Ich schenk dir was von Tiffany's
merkwürdigen Gesichtsausdruck seiner Verlobten sah, wurde Gary argwöhnisch. Rachel wirkte, als trüge sie das Gewicht der Welt auf den Schultern.
Scheiße, hatte Terri doch etwas ausgeplaudert? Oder hatte Rachel irgendwie von dem Überwachungsvideo erfahren, hatte Greene und seine Einkaufstaschen darauf gesehen und zwei und zwei zusammengezählt? Oder, noch schlimmer, hatte sie mit seiner Mutter gesprochen?
Gary beruhigte sich ein wenig, als Rachel ihn umarmte und an sich drückte. «Danke, dass du gekommen bist.»
«Kein Problem. Was gibt’s denn?»
Sie war nervös, fiel Gary auf, und das war so ungewöhnlich, dass es ihn auch nervös machte.
Rachels Stimme war leise. «Ich weiß nicht, wie ich es dir sagen soll …» Sie schüttelte den Kopf, und ihre Augen füllten sich mit Tränen. Gary rutschte das Herz in die Hose. Scheiße. Wollte sie sich etwa von ihm trennen, wollte sie die Hochzeit absagen? Er wunderte sich, wie sehr ihn diese Vorstellung erschreckte, obwohl er den Heiratsantrag doch mehr oder weniger gezwungenermaßen gemacht hatte.
Gut, Rachel fuhr manchmal etwas zu sehr auf das ganze sentimentale Brimborium ab, aber so waren Frauen nun mal, oder? Sie gehörte zu den wenigen Menschen, die ihm das Gefühl gaben, ein toller Mann zu sein. Er fand es schön, sie in seinem Leben zu haben, und ihm war klar, dass er wahrscheinlich nie wieder eine Frau wie sie finden würde.
Rachel glaubte an ihn, sie sah zu ihm auf und hielt ihn für großartig, obwohl um ihn herum alles zusammenbrach. Sie wusste es nicht, aber sie war der einzige Grund, weshalb er trotz aller Probleme seinen Optimismus behielt. In diesem Moment, als es aussah, als könnte er Rachel verlieren, mochte Gary sich ein Leben ohne sie nicht mehr vorstellen.
«Was denn? Was … was willst du mir sagen?», fragte er stammelnd.
Rachel schaute auf ihre linke Hand, und erschrocken registrierte Gary, dass sie ihren Verlobungsring nicht trug.
«Ich habe ihn verloren.»
«Rachel, ich kann dir alles erklären –», begann Gary, aber beide hatten gleichzeitig angefangen zu sprechen, und nun wusste er nicht, ob er sich verhört hatte. «Wie bitte?»
Mit gesenktem Blick sagte Rachel: «Ich habe den Ring verloren. Es tut mir wahnsinnig leid. Ich wollte dir nicht sagen, dass ich ihn vermisse, bevor ich nicht sicher war, aber ich habe in den letzten drei Wochen alles abgesucht, und –»
«Stopp mal», unterbrach Gary sie. Er war verdattert, aber auch ein wenig erleichtert, dass sie diejenige war, die sich entschuldigte. Trotzdem schrillten in seinem Kopf die Alarmsirenen. «Seit drei Wochen ist er weg?»
Etwa so lange war es doch her, dass Ethan Greene in Dublin gewesen war und versucht hatte, ihm den Ring abspenstig zu machen. Da war etwas im Busch, so viel war Gary klar.
Rachel nickte. «Es tut mir so leid. Ich weiß, ich hätte eher was sagen sollen, aber ich habe so gehofft, er würde wieder auftauchen. Ich dachte, ich hätte ihn vielleicht abgenommen und irgendwo im Bistro liegen lassen, aber keine Spur. Glaub mir, ich habe wirklich überall gesucht. Es ist, als hätte er sich in Luft aufgelöst.»
«Keine Spur. In Luft aufgelöst.» Gary dachte so fieberhaft nach, dass er nur einzelne Wörter wiederholen konnte.
Rachel streckte die Hand nach ihm aus, weil sie seine Reaktion als Wut missdeutete. Und er war tatsächlich wütend, aber aus einem anderen Grund, als sie vermutete. Er war stinksauer, weil er sicher war, dass hier dieser Ethan Greene und höchstwahrscheinlich auch Terri ihre Finger im Spiel hatten. Kein Wunder, dass er nichts mehr von dem Mann gehört hatte.
Rachel weinte jetzt hemmungslos. «Bitte entschuldige. Ich bin in den letzten Wochen fast wahnsinnig geworden, ich konnte nicht mehr schlafen und nicht mehr essen, ich musste immer an den Ring denken und wie viel er gekostet hat.»
Gary konnte sich vorstellen, wie schlecht es ihr ging, und er wollte sie wirklich beruhigen. Aber wie sollte er sie in die Arme nehmen und ihr sagen, es sei alles gar nicht so schlimm, wenn er angeblich ein paar Tausender für den Diamanten ausgegeben hatte?
Andererseits brachte er es nicht übers Herz, so zu tun, als sei er sauer, denn Rachel war so verzweifelt und hatte offenbar schon eine ganze Weile deswegen Stress gehabt.
Also starrte er auf den Fußboden wie einer, der sich bemüht, eine derartige Neuigkeit zu verarbeiten. «Ich muss sagen, damit hätte ich überhaupt nicht gerechnet», sagte er wahrheitsgemäß, und Rachel
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