Ich schenk dir was von Tiffany's
wiederum hatte sie gebeten, sich während seiner Abwesenheit um Daisy zu kümmern.
Nachdem sie am Silvesterabend beschlossen hatten, dass sie zusammen wohnen wollten, wirkte Vanessa viel fröhlicher, und sie hatte auch schon ein paar Mal in Richmond übernachtet. Aber bevor sie ihre Wohnung auflöste und richtig bei ihm und Daisy einzog, war noch einiges zu organisieren.
«Und erklärst du mir noch mal, warum du fliegst? Das kam alles so plötzlich.»
«Na ja, eigentlich auch wieder nicht.» Ethan bemühte sich, ganz locker zu klingen. «Du weißt ja, wie ich mich gefreut habe, in New York diese Agentin zu treffen. Und da habe ich einfach beschlossen, jetzt richtig mit dem Buch loszulegen.»
«Verstehe.» Doch sie klang eher so, als würde sie gar nichts verstehen. «Und was hat Irland mit dem Buch zu tun?»
Ach herrje, dass sie aber auch so hartnäckig sein musste! «Ich recherchiere dort erst mal.»
«Ach so. Dein Roman spielt jetzt also auch in Irland?»
Ethan lächelte angespannt. Dieses Kreuzverhör war ihm äußerst unangenehm. «Schon von Anfang an. Ich hatte bloß noch nicht recherchiert, du weißt ja, ich habe das alles vor mir hergeschoben. Aber jetzt hat das neue Jahr angefangen, und dann hat Daisy mich ja auch mit der Nase drauf gestoßen …» Ethan hielt das Weihnachtsgeschenk seiner Tochter hoch. «… und da habe ich mir gesagt, dass ich einfach ins kalte Wasser springen muss. Gute Vorsätze und so …»
«Es freut mich wirklich, das zu hören.» Vanessa lächelte, und Ethan atmete auf, weil die Geschichte mit dem Buch ihn wieder einmal gerettet hatte. «Und die Kritiker lieben ja irische Elemente in Romanen – der gute konservative Katholizismus», witzelte sie vergnügt. «Diese Agentin in New York muss das sehr positiv aufgenommen haben, was du bisher gemacht hast. Wie hieß sie noch mal?»
«Äh, Rachel … Knowles. Sie hat bei einer größeren Agentur gearbeitet, aber jetzt hat sie sich gerade selbständig gemacht», sagte Ethan. Verdammt, er hasste diese Lügerei, aber unter den gegebenen Umständen ging es schlicht und einfach nicht anders. «Du wirst wohl kaum von ihr gehört haben», fuhr er mit einem nervösen Lächeln fort, und in diesem Moment spazierte Daisy ins Zimmer. Ethan hätte sie küssen können. Gerettet …
«Hallo, Schätzelchen», gurrte Vanessa, als Daisy sich neben sie aufs Bett setzte. «Ich ziehe deinem Vater gerade aus der Nase, warum er sich dieses Wochenende nach Dublin absetzt und uns allein lässt.»
Daisy lächelte Ethan verschwörerisch zu.
«Wegen seinem Buch, das hat er doch gesagt.»
«Ich weiß, aber …» Vanessa schaute von Ethan zu Daisy. «Wisst ihr was?», sagte sie plötzlich. «Lasst uns doch zusammen fliegen – zu dritt.»
Ethan fuhr hoch. «Nach Dublin?» Er schluckte. Auf keinen Fall durfte sich das Desaster von New York wiederholen, wo er dauernd Ausreden hatte erfinden müssen, um sich davonmachen zu können.
«Ja, warum denn nicht?», sagte Vanessa lächelnd. «Tickets für Daisy und mich können wir uns doch leicht am Flughafen besorgen. Ich bin schon eine ganze Weile nicht mehr bei meinen Eltern gewesen, und Weihnachten habe ich sie ja auch nicht gesehen, weil wir in New York waren.» Vanessas Eltern lebten in einem Vorort von Dublin, aber sie besuchte die beiden nur selten, und Ethan war erst ein einziges Mal dort gewesen, um sie kennenzulernen.
«Aber was ist mit meinem Klavierunterricht?», jammerte Daisy theatralisch, und Ethan warf ihr einen dankbaren Blick zu. Seine Tochter wusste genau, worum es ging. In den letzten Tagen hatte er ihr seine Pläne und auch die Notlügen dazu genau erklärt. «Ich darf nicht schon wieder eine Stunde versäumen. Ich hänge doch wegen New York schon hinterher.» Sie schaute Ethan so trotzig an, wie sie nur konnte. «Ich will nicht schon wieder weg, Dad.»
Ethan sah Vanessa an und zuckte hilflos die Achseln. «Deine Idee ist gut, aber Daisy hat recht. Wir sind gerade erst von einer Reise zurückgekommen, da sollten wir nicht gleich die nächste anschließen. Außerdem werde ich ja doch die meiste Zeit arbeiten.» Er wandte sich wieder seiner Packerei zu. «Es ist wohl besser, wenn wir eine günstigere Gelegenheit abwarten – die nächsten Ferien vielleicht? Dann könnten wir auch einen richtigen Besuch bei deinen Eltern einplanen und eine Weile bei ihnen bleiben, das ist doch schöner als so eine Stippvisite.»
«Vielleicht hast du recht.» Vanessa schien nachzudenken, und Ethan wusste,
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