichtet hat?»
«Soweit ich weiß, hat Gary noch gar nicht erfahren, dass der Ring verschwunden ist.» Aber bald würde es so weit sein, dachte Terri und biss sich auf die Lippe.
«Die arme Rachel. Sie geht bestimmt die Wände hoch.»
«Ja.» Trotzdem war es das Beste so, da war Terri sicher. «Aber darüber müssen Sie sich keine Gedanken mehr machen.»
«Noch mal ganz herzlichen Dank. Allerdings wünschte ich, Sie hätten mir gesagt, dass Sie den Ring in das Brot eingebacken haben.» Terri meinte, einen Anflug von Bedauern aus seiner Stimme herauszuhören.
Sie runzelte die Stirn. «Ich konnte es Ihnen ja schlecht direkt sagen, aber ich habe versucht, es Ihnen mitzuteilen. Wissen Sie noch, wie ich Ihnen geraten habe, das Brot gleich auf dem Rückflug zu essen?» Sie kicherte. «Ich habe gehofft, dass Sie sich keinen Zahn daran ausbeißen würden.»
«Nun ja, es kam dann ein bisschen anders.» Ethan erzählte ihr, dass Vanessa den Ring gefunden hatte. «Wir waren beide ziemlich überrascht.»
«Ach je. Dieser Ring scheint wirklich ein Eigenleben zu haben. Aber Ende gut, alles gut, oder? Vermutlich darf ich Ihnen gratulieren?»
«Ja, ja, das dürfen Sie», stimmte er zu.
Doch irgendwie klang das in Terris Ohren gezwungen. War er denn seit seinem Besuch in Dublin so hingerissen von Rachel?
Sie musste zugeben, dass Ethan und Rachel gut zusammenpassen würden. Beide waren Träumer, Romantiker, hatten ständig Angst davor, andere zu verletzen, und waren stets bereit, das Beste in ihren Mitmenschen zu sehen.
Mit anderen Worten, ihnen fehlte jeglicher Sinn für die Realität.
Terri stieß einen tiefen Seufzer aus. «Dass ich auf diese Weise eingegriffen habe, war vielleicht nicht die beste Lösung. Aber wissen Sie, ich habe nicht richtig nachgedacht. Ich war auf hundertachtzig, weil Gary Rachel und uns alle so an der Nase rumführt, und als Sie dann kamen, war er so unverschämt, dass er nicht mal zugegeben hat, was passiert ist.»
«Als ich zum Flughafen gefahren bin, wusste ich auch nicht mehr, was ich noch tun sollte. Ich war so sicher gewesen, dass Mr. Knowles zugeben würde, dass alles ein großer Irrtum war und … Na ja, ich fürchte, ich war nicht darauf vorbereitet, dass Rachels Situation mir so zu Herzen gehen würde.»
Hmm. Da war auf jeden Fall etwas im Busch, dachte Terri. Sollte sie auch in dieser Sache etwas unternehmen? Aber nein, sie hatte sich schon genug eingemischt. Wenn Ethan sich für Rachel interessierte, musste er das selbst regeln. Und hatte er sich nicht gerade verlobt? Oh Gott, waren denn alle Männer so unbeständig, selbst die netten?
«Früher oder später muss die Wahrheit über diese Verlobung ans Licht kommen», sagte sie.
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