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Ich schenk mir taeglich rote Rosen

Ich schenk mir taeglich rote Rosen

Titel: Ich schenk mir taeglich rote Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erma Bombeck
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du da? Sprich lauter!«
    Ich räusperte mich und fing noch mal an: »Dies ist mein Haus. Schließlich bin ich auch wer. Ich werde ab sofort selbstbewußter werden.«
    »Junge«, sagte mein Mann ungeduldig, »dreh mal den Ton leiser. Deine Mutter versucht etwas zu sagen. Aber beeil dich.
    Die schießen jeden Moment ein Tor.«
    »Dies ist mein Haus. Ich bin auch wer. Ab jetzt werde ich selbstbewußter, wenn es euch recht …«

Rutscht mir den Buckel runter
    Es verging kein Morgen, an dem nicht mein Mann bei Tisch gesessen und mir die ganze Zeitung laut vorgelesen hätte. Und wenn er las, erwartete er, daß jeder Mensch in einem Radius von 100 km aufhörte mit dem, was er gerade tat, und ihm zuhörte.
    Er las mir die Leitartikel vor, das Wetter an der Westküste, was die Briefkastentante der Frau riet, deren Ehemann sich immer im Wandschrank anzog, die Sportberichte und den Ausgang des Bridgeturniers, ja sogar was in den Sprechblasen der Peanuts stand.
    Es war glasklar, was er damit unterstellte: daß ich die Zeitung nicht selber zu lesen imstande war.
    Eines Tages fing er an, mir eine Geschichte von einem Hund vorzulesen, der nach fünf Jahren wieder heimgefunden hatte.
    »Hör dir das an«, sagte er. »Ein Spaniel in Butte, Montana …«
    »Ja, ich hab’s gelesen«, sagte ich.
    »… fand nach fünf Jahren wieder heim, als die Familie auf Urlaub in …«
    »… den Everglades war und sich dort verirrte«, unterbrach ich ihn. Es war, als spräche man mit einem Kugelschreiber.
    »Während seiner Abwesenheit«, fuhr er fort, »hatte er zwei Jahre lang ehrenvoll beim Militär gedient, ein Kind vor dem Ertrinken gerettet und …«
    »… eine Drogenrazzia erfolgreich durchgeführt.«
    Diesmal sah er auf. »Hast du den Hund gekannt?«
    »Ich hab’ dir doch schon gesagt: ich hab’ es bereits gelesen.«
    »Das konntest du doch gleich sagen.«
    In Gedanken malte ich mir aus, wie ich eines Tages mit der Schere hinüberlangen, die Geschichte, die er gerade las, ausschneiden und durch das Loch lugend äußeren würde: »Ich habe auch mal lesen gelernt.« Selbstbewußtsein hatte ich eben nie viel. Ja, eigentlich war ich immer noch überzeugt, so etwas sei angeboren. Entweder man bekam es mit … oder nicht.
    Wenn eine Verkäuferin mir in die Umkleidekabine folgen wollte, mußte ich immer den Drang unterdrücken, mich zu ihr umzudrehen und zu sagen: »Der letzte, der mich im Unterkleid sah, ist blind geworden.« Aber ich tat es dann doch nicht.
    Ich hatte auch immer Lust, mich zu meiner Friseuse zu wenden und zu sagen: »Wenn ich Haare von der Konsistenz und Form eines eisernen Helmes hätte, wäre ich Wikinger.« Aber ich tat es dann doch nicht.
    Am heftigsten aber wünschte ich mir, eines Tages zu Mildred Harkshorn sagen zu können: Mildred, du kannst mir mit deinen immens begabten Kindern, die alles früher und besser tun als alle anderen, auf den Hut steigen. Übrigens habe ich irgendwo gelesen, daß zwischen superklugen Kindern und neurotischen Müttern ein Zusammenhang nicht ausgeschlossen ist.«
    Aber ich tat es dann doch nicht.
    Mildred war meine Nachbarin jenseits der Hecke, sie lebte dort mit ihrem Mann Leland und ihren zwei Kindern, Dwight David und Mirakel. Mirakel war ein Mädchen. Beide Kinder waren eine eindringliche Warnung, lieber Junggeselle zu bleiben.
    Ich hatte Mildred wirklich gern. Unsere Kinder waren miteinander aufgewachsen. Sie hatte ihre erst verhältnismäßig spät im Leben bekommen und schien der Ansicht, daß sie nach so langer Wartezeit nichts anderes sein dürften als perfekt.
    Das bestimmte ihr ganzes Leben.
    Mit neun Monaten waren sie sauber.
    Meine Kinder bekamen Rückfälle, wenn ich in ihrer Gegenwart meine Topfpflanzen sprühte.
    Ihre waren mit einem Jahr bereits von der Flasche entwöhnt.
    Meine arbeiteten pro Woche ein Dutzend Schnuller auf, indem sie sie zerbissen.
    Dwight David und Mirakel bekamen Preise bei Musikwettbewerben, beim Football und Stipendien bei »Jugend forscht.«
    Meine bekamen ein Freilos für einen Hamburger und einen Becher Malzmilch, weil sie beim Altpapiersammeln 50 Pfund zusammenbrachten.
    Nie konnte ich vom Schulparkplatz wegfahren, ohne daß Mildred ans Fenster klopfte und begeistert hervorstieß: »Dein Sohn wird dir ja von den entsetzlich schweren Prüfungsaufgaben erzählt haben, oder?«
    Mein Sohn hatte noch nie einen vollständigen Satz zu mir gesagt.
    »Ich habe Dwight David gedroht, wenn er die Prüfung verhaut, kann er nicht Captain des Baseball Teams

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