Ich schenk mir taeglich rote Rosen
hast du doch Glück gehabt. Ich weiß, ich habe auch viel verkehrt gemacht …«
»Wenn es wegen dem Cashmere-Pullover ist, den du hast in der Wäsche so eingehen lassen, vergiß es«, sagte er.
»Nein, es ist wegen des mangelnden Kontaktes zwischen uns. Wir können kaum je ein Gespräch führen, ohne uns gegenseitig anzubrüllen.«
»Nicht doch, Mom«, sagte er. »Jetzt sind doch die besten Jahre deines Lebens.«
Ich fing an zu weinen. »So was sagen Kinder immer. Worauf ich hinauswill: Warum kannst du mich nicht als das akzeptieren was ich bin, warum muß ich perfekt sein? Nie darf ich etwas, was alle anderen Mütter dürfen. Jetzt wird es Zeit, daß ich mich losreiße und der Mensch werde, als der ich angelegt bin. Ich finde, du solltest ausziehen und dir eine eigene Wohnung nehmen.««
Als ich ihn stehenließ, murmelte er: »Was habe ich nur falsch gemacht?«
Als am nächsten Abend Gloria zum Abendessen angelatscht kam und sich auf den nächsten Stuhl fallen ließ, machte ich ihr Mitteilung von meinem Ultimatum.
»Du bist eine vorbildliche Mutter«, sagte sie. »Hoffentlich bist du bei
TEENAGER-APARTMENT versichert.«
»Was ist denn das?«
»Das ist eine neuartige Police für die Eltern junger Leute, die ausziehen und sich eine eigene Wohnung nehmen. Die Prämien sind extrem hoch, aber sie decken den Verlust an Möbeln bis zu 5000 Dollar, Kraftfahrzeugschäden beim Wegtransport von Hauseigentum und das Auffüllen des Kühlschranks.«
»Ist das dein Ernst?«
»Mein voller Ernst. Du hast ein schlechtes Gedächtnis«, sagte sie. »Hast du vergessen wie es war, als deine Tochter ins College reiste? Das einzige, was sie zurückließ, war ein Echo.«
Mein Sohn muß meine Befürchtungen gekannt haben, denn als er ein paar Wochen später sagte: »Ich hab’ ‘ne Wohnung«, fügte er unaufgefordert hinzu: »Mach dir keinen Kummer, sie ist möbliert.«
Meine Erleichterung dauerte nur so lange, bis wir sie besichtigt hatten. Ich habe schon Aufwachräume in Kliniken gesehen, die üppiger möbliert waren.
»Brauchst du eine Bratpfanne?«
»Wozu?« zwitscherte er. »Ich ess’ ja nur einmal am Tag zu Hause.«
Ein Instinkt sagte ihm stets rechtzeitig, wann es bei uns Braten gab. Er landete wie nach Radar. Gelegentlich rief er an solchen Abenden aus dem Nebenzimmer: »Brauchst du das hier?«
»Was ist es denn?«
»Der Fernseher.«
»Selbstverständlich brauchen wir den.«
»Du kriegst dafür auch die grüne Lampe wieder.«
»Hör mal, hier ist kein Tauschmarkt.«
Zum Schluß hatte er alles – die Knüpfteppiche, die Mutter mir gemacht hatte, die Teller, die er für eine Party geborgt und nie zurückgebracht hatte, die Schreibmaschine, den Ventilator fürs Fenster, den großen Kochtopf für Spaghetti, die Badetücher, den Vierradantrieb, das Fahrrad, »das bloß dasteht und eines Tages gestohlen wird, dann siehst du es nie wieder«.
Es tat weh, daß wir keinen Pfennig Teenager-Apartment-Versicherung hatten, um unseren Verlust zu lindern.
Als er weggezogen war, wurde dann alles etwas leichter, wir hatten nur noch ein Kind in der High-School, aber wie in einer eigenen Wohnung war es trotzdem nicht.
Gloria war zufällig an dem Nachmittag bei mir, als er so böse auf mich wurde, weil kein Benzin in meinem Wagen war.
»Warum läßt du dir das alles gefallen?« fragte Gloria.
»Weil es leichter ist, als zu streiten. Außerdem würde er mich nicht anbrüllen, wenn er mich nicht lieb hätte.«
»Selbstachtung ist bei dir ein Fremdwort, was?«
»Ich habe natürlich davon gehört. Du willst mir doch nicht einreden, ich hätte keine?«
»Wenn du welche hättest, solltest du sie gelinde gesagt mehr anwenden! Du hast eben den Sprachfehler, nicht NEIN sagen zu können. Und weißt du, warum?«
Ich schüttelte den Kopf, aber mit schlechtem Gewissen.
»Weil du total unsicher bist. Du willst geliebt werden und riskierst nicht, dir einen Menschen zu entfremden.«
»Da irrst du dich«, lachte ich.
»Schön. Dann tu mir den Gefallen, geh ins Wohnzimmer und sage laut: Dies ist mein Haus. Schließlich und endlich bin ich auch wer. Ich werde jetzt ab sofort selbstbewußter.«
Eine Sekunde lang überlegte ich. Dann fand ich, ich müßte Gloria zeigen, was eine Harke ist. Ich ging ins Wohnzimmer, in dem mein Mann und mein Sohn vor dem Fernseher saßen.
»Dies ist mein Haus. Schließlich und endlich bin ich auch wer. Ab sofort werde ich selbstbewußter.«
Mein Mann sah auf. »Ich kann nicht Lippenlesen, was murmelst
Weitere Kostenlose Bücher