Ich schenk mir taeglich rote Rosen
werden. Es ist mir egal, daß er einstimmig von seinen Teamkameraden gewählt worden ist. Prüfungsaufgaben gehen vor. Übrigens … interessiert sich dein Sohn nicht auch für Baseball?«
Mein Sohn interessierte sich nicht einmal für den Mülleimer, wenn wir ihm fürs Hinausbringen nicht einen Scheck ausschrieben.
Naheliegend, daß man zur Schnecke wird neben einer Mutter, deren Kinder nie lügen, nie mit vollem Mund sprechen und die Dankesbriefchen schreiben, wenn sie beim Spielen in unserem Garten einen Schluck aus dem Wasserschlauch genommen haben.
Wenn ich mich jemals behaupten wollte, mußte ich mit Mildred anfangen. Eines Tages war sie gerade an ihrem Briefkasten und rief mir zu: »Hallo, da drüben? Wie geht’s denn deiner Tochter im College?«
Ich lächelte und ging zu ihr hinüber. »Prima, danke.«
»Wie war doch der ulkige Spitzname, den man ihr gegeben hat?«
»Waschi.«
»Ah, ich habe wieder einen Brief von Mirakel bekommen«, sagte sie. »Wir stehen uns so prima. Sie schreibt mir jeden Tag. Aber das tut deine Tochter sicher auch.«
»Sie hat sich vermutlich die Hausbibel auf den Fuß fallen lassen und kann daher nicht so oft zur Post gehen, wie sie möchte«, sagte ich.
»Ja, vermutlich«, meinte sie lächelnd. »Es gibt junge Menschen, die haben überhaupt kein Bedürfnis nach Familienkontakt. Sie nehmen das College zum Anlaß, alle Bindungen zu zerreißen und sich ein ganz neues, eigenes Leben aufzubauen.«
Ich war wieder in die Falle gegangen und brachte es nicht fertig, ihr Contra zu geben. Was lief da nur bei mir verkehrt? Warum konnte ich nie frei heraussagen, was ich dachte?
Als ich ins Haus ging, sah ich Helen, die eben aus dem Büro heimkehrte. »Hallo, da drüben!« rief sie. »Hast du heute schon von deinem College-Kind gehört?«
Ein zweites Mal ließ ich mich nicht aufs Kreuz legen.
»Gewiß, gewiß«, log ich. »Sie schreibt mir täglich.«
»Sie hängt also immer noch an den Schürzenbändern?« fragte Helen kopfschüttelnd.
»Mach dir keinen Kummer deswegen. Nach einer Weile wird sie geistig reifen und sich besser dort anpassen. Es dauert eben seine Zeit, bis man ein eigener Mensch ist und nicht mehr Mamas Liebling.«
Wie ich es auch machte, es war verkehrt. Was meine Kinder machten, war auch immer falsch. Wieso eigentlich waren meine Kinder vergeßlich, andere Kinder »hatten Wichtigeres im Kopf«. Meine waren fett, andere Kinder waren »robust«.
Meine waren »Spinner«, die anderen ‘nonkonformistisch’.
Meine waren faul, andere waren »profunde Denker«. Meine fielen durch, anderer Leute Kinder wurden »Opfer einer schlechten Lehrkraft«.
Eines Abends saß ich vor einer Show im Fernsehen. Mein Mann fand, ich sei müde und müsse ins Bett, damit ich morgen früh nicht kratzbürstig sei. Sprach’s und knipste das Licht aus.
Während ich mit weit aufgerissenen Augen im Dämmern hockte und auf den Bildschirm glotzte, wurde in der Talkshow eben der Autor des Buches RUTSCH MIR DEN BUCKEL
RUNTER vorgestellt, ein gewisser Dr. Emitz.
Ich war keine Sekunde im Zweifel, daß dieser Mensch ausschließlich zu mir sprach. Er sagte, Selbstbewußtsein sei kein Luxus, sondern ein unabdingbares Recht. Man brauche deshalb kein schlechtes Gewissen zu haben. Man brauche es nicht zu rechtfertigen. Man brauche nicht einmal einen Grund dafür anzugeben. Man brauche es einfach nur zu entwickeln. Er sagte, man solle seine Meinung offen heraus sagen, ohne dabei emotional oder aggressiv zu werden. Es sei am besten, sich eine Liste von Dingen zusammenzustellen, die einem auf die Nerven gehen.
Anschließend könne man sich dann überlegen, wie man sie abstellt. Er versprach, man sei dann in kürzester Zeit eine selbständige Persönlichkeit.
Ich knipste das Licht wieder an und machte mir eine Liste von allem, was mir auf die Nerven ging und was ich anders haben wollte:
Künftig werde ich nicht mehr am Frühstückstisch sitzen und mir die Zeitung vorlesen lassen.
Raucher, die mir ihren Qualm ins Gesicht blasen, werden binnen kürzester Zeit – binnen Sekunden, um genau zu sein —erfahren, wie gesundheitsschädlich Rauchen sein kann.
Ich werde unverhohlen gähnen, wenn mir jemand sexuelle Details seines Ehelebens anvertrauen will.
Ich werde nicht mehr am Telefon warten, bis Lynda wiederkommt und von mir Beifall über das schöne A-A ihres Sohnes hören will.
Ich werde mir nicht an allen Türen Krankheiten zusammensammeln, deren Namen ich nicht aussprechen kann.
Ich werde mich
Weitere Kostenlose Bücher