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Ich schenk mir taeglich rote Rosen

Ich schenk mir taeglich rote Rosen

Titel: Ich schenk mir taeglich rote Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erma Bombeck
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überraschte mich daher nicht, das von Mrs. Lutz erwähnte Handbuch WIE ERZIEHE
    ICH MEINE ELTERN unter einem Stoß Zeitschriften im Badezimmer zu entdecken. Auf dem Titelblatt sah man einen Teenager verlogen lächeln. Er ließ soeben die Zeitung sinken und betrachtete aufmerksam, was seine Mutter ihm zeigte.
    Rasch durchblätterte ich das Kapitel: Wie sage ich nein zu meinen Ehem. Das WIE wußte ich ja. Nur leider nicht das WARUM! Da fiel mein Blick auf eine Überschrift: »Das Mittel-Syndrom bei Eltern. Welche Stellung innerhalb der Familie nehmen Sie ein?«
    Das war es, genau! Ein Mittel-Kind war ich nicht gewesen, aber ein Mittel-Elternteil war ich und damit weder das älteste, noch das jüngste Familienmitglied. Ich stak in der Zwielichtregion, in der einer nie etwas zum erstenmal tut, nie etwas wirklich Originelles sagt, nie etwas Neues zum Anziehen bekommt, nie reizende, allgemein belachte Aussprüche tut.
    Schon meine Stellung innerhalb der Familienkutsche bestätigte es. Als Jungverheiratete schmiegte ich mich so eng an meinen Mann, daß es aussah, als sei er allein am Steuer. Als das erste Baby kam, zog ich ganz hinüber an die Tür, damit das Baby zwischen uns Platz hatte. Als wir dann zwei Kinder hatten, hing ich chronisch über die Rücklehne, um ganz sicherzugehen, daß keines auf den Boden gerutscht war, und traf überall mit dem Po voraus ein. Vom dritten Kind an gab ich den Beifahrersitz vollkommen auf und wurde zum festen Bestandteil der Rücksitze, damit jedes Kind sein eigenes Fenster zum Hinausschauen hatte.
    Als die Car-Pools zu einem Teil meines Lebens wurden, kehrte ich zwar nach vorne zurück, aber als Dauerchauffeur.
    Nie mehr sprach jemand mit mir oder nahm sonst irgendwie von mir Notiz.
    Als die Kinder dann selber anfingen zu fahren, wanderte ich zurück auf den Beifahrersitz.
    Und in letzter Zeit wurde ich wieder in den Fond abgeschoben – sofern für mich überhaupt ein Sitzplatz vorgesehen war.
    Ich war jetzt auf heißer Spur, das wußte ich, fieberhaft blätterte ich weiter bis zu dem Kapitel Selbständigwerden. Dort hieß es, erst wenn wir allein zu stehen imstande seien, allein, ohne uns auf die Kinder zu stützen, hätten wir das Alter des Erwachsenseins erreicht.
    Verwirrend blieb die Geschichte trotzdem. Ich wußte nämlich nicht, was ich wollte.
    Manchmal wollte ich nur eines: allein sein. Zum Beispiel, wenn Freundinnen zu Besuch kamen.
    Damals, als Ivonne vorbeikam, um mir über Elaines Totaloperation zu berichten. Ehe sie ins Detail gehen konnte, pflanzte sich mein Jüngster zwischen unsere Kaffeetassen und äußerte:
    »Hündinnen werden nach so einer Operation immer fett. Hoffentlich kommt die arme Elaine drum herum.«
    Bei anderen Gelegenheiten wiederum wünschte ich, gebraucht zu werden, anderen eine Stütze zu sein. Ich schlug das Buch zu. Dieser Tag war für all so etwas ungeeignet.
    Draußen in der Küche standen 35 angebrauchte Gläser auf der Spüle. Und ich besaß gar keine 35 Gläser.
    Seit zwei Jahren ging die Haustür nicht mehr zu. In der Einfahrt standen sechs Wagen. Nur einer davon war fahrbereit.
    Das Backpulver, das ich in den Kühlschrank gestellt hatte, damit er weniger roch, war zur Hälfte aufgegessen. An der Backofentür sah man schwarze Fußabdrücke.
    Der Hund sah zu fett aus.
    Außerdem hieß es Abschied nehmen von dem reinen, natürlichen Kräutershampoo, das ohne Verschluß im Waschtisch lag und in den Abfluß sickerte. Abschied nehmen auch von der Verandaleuchte, deren Birnen alle sechs Wochen erneuert werden mußten. Und von den verschimmelten Frottiertüchern, leeren Eiswürfeltabletts und allen Etiketten, auf denen stand: für lauwarme Handwäsche, und dem Frühstücksfleisch, das sich zu trockenen Locken ringelte, weil keiner es je wieder einpackte.
    Meine sämtlichen Freundinnen hatten die Abhängigkeit von ihren Kindern hinter sich, sie waren auf Kreuzfahrt um die Welt. Ich wußte es genau, weil kein Tag verging, an dem mir nicht eine von ihnen schrieb.
    Und ich? Ich sortierte immer noch Socken, fischte Krümel aus dem Trinkwasserkrug im Kühlschrank und spielte am Muttertag die Hocherfreute über einen Käsehobel. Als nun eines Tages mein älterer Sohn seine Brille suchte, um mein Portemonnaie besser finden zu können, und der jüngere mein Autoradio auf einen Rock-Sender einstellte, wußte ich mit einem Schlag, was ich zu tun hatte.
    Ich nahm ihn beiseite und sagte: »Hör mal, für ein Kind, das eigentlich gar keine Eltern gewollt hat,

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