Ich schenk mir taeglich rote Rosen
steif hältst.«
»Edna, mein ganzer Körper ist steif, weil ich von Kopf bis Fuß mit Vaseline beschmiert bin und an Morton’s Zeh leide.«
»Was ist Morton’s Zeh?«
»Das ist Joggerlatein. Es bedeutet, daß meine zweite Zehe länger ist als meine große, daß sie entzündlich gerötet ist und jeden Moment abfallen kann.«
»Hat dir nie jemand gesagt, daß du eine schlechte Körpersprache sprichst?«
»Schlechte Körpersprache? Willst du mich aufheitern?«
»Nein, ich meine es ernst. Wenn ich eine Frau sehe, die so sitzt wie du, weiß ich sofort, das ist eine Frau mit sexuellen Hemmungen, defensiv, introvertiert und neuen Ideen nicht zugänglich.«
»Und das alles weißt du, wenn du mich nur anschaust?«
»Aber ja doch. Ich kann dir auch sagen, daß Bello«, sie zeigte auf ihren Hund, »unerfüllt und unruhig ist und Angst und Frust abreagiert.«
Ich schüttelte ungläubig den Kopf. »Das ist ja wirklich toll. Wie hast du denn das herausgekriegt?«
»Er hat eben auf deinen Schuh gepinkelt.«
Ich ging nach Hause, hinkte ins Schlafzimmer und nahm mein Jogger-Tagebuch zur Hand.
Auf Seite l schrieb ich das Datum und darunter: »Erma begann mit dem Training und beließ es dann bei der alten Kondition.« Dann schlug ich es zu.
Dicht daneben lag Jim Fixit’s Buch auf dem Nachttisch. Ich betrachtete mir den Einband, stellte mich vor den Spiegel und hielt meine Beine so wie er. Meine Schuhe zu 40 Dollar waren bespritzt von Dreck und Bello. Die rosa Senkel hingen trübselig herab, und auf meinen schönen rosa Samthosen waren Ölspritzer.
Ich zog die Hosenbeine hoch:Meine Beine sahen nicht aus wie die von Mr. Fixit.
Wie sage ich meiner besten Freundin, daß ihre Körpersprache schlecht ist?
Vermutlich war es purer Zufall, daß einer von den Jungen, die einem die Einkäufe zum Wagen tragen, auf mein Nummernschild wies und sagte:
»Versteh’ ich nich’. TZE 403, was heißt’n das?«
»Das ist mein Kennzeichen«, sagte ich. »Das weiß ich auch, aber das gibt doch kein’
Sinn.«
»Soll es das denn?«
»Klar. Sie sind der einzige Fahrer, den ich kenn’, der nich’ was Gescheites auf dem Nummernschild hat. Irgendwas Ulkiges, mein’ ich.«
Ich sah die Reihe der parkenden Wagen hinauf und hinunter. Sie waren alle witzig.
E-Z-Duz it, I. M. Cute, Say Aaah, Paid 4, 2 Close, Call me und I drink.
»Meine Mutter hat sich g’rad neue Schilder besorgt«, sagt er. »Sie hat jetzt 28-36-42. Ich weiß, was Sie denken, aber die guten Zahlen war’n alle schon wech.« Er knallte den Kofferdeckel zu. »Sie ha’m ja nicht mal einen Aufkleber für irgendwas. Das ist aber selten.«
Auf dem Heimweg nahm ich jeden mir begegnenden Wagen aufs Korn. Der Junge hatte recht. Beim ersten Blick schon wußte man, für wen der Fahrer stimmte, wen er zu wählen gedachte, welches religiöse Bekenntnis er hatte, man kannte sein College, seinen Club, seine Devise und sein Motto.
Möglicherweise hatte Edna recht. Vielleicht schirmte ich meine Privatsphäre zu stark nach außen ab. Wenn ich es bedachte, hatte ich ja nicht mal C-B-Funk, um mich mit anderen Fahrern zu unterhalten. Nie gab ich Häusern oder Blockhütten pfiffige Namen wie Gästeheim Tautropfen, nie hatte ich meine Initialen in Gold um den Hals getragen, nirgends mein Monogramm, weder auf Blusen, noch auf Frotteetüchern oder auf dem Briefpapier. Ich war grundsätzlich gegen Namensschilder. Einmal, als mir eine Frau ein gummiertes Schild »Hallo!
Ich heiße Erma« auf den linken Busen pappte, beugte ich mich ganz nah zu ihr und fragte:
»Und wie nennen wir den anderen?«
Ich hatte ferner keinen Anrufbeantworter, von dessen Band es tönte: »Hallo-hallo. Wie nett, daß Sie angerufen haben. Am Ende des Summtons sagen Sie mir, woher Sie sind, dann rufe ich zurück und sage Ihnen, wo es liegt.« Wenn dann der Summton endete, erlitt ich gewöhnlich einen Herzstillstand bei der Anstrengung, meinen Namen zu nennen und meine Telefonnummer von meinem Apparat abzulesen.
Einmal rief ich meine Mutter an und buchstabierte meinen Nachnamen. Einmal fand ich einen Zettel, ich solle jemand zurückrufen und wählte. Eine ölige Stimme sagte schwer atmend:
»Ich hab’s ja gewußt, Süße, daß du zurückrufen wirst. Ich bin nur eben mal weg, um deinen Lieblingswein zu besorgen. Der Schlüssel liegt an der üblichen Stelle. Nach dem Summton sag mir bitte, um wieviel Uhr du hier sein kannst.«
Kein Mensch war mehr ein Geheimnis. Die T-Shirt-Mode war ausgeufert. An einem
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