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Ich schnapp' mir einen Mann

Ich schnapp' mir einen Mann

Titel: Ich schnapp' mir einen Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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unbedingt ein traumatisches Erlebnis für die
Betroffenen sein musste. Warum also nicht die Gebote der Höflichkeit
beachten? »Bitte nehmen Sie nur kleine, nicht fortlaufend nummerierte
Scheine«, bat Florinda, während sie dem eingeschüchterten Kassierer die
Tasche reichte. »Packen Sie alles hinein, was Sie in der Kasse haben.
Und Sie, meine Dame – ja, Sie! –, bitte legen Sie
sich flach auf den Boden, das Gesicht nach unten. Und denken Sie daran:
Wer die Nerven behält, behält auch sein Leben …«
    Flora schüttelte den Kopf. »Scheiße«, murmelte sie. Was sie
geschrieben hatte, war gut. Sehr gut. Sogar exorbitant gut. Aber sie
kannte es irgendwoher. Woher nur? Sie zermarterte sich das Hirn, kam
aber nicht drauf.
    »Floraaa!«, brüllte Heiner.
    Flora zuckte zusammen. Aus der Küche war das Knallen von
Schranktüren und Schubladen zu hören. Er schien schlechte Laune zu
haben.
    Flora seufzte, drückte die Speichertaste und klappte den
Laptop zu. Sie wuchtete sich mit der Grazie eines Elefanten vom Sofa
hoch und ging in die Küche.
    Heiner hockte vor dem geöffneten Kühlschrank und stöberte
aufgebracht darin herum.
    »Floraaa!«, brüllte er, noch lauter als beim ersten Mal.
    »Schrei nicht so«, sagte Flora. »Das ist ganz schlecht fürs
Baby. Was ist los?«
    »Nichts ist los.« Heiner warf gereizt die Kühlschranktür zu.
»Rein gar nichts. Das ist es ja. Wir haben nicht den kleinsten Krümel
zu essen da.«
    »Das ist nicht wahr. Es ist noch Knäcke da, ein Päckchen
Nudeln, Mehl, Salz, Zucker, Weinessig, Knoblauch …«
    »Hör auf, ja? Das ist nicht witzig.«
    »Find ich auch«, sagte Flora.
    »Warst du nicht einkaufen?«
    »Nein, ich war nicht einkaufen. Und zwar aus einem ganz
einfachen Grund.« Flora reckte sich zum Aufsatz des Büfetts hoch, hob
die alte Kaffeekanne mit den Trockenblumen an und zog ein paar
Quittungen hervor. »Du hast … Moment.« Sie blätterte die
Zettel durch und überschlug die Zahlen im Kopf. »Allein in der letzten
Woche hast du für fast hundert Mark Farben gekauft. Und für über
hundertfünfzig Mark Terpentin. Das war unser Haushaltsgeld, Heiner. Und
wenn du es genau wissen willst – ich kann mich überhaupt nicht
daran erinnern, wann ich die letzte anständige Mahlzeit zu mir genommen
habe.« Sie legte die Quittungen zurück, und ihr Blick war eine einzige
Anklage. Heiner war nicht imstande, sie anzusehen, also starrte er auf
irgendeinen Punkt hinter ihr. Voller Unbehagen wurde er sich der
Schäbigkeit seiner Umgebung bewusst. Er sah das durchgewetzte Linoleum,
die alten, vom Flohmarkt stammenden Möbel. Und er erkannte überall
Floras klägliche Bemühungen, dieser unzureichenden Behausung einen
Anstrich von Behaglichkeit zu verleihen. Hier ein blühender Kaktus,
dort die Trockenblumen, da drüben die alberne Wandstickerei. Er sah das
alles und hasste dieses Eingeschränktsein, diese Falle der
Kleinbürgerlichkeit, die ihm Zwänge auferlegte und seine Kreativität
tötete. Seine Gefühle – Schuldbewusstsein, Reue, Zorn und
Auflehnung – übermannten ihn mit solcher Heftigkeit, dass er
am liebsten aufgeschrien hätte.
    Er merkte, dass er immer noch vor dem Kühlschrank hockte, und
ließ sich auf den Hosenboden fallen. Er klopfte neben sich auf das
Linoleum und streckte Flora einladend die Hand entgegen. »Komm her!«
    Sie zögerte, kam dann aber zu ihm und setzte sich schwerfällig
neben ihn auf den Fußboden. Heiner legte kameradschaftlich den Arm um
ihre Schultern.
    »Lass uns nicht streiten, okay? Demnächst kommen wieder
bessere Zeiten.«
    Es klang nicht so, als meinte er das wirklich. Und dann sagte
er genau die Worte, die Flora regelmäßig zur Weißglut trieben.
    »Bestimmt verkaufst du bald dein Buch, dann sind wir aus dem
Schneider.«
    Flora rang um Beherrschung. Er wusste, wie sehr sie es hasste,
wenn er damit anfing! Sie war noch nicht fertig! Sie würde niemals
fertig werden! Das Buch war schlecht, sie würde keinen Verlag finden,
und überhaupt …
    »Selbst wenn«, sagte sie. »Davon könnten wir nicht leben. Das
Baby …«
    »Das Baby, das Baby!«, fiel er ihr unbeherrscht ins Wort. »Ich
höre immer nur das Baby! Und was ist mit mir? Wer interessiert sich
denn für mich? Du jedenfalls nicht. Du hockst doch den ganzen Tag nur
da und schreibst!«
    Flora wurde wütend. »Das kostet wenigstens nichts, im
Gegensatz zu deiner Malerei! Verkauf du doch erst mal was! Dann könnten
wir zumindest ein Bett für das Baby kaufen!«
    Heiner nahm den Arm

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