Ich schenk dir was von Tiffany's
konnten sie, falls sie wirklich länger blieben, schlecht im Krankenhaus kampieren, bis es Knowles besserging. Vanessa war ohnehin schon misstrauisch genug.
Ethan hob die Kaffeetasse und trank, aber er hätte genauso gut Spülwasser trinken können. Ihm wurde klar, dass er seit dem Weihnachtsmorgen, als alles angefangen hatte, nichts Richtiges mehr gegessen und auch nichts geschmeckt hatte.
«Was machen wir jetzt, Dad?», fragte Daisy. «Wollen wir einfach zu Tiffany’s gehen und Vanessa einen neuen Ring kaufen?»
Ach, die gesegnete Naivität einer Achtjährigen! Als hätte er Zehntausende einfach so in Reserve.
Er griff nach dem Cookie, an dem Daisy gerade geknabbert hatte. Vielleicht würde der Zucker gegen seine Übelkeit helfen. «Lass mich mal abbeißen.»
«Aber Dad, du sollst davon nicht so viele essen!»
«Wer sagt das?», neckte er sie. «Zu viele Cookies? Das geht doch gar nicht.» Er schob sich den ganzen Keks auf einmal in den Mund, wie das Krümelmonster aus der Sesamstraße.
Daisy kicherte. Bei diesem Klang wurde ihm stets leichter ums Herz. «Dad, du bist albern.»
«Nein, du.»
«Nein,
du
!»
Und während Ethan mit seiner Tochter herumalberte, ging ihm auf, dass es – mochte kommen, was wollte – immer ein weibliches Wesen geben würde, das ihm alles in hellerem Licht erscheinen ließ.
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Kapitel 9
«Ich weiß, es klingt fast wie ein Wunder, oder?» Rachel telefonierte mit Terri. Sie hatten sich in den letzten Tagen nur Nachrichten hinterlassen und sprachen jetzt zum ersten Mal persönlich miteinander.
Nach dem erschreckenden Zwischenfall vorhin im Krankenhaus war Garys Zustand inzwischen wieder stabil. Allerdings war er noch nicht richtig bei Bewusstsein, weshalb Rachel immer noch auf ihren Heiratsantrag wartete. Da es wenig Sinn hatte, auf der Station herumzuhängen, war sie Kims Rat gefolgt und ins Hotel zurückgefahren, um sich auszuruhen. Die Krankenschwester hatte versprochen, sie anzurufen, sobald sich an Garys Verfassung etwas änderte.
Und nun hatte Rachel die Gelegenheit ergriffen, ihre beste Freundin anzurufen und ihr von den großen Neuigkeiten zu berichten.
«Ich kann nur sagen, wenn er dich dann endlich fragt, muss er sich vor dich hinknien. Sonst kriegt er, wenn er das nächste Mal herkommt, nur ein einziges Bier serviert, und zwar über den Kopf. Nein, lach nicht, das ist mein voller Ernst!»
Aber Rachel musste trotzdem lachen. Diese Kabbelei über Gary zwischen Terri und ihr hatte schon Tradition. Dabei spürten sie jedoch immer beide, wie sehr sie sich mochten und dass sie jederzeit auf die Hilfe der anderen zählen konnten.
Rachel und Terri hatten sich vor vielen Jahren auf der Gastronomiefachschule kennengelernt, und nachdem sie im Backunterricht zu einer Zweiergruppe eingeteilt worden waren, war ganz schnell eine intensive Freundschaft entstanden.
Gleich am ersten Tag hatten sie einen Hefezopf gebacken. Kaum dass er aus dem Ofen war, hatte Rachel ein Stück abgebrochen, es in beiden Händen unter die Nase gehalten und den Duft und die Wärme eingesogen. «Was ist das nur mit dem Geruch von frischem Brot?», hatte sie gefragt und leise stöhnend die Augen geschlossen.
«Keine Ahnung, aber bevor du hier vor meinen Augen einen Orgasmus kriegst: Du solltest dir deine Ekstase für mein berühmtes Sauerteigbrot aufsparen», witzelte Terri. «Da läuft dir das Wasser im Mund zusammen, und du kriegst weiche Knie. Ja, mein Sauerteig hat mich und meinen letzten Freund auseinandergebracht. Er war eifersüchtig, ist damit nicht klargekommen.»
Rachel prustete los. «Nee, warte nur, bis du ein warmes Stück von meinem sizilianischen Olivenbrot im Mund hast, bis es dir auf der Zunge zergeht, dann verstehst du, wovon ich rede.»
«Na los, dann her damit», hatte Terri sie herausgefordert.
Das war der Anfang. Damals war Rachel ein Mädel vom Lande gewesen, Dublin war neu für sie, und sie hatte kaum Freundinnen, während Terri in der Stadt geboren und aufgewachsen war. Am nächsten Abend trafen die beiden sich nach dem Unterricht in einem billigen Restaurant zum Essen, und von da an waren sie unzertrennlich.
Die Wochenenden verbrachten sie im St. Stephen’s Green, dem Park mitten in Dublin, wo sie bei Körben mit frischem, selbstgebackenem Brot, Käse, Obst und viel Wein stundenlang plauderten. In den nächsten Monaten hatten sie Rezepte, Lebensgeschichten und Träume miteinander geteilt und waren sich immer näher gekommen.
Die gemeinsame Liebe
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