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Ich schenk mir taeglich rote Rosen

Ich schenk mir taeglich rote Rosen

Titel: Ich schenk mir taeglich rote Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erma Bombeck
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einzigen Tag begegneten mir drei Anträge, vier Deklarationen, zwei obszöne Einladungen und ein so schlimmes Wort, daß ich den Wagen anhielt und dem Mädchen eine Decke umlegte.
    Eines Tages war Mutter bei mir, als wir bei Rotlicht halten mußten und eine kräftig gebaute Blondine vor uns die Straße querte. Ihre Jeans waren so eng, daß ihre Hüftknochen vorstanden wie die Handtuchhalter. Auf ihrem T-Shirt stand in großen, ins Auge fallenden Buchstaben: DIESE FLÄCHE IST ZU VERMIETEN.
    Eine Minute lang sagte keiner von uns ein Wort. Dann meinte Mutter: »Das nenne ich Werbung an hervorstechender Stelle.«
    Nun, auch ich konnte keß sein, wenn ich wollte. Eben jetzt mußten meine
    Autokennzeichen erneuert werden. Diesmal würde ich mir ganz was Tolles aussuchen. »Mit wieviel Buchstaben müssen wir auskommen?« fragte mein Mann.
    »Mit sechs«, sagte ich.
    »Mensch, die Wucht«, sagte mein Sohn. »Wie wär’s denn mit OBACHT!«
    »Kinder«, sagte ich, »ich möchte bitte kein Schild, bei dem mich die Leute mit 150
    überholen, nur um zu sehen, welcher Spinner denn da am Steuer sitzt. Ich denke mehr an ein Nummernschild, das mir ein Image gibt, eine Art Identifikation, die sich nur auf mich bezieht.«
    »›Hauskuli‹ hat wohl zuviel Buchstaben, was?« fragte mein Sohn.
    Wir müssen an die zwei Stunden dagesessen haben, ehe wir alle Kombinationen mit 6
    Buchstaben durchprobiert hatten.
    Schließlich sagte ich: »Ich hab’s. Wie wäre es mit Vit B 12?
    Was meint ihr?«
    »Damit hättest du ein Problem gelöst: die Kinder werden sich nie wieder deinen Wagen borgen«, sagte mein Mann.
    Die personenbezogenen Nummernschilder waren ein Schritt in die richtige Richtung, kein Mysterium zu bleiben. Weniger gern wollte ich, daß die Leute mich von Kopf bis Fuß
    »deuteten«. Das war dem Buch nach zu urteilen, das mir Edna geliehen hatte
    (KÖRPERSPRACHE SPRICHT JEDER) gar nicht schwer.
    Frauen, die bei Kälte die Beine übereinanderschlagen, zeigen dadurch an, daß sie Beachtung wollen. Bei Hitze jedoch war es reine Angabe.
    Ärzte, die mit dem Bleistift klopfen, wollen sich dadurch die beruhigende Gewißheit verschaffen, daß sie ihn nicht während einer Untersuchung verloren haben.
    Männer, die auf Geschäftsreisen in fremden Städten den Ehering ablegen, deuten dadurch an, daß sie lebensüberdrüssig sind.
    Frauen, die Sprechmuscheln zuhalten, während der Teilnehmer am anderen Ende spricht, hören etwas, was sie nicht hören sollten.
    Zähne, die in die Hand eines Zahnarztes geschlagen werden, drücken entschiedene Feindseligkeit aus.
    Aber selbstverständlich hatte die Sache ihre zwei Seiten. Wenn ich die Körpersprache lernte, würde ich deuten können, was andere dachten, ohne daß sie ein Wort äußerten. Ein ganzes Kapitel im Buch behandelte die fast unmerklichen Zeichen, die Männer und Frauen einander machen, wenn sie zu einander streben.
    Für dieses Thema konnte ich nicht einmal mehr mein Gedächtnis heranziehen. Es war zu lange her. Ich hätte keine Chance mehr erkannt, auch wenn ich mit der Nase darauf stieß.
    KÖRPERSPRACHE SPRICHT JEDER machte mich zu einer Autorität. Ich glaubte jede leise Andeutung übersetzen zu können, die das andere Geschlecht auf mich abfeuerte.
    Auszuprobieren, ob es auch stimmte, hatte ich keine Gelegenheit. Bis Mayva und ich beim Einkaufen zusammen einen Happen essen gingen.
    An einem Tisch unweit von uns saßen zwei Herren, die uns Blicke zuwarfen.
    »Schau ja nicht hin«, sagte ich, ohne die Lippen zu bewegen.
    »Ich sage dir, einer Frau, die Lippenstift benutzt hat, heben die Männer in Gedanken den Rock zwanzig Zentimeter in die Höhe …«
    Mayva wühlte in ihrer Handtasche. »Ja, hab’ ich denn noch welchen drauf?«
    »Wenn du ihnen in die Augen schaust und ihre Pupillen erweitern sich, bist du dran!«
    »Weißt du noch mehr so tolle Sachen?«
    »Ja. Daß sich beim Flirten die Tränensäcke glätten, das Doppelkinn strafft, die Schultern gerade richten und man den Bauch einzieht, ohne es zu wissen. Und wenn man die Brille aufsetzt, sieht man intelligenter aus als sonst.«
    Mayva stieß einen spitzen Schrei aus. »Was hab’ ich gesagt? Schnell. Einer von den beiden kommt auf uns zu.«
    »Hast du vielleicht die Beine übereinandergeschlagen?« flüsterte ich. »Das ist eine Aufforderung. Oder die Jacke aufgeknöpft? Oder bist dir mit der Zungenspitze über die Lippen gefahren? Sag bloß noch, daß du dir mit der Zungenspitze über die Lippen gefahren

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