Ich schenk dir was von Tiffany's
war und der im Frühling eine dreiwöchige Fahrt durch Europa plante, sie tatsächlich heiraten? Und wenn er sich seine Verletzungen wirklich bei einem Motorradunfall zugezogen hätte? Wie wäre ihr dann zumute? Oder wenn –
Sie riss sich zusammen und verbot sich das Grübeln. Normalerweise konnte sie sich gut auf das Positive konzentrieren, aber vielleicht hatten Garys Heiratsabsichten sie doch so überrascht, dass sie nicht ganz bei sich war. Schließlich hatte dieser Mann ihr einen erschreckend teuren Diamantring gekauft und war jetzt bereit, sich von seiner sensiblen Seite zu zeigen. Ja, das musste es sein, was sie so durcheinanderbrachte.
«Guten Morgen, Lieber», sagte sie, als Gary aufstöhnte. «Fröhliche Weihnachten.»
Er brauchte gute neunzig Sekunden, bis er den Kopf ein wenig gedreht hatte und antworten konnte. «Hallo … hab ’nen Unfall gehabt …», nuschelte er. «So ein Idiot hat mich angefahren.»
«Ich weiß, ich weiß – ein Taxi. Aber es ist nicht so schlimm. Ich meine, du hast keine schweren Verletzungen, und … Ach, Gary, es tut mir ja so leid.» Irgendwie fühlte Rachel sich verantwortlich. «Es sollte so eine tolle Reise werden. Ich kann’s noch gar nicht glauben. Soll ich deine Familie anrufen? Ich war nicht sicher, ob –»
«Ja … verdammte Dumpfbacke», brummte Gary kaum vernehmlich, bevor ihm die Augen wieder zufielen. Rachel hoffte, dass er damit den Taxifahrer meinte und nicht sie.
«Hey, tut mir leid, dass ich so neugierig bin», flüsterte Kim plötzlich von der Tür her, «aber was redet er denn da immer?»
Rachel grinste. «Ach, wissen Sie, wir Iren kennen eine Menge Schimpfwörter.»
«Ach so. Entschuldigen Sie, aber ich muss das mal sagen, ich finde den Akzent richtig sexy.» Kim kicherte, trat ans Bett und hantierte am Infusionsbeutel. «Obwohl er die blauen Flecken im Gesicht hat, sehe ich, warum der Mann es Ihnen so angetan hat …»
Rachel lächelte stolz. «Ja, ich bin immer noch bis über beide Ohren verliebt», antwortete sie. «Ich wünschte bloß, ich könnte ihm irgendwie klarmachen, dass ich …» Sie schwieg, und als Kim sie fragend ansah, schüttelte sie den Kopf. «Ich kann manchmal einfach den Mund nicht halten», setzte sie ein wenig reuevoll hinzu.
Sie wusste nicht, ob es daran lag, dass sie am Weihnachtstag in einer fremden Stadt praktisch allein war, oder ob es die Aufregung über ihr großes Geheimnis war, aber irgendwie fühlte sie sich in Gegenwart dieser Krankenschwester sehr wohl. Vielleicht kam es auch daher, dass Kim bereits einige Erfahrung im Zusammenleben mit einem Motorradfan gesammelt hatte.
«Weihnachten», murmelte Gary plötzlich. «Hab was ganz Tolles für dich … warte mal ab, bis du’s siehst.» Er schien mit sich selbst zu reden, und Rachel fragte sich, ob ihm überhaupt bewusst war, dass sie sich im Raum befand. «Und meine neuen Manschettenknöpfe solltest du mal sehen …» Das war alles, was er herausbrachte, bevor die Medikamente wieder ihre Wirkung taten.
«Na, jetzt bin ich ja erst recht neugierig!» Kim lächelte Rachel zu. «Was könnte er Ihnen denn so Tolles besorgt haben?»
«Eigentlich weiß ich es schon mehr oder weniger», gestand Rachel. Sie konnte es nicht mehr für sich behalten und hoffte, dass es ihr Gewissen erleichtern würde, wenn sie sich jemandem anvertraute. «Ich habe das Päckchen schon aufgemacht.»
Kim staunte. «Ehrlich? Und was war drin?»
Als Rachel keine Antwort gab, sondern stattdessen einen betretenen Blick auf den schlafenden Gary warf, runzelte Kim die Stirn. «Ich hab das Gefühl, Sie können jetzt gut eine Tasse Kaffee und ein Pläuschchen vertragen», sagte sie grinsend. «Ich hab gleich Pause. Kommen Sie mit? Er wird gar nicht merken, dass Sie weg sind, glauben Sie mir.»
Rachel schaute von Kim zu Gary. Nein, und weglaufen konnte er schließlich auch nicht. «Danke, sehr gern», antwortete sie.
«Ich kann nicht weit weggehen, aber wir können uns Kaffee aus dem Automaten holen, und dann setzen wir uns zusammen ins Foyer», sagte die Krankenschwester und schickte sich an, das Zimmer zu verlassen.
«Danke. Das ist wirklich nett von Ihnen.» Rachel freute sich, dass sie jemandem ihr Herz ausschütten konnte. Es fiel ihr immer schwer, etwas für sich zu behalten.
«Sie hatten also große Pläne für Weihnachten?», fragte Kim, als die beiden ihren Kaffee samt Zucker und Rührstäbchen zu einem Tisch trugen. «Eine Reise von Irland hierher ist ja nicht gerade ein
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